Sturm erhält neue WM-Chance

SID
Felix Sturm beendete den Kampf gegen Pedrag Radosevic in der vierten Runde
© getty

Souverän hat Felix Sturm die Pflichtaufgabe Predrag Radosevic gemeistert. Der 34-Jährige wirkte jung und dynamisch wie lange nicht mehr und will deshalb zurück auf den Thron.

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Es brauchte lediglich drei krachende Leberhaken in 11:17 Minuten Kurzarbeit, dann hatte Felix Sturm sein selbstbewusstes und äußerst angriffslustiges Mundwerk wieder gefunden.

"Noch ein Kampf, dann bin ich auf dem Box-Thron zurück. Am Ende dieses Jahres werde ich wieder Champion sein", sagte der Ex-Weltmeister im Mittelgewicht, nachdem er am Samstag zu später Stunde den Montenegriner Predrag Radosevic dreimal auf die Bretter geschickt und den Ausscheidungskampf durch technischen K.o. in der vierten Runde gewonnen hatte.

Sturm, nach langer Zeit endlich mal wieder überzeugend, stieg durch den ungefährdeten Erfolg zum Pflichtherausforderer des IBF-Champions auf. Wen der 34 Jahre alte Wahl-Kölner wahrscheinlich im November vor die Fäuste bekommen wird, ist noch ungeklärt, Sturm selbst aber hat einen Wunschgegner. "Ich will Geale, ich will die Revanche", sagte er.

Daniel Geale, Australier und aktueller Titelträger, hatte den Deutschen im vergangenen Jahr in Oberhausen entthront. Im August wird er gegen den Briten Darren Barker antreten müssen - und nach Meinung von Sturm gefälligst siegen. "Geale ist stark, er ist ein anderes Kaliber. Und ich will oben mitmischen und mich mit den Besten messen. Das ist mein Anspruch", sagte Sturm nach seinem Sieg gegen Radosevic.

Dann wird er wieder Weltmeister...

Zur Mittelgewichts-Elite, das bewies selbst ein kurzer Schlagabtausch in der Dortmunder Westfalenhalle, gehört der 28-jährige Radosevic (noch) nicht. Er geriet schnell unter Druck und hatte dem Favoriten nichts entgegenzusetzen. "Wenn Sturm so boxt, wird er wieder Weltmeister", sagte Radosevic-Trainer Hartmut Schröder, der mit "so" die explosiven und überfallartigen Attacken Sturms meinte.

"Ich habe endlich wieder die Leidenschaft für das Boxen gespürt", erklärte Sturm seine forsche Herangehensweise. Er liebe diesen Sport unheimlich, er fühle sich momentan "wie 26 oder 27. Und deshalb sehe ich meine Zukunft im Ring. Ich habe noch einige Jahre vor mir."

So gierig der gebürtige Leverkusener innerhalb des Seilgevierts wieder ist, so genügsam präsentiert er sich seit seiner letzten Niederlage Anfang des Jahres außerhalb des Rings. "Vielleicht ist es gut gewesen, mal so richtig auf die Fresse zu fallen", sagte ein kaum verbeulter Sturm am Samstag rückblickend.

"Ich genieße viel mehr"

Um 180 Grad habe er sich gedreht, aus den Fehlern gelernt und dem Wesentlichen seine Aufmerksamkeit geschenkt. "Ich war zuviel auf Reisen, deshalb schaue ich den Kampf zwischen Geale und Barker auch im Internet und nicht vor Ort an", sagte Sturm, "und ich genieße viel mehr. Die Momente mit meinem Sohn beispielsweise, oder den Schokoriegel, den ich gleich auf dem Weg zurück nach Köln essen werde."

Früher, erinnerte sich der neue Sturm, habe er sich nach den Kämpfen gehen lassen und alles in sich reingestopft. "Aber ich will mit 40 keine dicke Kugel an mir haben. Und außerdem brauche ich dann nicht ständig neue Kleidung", sagte er. Ein simples privates Erfolgsrezept, das ihn am Samstag beruflich in perfekter Verfassung auftreten und siegen ließ.

Für die Schindereien der vergangenen Wochen will er sich auch deshalb nur kurz belohnen, bevor er dann wieder den WM-Gürtel ins Visier nimmt. "Sich nur auf den Sport zu konzentrieren, wirkt sich positiv auf mein ganzes Leben aus. Ich habe sehr viel Ruhe in mein Leben gebracht." Die Ruhe vor dem nächsten Sturm.

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