Wenig Stars, wenig Geld - zu viele Doper

SID
Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa hofft auf eine erfolgreiche WM in Daegu
© Getty

In einer Woche beginnen im südkoreanischen Daegu die 13. Weltmeisterschaften in der Leichtathletik. Sie rücken die Olympische Kernsportart in den Fokus der Öffentlichkeit.

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Zu wenig Stars, zu wenig Geld, zu wenig Publicity - und zu viele Doper: Dies ist die grobe Diagnose dessen, woran die Leichtathletik leidet. Eine Frischzellenkur für die oft etwas bieder daher kommende alte Dame scheint noch nicht kreiert.

Sonst stünde die olympische Königssportart besser da vor ihrer 13. Weltmeisterschaft, die vom 27. August bis 4. September im südkoreanischen Daegu über die Bühne geht.

Geldprobleme beim DLV

Stichwort Geld: Während der Weltverband IAAF nach Gerüchten um den angeblich bevorstehenden Konkurs seit zwei Jahren einen rigorosen Sparkurs fährt, sendet nun auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) den Notruf: "Wir benötigen rund 30 Prozent mehr Mittel, um im harten Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz bestehen zu können", sagt Thomas Kurschilgen.

Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sieht diese Notwendigkeit vor allem im Zeitraum 2013-2016, aber macht deutlich: "Auch vor Olympia in London haben wir zu wenig Geld."

Stichwort Publicity: Dass zwei Jahre nach der glanzvollen Berliner WM eine zweite WM-Live-Show mit Usain Bolt im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen monatelang in Frage stand, ist allein schon Zeichen des gesunkenen Images dieser Sportart.

Zuschauerinteresse rückläufig

Sie verlor dramatisch an Sendezeiten, an Umfängen in Printmedien, an Publikum in vielen Arenen, an Sponsoren und hierdurch an beliebten Meetings.

Den Abwärtstrend konnte auch die in vielen Ländern nur in Spartensendern stattfindende Diamond League nicht stoppen. Als weltumspannende Serie wird sie nie den Stellenwert der Formel-1 erreichen, die nur aus einer "Disziplin" besteht.

Dagegen ist die Leichtathletik im Bestreben, sich den Anforderungen der modernen Zeit zu stellen, zu sehr im einem Korsett mit 47 Stangen (oder Disziplinen) gefangen. Auch Springer-Meetings wie am Brandenburger Tor sind nur ein Weg, um Publikum zu gewinnen, kein Ersatz für die Meetings in den Arenen.

Stars außer Form

Stichwort Stars: Usain Bolt wurde zum Weltstar nach je dreimal Gold und insgesamt fünf Weltrekordläufen bei Olympia 2008 in Peking und der WM 2009 in Berlin. Doch wenig spricht derzeit dafür, dass der 24 Jahre alte Jamaikaner seine Fabelzeiten von 9,58 Sekunden über 100 und 19,19 über 200 m auch in Daegu auf die Bahn zaubern kann.

Die Angst geht um, dass der Überflieger in Korea seine Rennen und den Nimbus des Superstars verlieren könnte.

In seinem Schatten haben gleich mehrere Hochkaräter ihren Glanz verloren: Jelena Issinbajewa, die Überfliegerin mit dem Stab, muss nach ihrem WM-Debakel von Berlin in Daegu auf die Rückkehr zum Erfolg hoffen.

Kenenisa Bekele, der die Weltrekorde über 5000 und 10.000 m demontierte, hat kaum die Form, nach dreimal Olympia-Gold die Serie der bisher fünf WM-Titel auf der Bahn fortzusetzen. Blanka Vlasic, Kroatiens Hochsprung-Queen, scheint abgestürzt und trägt sich mit Gedanken auf den WM-Verzicht.

Daegu braucht neue Helden - noch dringender als die deutsche Leichtathletik, deren nationale Stars aus Sicht vieler leider keine populären Läufer oder Springer sind.

Dopingproblem weiter präsent

In Hammer-Weltrekordlerin Betty Heidler (Frankfurt), Diskus-Weltmeister Robert Harting (Berlin) und Speer-Vizeweltmeisterin Christina Obergföll (Offenburg) hat der DLV drei Titelaspiranten unter rund zehn Medaillenkandidaten. Doch die Bilanz von Berlin 2009 (2 Gold, 3 Silber, 4 Bronze) muss erst einmal erreicht werden.

Stichwort Doping: Zu den weit über 100 Athleten, die seit Berlin 2009 ertappt wurden und das Image der Sportart belasten, zählen aktuell zwei Sprinter, die in Daegu für insgesamt fünf Medaillen gut gewesen wären.

Steve Mullings (Jamaika), der 2009 über 4x100 m an der Seite von Usain Bolt siegte, ist als Mitfavorit über 100 und 200 m aus dem Rennen. Mike Rodgers hofft noch, dass der US-Verband ihn nicht ebenfalls suspendiert.

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