Böses Malheur kostet Fleischhauer DM-Titel

SID
Hürdenläufer Georg Fleischhauer darf bei der deutschen Leichtathletik-Meisterschaft nicht starten
© Imago

Ein böses Malheur hat 400-m-Hürdenläufer Georg Fleischhauer (Dresden) am Sonntag den Titel bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel gekostet.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die verhinderte Chance, die A-Norm für die Leichtathletik-WM zu laufen, könnte bedeuten, dass auf seiner Distanz nur ein deutscher Athlet beim Saisonhöhepunkt starten darf. Denn mit der B-Norm, die am Sonntag auch David Gollnow (Erding) als deutscher Meister in 49,56 schaffte, kann nur ein Athlet pro Nation und Disziplin in Daegu (27. August bis 4. September) dabei sein.

"Er darf nicht starten, die Regel bietet keine Chance hierfür", hatte Guenther Lohre, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), in der Affäre um die rund 35 Minuten zu spät abgegebene Startkarte, vor dem Rennen noch einmal klargestellt.

Trainerin vergisst Abgabe der Startkarte

"Ich hoffe noch immer auf irgend eine Lösung durch die Jury. Aber die Chancen stehen nicht gut", hatte der 22 Jahre alte Sachse, der die bisher in 49,50 Sekunden knapp verpasste A-Norm für die WM (49,40) in Kassel nachholen wollte, noch am Vorabend gesagt.

Das Problem entstand, weil seine mit der Dresdener 4x100-m-Staffel beschäftigte Trainerin Erika Falz vergessen hatte, die Startkarte für den 400-m-Hürden-Vorlauf rechtzeitig abzugeben. Fleischhauer durfte zwar in Runde eins außer Konkurrenz laufen und war in 49,97 Schnellster von allen. Doch er war nicht regelkonform für das Finale qualifiziert, in dem nur acht Läufer starten können.

Kurschilgen: "Alle Möglichkeiten ausgeschöpft"

"Leider gibt es keine neun Bahnen. Darum hat Georg Fleischhauer keinen Startplatz im Finale. So sind leider die Regeln. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft", sagte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des DLV.

Kurschilgen kündigte bereits vor dem Rennen an: "Wenn Georg Fleischhauer die A-Norm bis zum WM-Meldeschluss des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF am 14. August nicht mehr schafft und ein anderer die B-Norm erfüllt, könnten wir nur einen Athleten nach Daegu schicken. Denn ein zweiter Athlet kann nur dann nominiert werden, wenn ein anderer die A-Norm hat."

Deshalb müssen nun entweder Fleischhauer (bisher 49,50) oder Gollnow noch die A-Norm (49,40) schaffen, sonst bleibt einer von beiden zuhause. "Das ist natürlich ärgerlich. Aber Thomas Kurschilgen hat mir gesagt, dass auf den gesamten Saisonverlauf geschaut wird. Deshalb rechne ich mir weiter gute Chancen aus", sagte Fleischhauer.

Krantz und Linke holen Titel bei den Gehern

Mit Jahresweltbestleistung von 20:56,76 Minuten hat Sabrina Krantz den Titel im 5000-m-Bahngehen gewonnen.

Auch die Zweite Melanie Seeger (SC Potsdam) unterbot in 21:11,24 Minuten die bisherige Bestmarke der Italienerin Elisa Rigaudo (21:12,73).

Bei den Männern gewann überraschend Christopher Linke (SC Potsdam) in 39:52,96 Minuten vor dem WM-Fünften Andre Höhne (SCC Berlin/40:10,99) die 10.000 m. Platz drei ging an Carsten Schmidt (LAC Berlin/40:28,14 min).

Schwanitz schlägt Kleinert

Mit dem Erfolg über Vizeweltmeisterin und Titelverteidigerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg) hat sich Christina Schwanitz (LV 90 Thum) ihren ersten deutschen Meistertitel im Kugelstoßen gesichert. Schwanitz siegte mit 18,95 m vor Kleinert, die sich bei schwierigen Bedingungen mit 18,57 m begnügen musste.

