Chisora und Haye äußern sich zu Eklat

SID
Sportlich gesehen wusste Dereck Chisora (r.) zu überzeugen, abseits des Rings leider nicht
© Getty

Weit über fünf Millionen Klicks innerhalb von 24 Stunden: Dereck Chisora und David Haye haben mit ihrer wüsten Schlägerei in der Nacht zum Sonntag in München bei YouTube für einen weltweiten Hit gesorgt. Die Faszination des Grauens. Nun äußertem sich die Protagonisten des Eklats zu den Vorkommnissen. Für beide könnte der Vorfall zudem Konsequenzen haben.

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Offiziell sind der britische Boxverband, Sportler und Fans weltweit natürlich weniger begeistert. Wie wüste Pub-Schläger gingen Chisora und Haye nach Chisoras Niederlage im WM-Kampf gegen Witali Klitschko aufeinander los. Blut floss, Flaschen flogen und Chisora kündigte an, Haye erschießen zu wollen.

"Ich bin geschockt und zutiefst empört", erklärte Wladimir Klitschko in einem Offenen Brief auf seiner Website, "solch ein Verhalten muss Konsequenzen nach sich ziehen (), damit der Boxsport sein Ansehen nicht verliert."

Lebenslange Sperre nicht aus

Dass auf Chisora Konsequenzen zukommen, ist unausweichlich. Die Polizei in München ermittelt weiterhin wegen Körperverletzung, Verdacht der gefährlichen Körperverletzung und Bedrohung gegen den Londoner und auch gegen Haye. Chisora wurde bereits am Sonntag verhört, "er durfte nach einer Sicherheitsleistung und Nennung einer Zustelladresse in Deutschland wieder gehen", sagte Polizeisprecher Wolfgang Wagner der dapd, "Haye wollen wir noch vernehmen."

Der 31-Jährige war seit dem Zwischenfall untergetaucht und meldete sich nun am Montag aus England zu Wort. Dabei gab er Chisora die Schuld an dem Skandal: "Chisora hat seinen Platz verlassen und ist mit seiner Begleitung im Schlepptau in aggressiver Weise auf mich zugekommen."

Auf Videos und Fotos ist deutlich zu erkennen, dass Haye seinen Kontrahenten daraufhin mit der Faust schlägt. Er sei "tief enttäuscht über seine Rolle bei dem Zwischenfall", erklärte der 31-Jährige, werde sich aber nicht entschuldigen.

Chisora entschuldigt sich

Anders Chisora, der anscheinend seine Felle davon schwimmen sieht. Deutlich kleinlauter als noch am Sonntag entschuldigte sich der 28-Jährige "von ganzem Herzen" für die Schlägerei: "Egal ob ich provoziert wurde oder nicht: Mein Verhalten war komplett unprofessionell", hieß es in einem Statement Chisoras vom Montag. Allerdings fügte er hinzu, dass Haye ihn zuerst mit einer Flasche geschlagen habe.

Der nicht mehr aktive Ex-Weltmeister kann vom Berufsboxverband "British Boxing Board of Control" (BBBC) nicht mehr sanktioniert werden, wohl aber Chisora. "Das BBBC untersucht das Verhalten des lizensierten Boxers Dereck Chisora vor, während und nach dem Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft gegen Witali Klitschko", teilte der Verband offiziell mit.

Generalsekretär Robert Smith schloss am Montag bei der "BBC" auch eine lebenslange Sperre nicht aus: "Natürlich ist das möglich. Das Board kann bestrafen, sperren und es kann eine Lizenz entziehen." Für Mittwoch wurde Chisora von der BBBC vorgeladen.

"Gewaltiger Schaden" für Boxen befürchtet

Der Präsident des britischen Amateurboxverbandes, Richard Carborn, befürchtet "gewaltigen Schaden" für seinen Sport und forderte die Profis zu harten Konsequenzen auf. "Das Boxen wurde schwer geschädigt", sagte Carborn, "das kann immense Folgen für tausende junge Menschen überall auf der Welt haben, die diesen Sport lieben."

Die Karriere von Chisora dürfte zu Ende sein. "Er hat keinen Stil und ist eine Schande für den Sport", sagt der auf der Insel enorm populäre ehemalige Supermittelgewichts-Champion Carl Froch, "er hat sich von Anfang bis Ende erbärmlich benommen." Chisoras Promoter Frank Warren ist ebenfalls fassunglos: "Ich war absolut angewidert, das hat dem britischen Boxen keinen Gefallen getan. Es war inakzeptabel und dumm."

Weiter Suche nach Haye

Der 28-Jährige hatte bereits beim Wiegen am Donnerstag für einen Skandal gesorgt, als er Witali Klitschko eine Ohrfeige verpasste. Dafür musste er 50.000 britische Pfund Strafe zahlen. Vor dem Kampf, den er nach zwölf Runden einstimmig nach Punkten verlor, spuckte er Wladimir Klitschko Wasser ins Gesicht.

"Wir werden uns nach den schlechten Erfahrungen mit britischen Boxern nun anderen Ländern zuwenden", kündigte Klitschko-Manager Bernd Bönte an.

Die Staatsanwaltschaft in München wartet noch auf eine Aussage von David Haye. "Er hatte Deutschland schon verlassen, als wir ihn befragen wollte", sagte Sprecher Wagner, "um den Fall endgültig aufzuklären, müssen wir beide Seiten hören. Wir müssen nur noch mit den Briten klären, ob wir Haye in England oder in München hören."

Die Box-Weltmeister der vier großen Verbände

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