Doping: Digel zieht vernichtendes Fazit

SID
Helmut Digel rückte erstmals öffentlich von Dieter Baumann ab
© getty

Nach seinem Abschied aus dem Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF hat Helmut Digel (71) ein vernichtendes Fazit im Kampf gegen Doping gezogen.

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"Wir stehen dem ohnmächtig gegenüber und singen nach außen hin das Hohelied der Leichtathletik", sagte Digel in einem Interview mit der FAZ: "Ich muss konstatieren, dass ich zwei Jahrzehnte lang Teil einer Heuchelei war."

Digel, von 1993 bis 2001 Präsident des DLV, hatte sich im August nach 20 Jahren im IAAF Council aus der Weltregierung der Leichtathletik zurückgezogen. Der amtierende DLV-Präsident Clemens Prokop scheiterte bei der Wahl in Peking mit seinem Ansinnen, in das höchste Gremium der IAAF einzuziehen.

Digel rückt von Dieter Baumann ab

Digel rückte zudem erstmals öffentlich von seinem ehemaligen Vertrauten Dieter Baumann (50) ab. "Mit meinem Wissen von heute würde ich den Darstellungen von damals größeren Zweifel entgegenbringen", sagte Digel. Barcelona-Olympiasieger Baumann war im Herbst 1999 positiv auf Nandrolon getestet worden, bestreitet aber bis heute, wissentlich gedopt zu haben.

Die positive Probe führte der Langstreckenläufer auf verunreinigte Zahnpasta zurück. Digel folgte damals der Einschätzung, dass Nandrolondoping für einen Läufer keinen Sinn mache.

"Diese Auffassung ist längst widerlegt. Man hat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Athleten, die am Ende ihrer Karriere sind, mit Nandrolon zumindest die Trainingsbelastung mindern und ihre Laufbahn verlängern können", sagte Digel: "Was ich seitdem über die Wirkung von Substanzen gelernt habe, vergrößert eher die Zweifel, als dass es die Position von damals erhärten könnte."

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