Die deutsche Rekordhalterin Katja Demut (TuS Jena) siegte im Dreisprung mit starken 14,22 m vor Jenny Elbe (Dresdner SC/13,37). Für Demut, die im Juni den Rekord auf 14,57 m gesteigert hatte, war es der fünfte Titelgewinn hintereinander.

Esser siegt im Hammerwerfen, Harting im Diskus-Wurf

Der Olympia-Siebte Markus Esser (Bayer Leverkusen) verteidigte im Hammerwerfen seinen Titel erfolgreich mit guten 78,44 m vor Jens Rautenkranz (USC Mainz/73,70).

Im Diskus-Wurf feierte Weltmeister Robert Harting (Berlin) seinen 15. Sieg in Folge. Der Weltjahresbeste (68,99 m), der seit dem 8. August 2010 ungeschlagen ist, setzte sich mit 65,72 m vor Markus Münch (Wedel-Pinneberg) 61,47 m durch und holte sich seinen fünften Meistertitel in Folge.

Der Weltranglistensechste Martin Wierig (SC Magdeburg) blieb nach drei ungültigen Versuchen ohne Weite.

Raul Spank gewinnt mit 2,31m die Hochsprung-Konkurrenz

Der Olympia-Fünfte Raul Spank hat mit starken 2,31m die Hochsprung-Konkurrenz bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel für sich entschieden.

Der Dresdner meisterte die Höhe, getragen vom Publikum im Auestadion, trotz 12 Grad Kälte im dritten Versuch und verhinderte damit den Überraschungssieg seines Klubkameraden Matthias Haverney, der mit 2,28m Zweiter wurde.

Der dreimalige Meister Eike Onnen (LG Hannover) war nach zwei Fehlversuchen über 2,15m wegen Beschwerden an der Achillessehne aus dem Wettbewerb ausgestiegen.

Obergföll zeigt sich gut erholt

Wie Spank zeigte auch die Olympia-Dritte Christina Obergföll ihre Klasse und verpasste nur knapp die Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste.

Mit starken 68,86m gewann die Offenburgerin zwei Tage nach der Niederlage gegen Olympiasiegerin Barbora Spotakova beim Diamond-League-Meeting in Monte Carlo und dem Verlust der Weltjahresbestleistung an die Tschechin (69,45) das Speerwerfen vor Titelverteidigerin Katharina Molitor (Bayer Leverkusen), die sich auf 64,67m steigerte.

Dagegen verpasste Europameisterin Linda Stahl (Bayer Leverkusen) mit 57,67m erneut deutlich die A-Norm (61,50) für die WM im südkoreanischen Daegu (27. August bis 4. September).

Lobinger erhält Rudolf-Harbig-Preis

Mit dem Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis erhielt der deutsche Stabhochsprung-Rekordler Tim Lobinger (6,00 m) in Kassel eine besondere Auszeichnung. Der 38 Jahre alte Hallen-Weltmeister von 2003 und neunmalige deutsche Meister war wegen einer Oberschenkelverletzung in Kassel nicht am Start und fehlt somit auch bei der WM in Daegu (27. August bis 4. September).

Der Veteran der LG Stadtwerke München wurde als Träger des Wanderpreises Nachfolger des 2010 ausgezeichneten früheren 400-m-Europameisters Ingo Schultz.

Stabhochspringer fiel des Öfteren aus der Rolle

Immer wurde Lobinger den Kriterien allerdings nicht gerecht, die angelegt werden bei jenen Athleten, die für die höchste DLV-Auszeichnung infrage kommen.

Etliche Male war der Vize-Europameister von 1998 und 2006, WM-Vierte von 1997 und Olympiasiebte von 1996 aus der Rolle gefallen. So auch 2003 beim Meeting in Monte Carlo, wo Lobinger dem Publikum aus Ärger über eine Kampfrichter-Entscheidung sein nacktes Hinterteil gezeigt hatte.

Der Wanderpreis wird seit 1950 "an einen würdigen und verdienten Leichtathleten verliehen, der in Haltung und Leistung als Vorbild für die Jugend gelten kann". Namensgeber ist der aus Dresden stammende und 1944 im Zweiten Weltkrieg gefallene Mittelstrecken-Weltrekordler Rudolf Harbig

Mehr zur Leichtathletik

Artikel und Videos zum Thema