Der Medaillen-Express rollt weiter

Von SPOX/sid
Jennifer Oeser stellte eine persönliche Bestleistung auf und gewann Bronze
© Getty

Die DLV-Athleten sammelten auch an Tag 5 wieder fleißig Medaillen. Carolin Nytra, Jennifer Oeser und Ralf Bartels gewannen Bronze - und im Speerwurf holte Matthias de Zordo sensationell Silber.

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Nach dreimal Gold die Sensation in Silber: Matthias de Zordo schaffte als Speerwurf-Zweiter mit der gewaltigen Steigerung auf 87,81 m die nächste Überraschung im deutschen Leichtathletik-Team, das bei der EM in Barcelona mit elf Medaillen in den Schlusstag sprintet.

Goldhoffnung Carolin Nytra landete am Samstag über 100 m Hürden genau so auf dem Bronzeplatz wie Titelverteidiger Ralf Bartels im Kugelstoßen und Jennifer Oeser mit dem Qualitätssprung auf 6683 Punkte im Siebenkampf.

"Das EM-Ergebnis von 2006 in Göteborg ist mit 11-mal Edelmetall schon übertroffen. Am Sonntag könnte unsere Mannschaft sogar die 14 Medaillen der ersten EM mit deutsch-deutschem Team 1994 in Helsinki schaffen. Ich sehe noch fünf gute Chancen, auch wenn die 4x100-m-Staffel mit Verena Sailer im Vorlauf gescheitert ist", verkündete Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit Blick auf Diskus-Weltmeister Robert Harting (66,93 m in der Qualifikation), Christian Reif (Ludwigshafen/8,27), die WM-Dritte Ariane Friedrich (Frankfurt) im Hochsprung, 4x100 m der Männer und 4x400 m der Frauen.

de Zordo macht Henry sprachlos

Die großen deutschen Sieger am Vorabend des EM-Finals waren der Saarbrücker Matthias de Zordo, der sich bei seiner ersten Medaille gleich von 84,38 m auf 87,81 m steigerte, und die WM-Zweite Jennifer Oeser (Leverkusen), die nach vier Bestleistungen innerhalb des Siebenkampfes eine Punktzahl erreichte, wie keine Deutsche mehr seit dem WM-Gold von Sabine Braun 1997 in Athen.

"Was Matthias jetzt hier abfeuert, macht mich sprachlos", meinte Trainer Boris Henry, dessen Schützling bei seiner ersten großen Medaillenjagd schon mehr erreichte als der zweimalige WM-Dritte Henry bei einer EM.

Nach 86,22 m im ersten Versuch konterte der 22-Jährige die 86,32 m von Norwegens Olympiasieger Andreas Thorkildsen, den er beim Team-Europacup bezwungen hatte. Dann setzte er der abermaligen Steigerung des Weltmeisters (88,37) eine Bestmarke von 87,81 m entgegen, konnte aber auch im letzten Versuch nicht mehr kontern.

Nytra mit süßsaurer Miene

Jennifer Oeser steigerte sich ein Jahr nach dem spektakulären Sturz beim WM-Silber von Berlin ähnlich hochkarätig von 6439 auf 6683 Punkte. Dabei verzeichnete sie persönliche Bestmarken mit 13,37 Sekunden über 100 m Hürden, 24,07 Sekunden über 200 m, 6,68 m im Weitsprung und 49,17 m mit dem Speer.

"An eine solche Marke habe ich vorher keinen Gedanken verschwendet", meinte die nur von der britischen Weltmeisterin Jennifer Ennis (6823) und Olympiasiegerin Natalja Dobrynska (Ukraine/6778) übertroffene EM-Vierte von 2006.

Carolin Nytra, die in 12,68 das zweitschnellste Rennen ihrer Karriere lief, bekannte nach ihrer ersten Medaille mit süßsaurer Miene: "Wenn man als Europas Jahresbeste hierher kommt und beim Aufwärmen super Starts macht wie lange nicht mehr, durfte man mehr erwarten. Aber das Ziel war eine Medaille, daher bin ich mit Bronze zufrieden."

Bartels und sein Killerinstinkt

Gold ging in 12,63 überraschend an die Landesrekord laufende Türkin Nevin Yanit, Silber holte wie 2006 die frühere Hallen-Weltmeisterin Derval O'Rourke (Irland) in 12,65.

Ralf Bartels bewies beim Griff nach seiner sechsten Medaille im letzten Versuch einmal mehr Killerinstinkt. Mit 20,93 m verpasste er dabei Gold nur um neun Zentimeter.

"Ich kann mich im entscheidenden Augenblick gut pushen. Mein Ziel war eine Medaille und es hat wieder geklappt", meinte der strahlende Kapitän des deutschen Männerteams.

Geschlagen gab er sich nur Ex-Weltmeister Andrej Michnewitsch, der mit 21,01 m Weißrusslands zweites Gold gewann, und Polens Olympiasieger Tomasz Majewski (21,00). Guter Fünfter: Junioren-Weltmeister David Storl (Chemnitz) mit 20,57 m.

Staffel-Debakel von Sailer und Co.

Russlands Goldbilanz (8) blieb nach fünf Triumphen am Vortag gleich. Gefährlich nahe kamen die Franzosen (6) durch die Triumphe von Renaud Lavillenie mit 5,85 m im Stabhochsprung und Myriam Soumare in 22,32 über 200 m.

Dahinter folgen die Briten (6) mit Jessica Ennis, Langstrecken-Doppelsieger Mohammed Farah (13:31,18 über 5000) und 400-m-Hürdensieger David Greene in 48,12.

Das erste Gold für ihr Land gewannen Thorkildsen, die ukrainische Dreispringerin Olha Saladucha, Polens 800-m-Läufer Marcin Lewandowski und Litauens Marathonsiegerin Zivile Balciunaite.

Tränen statt Gold hieß es nach dem 4x100-m-Vorlauf am Morgen: Ein Wechselfehler im Vorlauf zwischen Anne Möllinger und 100-m-Europameisterin Verena Sailer (beide Mannheim) führte zum Aus. "Ich habe den Stab leicht gespürt, aber an der Außenkante der Hand, nicht in der Hand. Wir sind beide schuld", meinte Verena Sailer.

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