Albas Defense gewinnt Spiele

Von Max Marbeiter
Cliff Hammonds (l.) entnervte Limoges mit seiner kompromisslosen Defense
© getty

Dank intensiver Defense sichert sich Alba Berlin durch ein ungefährdetes 89:66 gegen Limoges CSP seinen ersten Sieg der laufenden Euroleague-Saison. Der deutsche Pokalsieger dominierte die Gäste nahezu nach Belieben und nahm die Offense der Franzosen völlig aus dem Spiel.

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Nach drei Niederlagen zum Auftakt musste Alba das Heimspiel gegen Limoges beinahe schon gewinnen, sollten die Chancen auf das Top 16 aufrechterhalten werden. Gesagt, getan. Alba begann unglaublich aggressiv und ließ den Franzosen dank seiner intensiven Defense nicht den Hauch einer Chance.

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Limoges kam mit Berlins Physis überhaupt nicht zurecht, wirkte völlig überfordert. Offensiv klappte überhaupt nichts. Bis zur Halbzeit reichte es für die Franzosen so zu lediglich 27 Punkten. Kurzzeitig brachten die Gäste Albas Offense zwar ihrerseits ein wenig aus dem Konzept, die Berliner fingen sich jedoch relativ schnell und fuhren am Ende einen ebenso wichtigen wie ungefährdeten Sieg ein. Topscorer waren Niels Giffey (7/9 FG) und Jamel McLean mit jeweils 18 Punkten. Der Ex-Bamberger Jamar Smith kam für Limoges auf 17 Zähler.

Die Reaktionen:

Sasa Obradovic (Head Coach Alba): "Wir haben heute deutlich besser gespielt als bei den Niederlagen gegen ZSKA und Maccabi. Während dieser beiden Spiele haben wir nicht unser wahres Gesicht gezeigt. Heute haben wir dagegen gezeigt, was unser Spiel ausmacht: Defense, Teamgeist und Ballmovement. Der Sieg war extrem wichtig für uns. Die Höhe ebenfalls, denn du weißt nie, in welcher Verfassung du zum zweiten Spiel antrittst."

Jean-Marc Dupraz (Head Coach Limoges): "Wir waren von der ersten Minuten an einfach nicht bereit, ein solches Spiel zu bestreiten. Wir hatten angesichts von Albas Druck Probleme, unsere Offense zu organisieren, und waren defensiv zu soft. Vielleicht können wir auf das letzte Viertel, das wir wenigstens gewonnen haben, aufbauen."

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Vor dem Tipoff: Alba beginnt mit Cliff Hammonds, Reggie Redding, Niels Giffey, Jamel McLean und Leon Radosevic. Vojdan Stojanovski fällt mit einer Knieprellung aus. Bei den Franzosen starten Leo Westermann, Pape Philippe Amagou, Adrien Moerman, Nobel Boungo-Colo und Frejus Zebro.

4.: Ganz starke Defense von Alba. Limoges bekommt das Pick-and-Roll nicht gelaufen. Am Ende nimmt Boungo-Colo den Verzweiflungsdreier - und trifft. Radosevic antwortet aus der Mitteldistanz - 8:5 Alba!

8.: Unfassbar, wie Alba in den ersten Minuten verteidigt. Hammonds trapped gemeinsam mit Vargas Curry und erzwingt so den Ballverlust. Zwar misslingt Varagas' Zuspiel in der Transition, im zweiten Versuch drückt Renfroe jedoch von draußen ab. Drin - 19:10 Alba.

13.: Über zwei Minuten dauert es, ehe Limoges seinen ersten Punkt im zweiten Viertel macht. Plaisted trifft einen Freiwurf. Kurz darauf legt Batista die ersten französischen Punkte aus dem Feld nach - 26:15 Alba.

17.: Wichtige Sequenz für Alba! Erst begünstigt ein Missverständnis der Franzosen Hammonds' Fast-Break Layup, dann klaut Hammonds Westermann beim Einwurf den Ball und McLean vollendet - 35:22 Alba.

24.: Adrien Moerman, Limoges' bester der vergangenen Spiele, darf nun auch mal punkten. Der Forward trifft zwei Freiwürfe. Allein, es hilft nichts. Alba liegt bereits jetzt nahezu uneinholbar mit 62:31 vorn.

29.: Im Grunde ist das Spiel bereits jetzt entschieden. Zwar hat Albas Offense mittlerweile ein wenig ihren Rhythmus verloren, hinten lassen die Berliner jedoch weiterhin kaum etwas zu. Und nun erhalten sie auch noch die Chance zum Fünfpunktspiel. Während Renfroes erfolgreichem Dreier wird Wolfarth-Bottermann gefoult, marschiert an die Linie, trifft allerdings nur einen seiner zwei Freiwürfe - 68:34 Alba.

34.: It's Garbage Time! Naja, eigentlich bereits seit Ende des dritten Viertels. Die Berliner führen immer noch mit 30 und spielen die Uhr nun locker runter.

Alba Berlin vs. Limoges CSP: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Niels Giffey erlebte keinen perfekten Start in seine erste Euroleague-Saison. 5 Punkte legte der Nationalspieler während der ersten drei Spiele im Schnitt auf und traf dabei lediglich 25 Prozent seiner Dreier. Das Zitterhändchen hat Giffey mittlerweile jedoch offensichtlich abgelegt. Diesmal fiel der Dreier unglaublich sicher (66 Prozent 3FG) - und das speziell in der einzigen, ein wenig kritischen Phase. Als sich Alba mit Limoges' Zonendefense herumschlug, offensiv wenig zustande brachte, traf Giffey zwei wichtige Dreier und gab der Berliner Offense so die Balance zurück. Dazu fügte er sich nahtlos in Albas Defensiv-Gesamtkunstwerk ein.

Der Flop des Spiels: Leo Westermann ist sicherlich der Talentierteste beim französischen Meister. Gegen Albas aggressive Defense war der Playmaker jedoch völlig überfordert. Westermann gelang nahezu nichts. Die Leihgabe des FC Barcelona erarbeitete sich selbst (1/6 FG) und seinen Teamkollegen kaum gute Würfe und leistete sich am Ende mehr Turnover (4) als er Assists spielte (1). Westermanns Aufgabe war gegen Albas Defense allerdings auch sehr undankbar.

Das fiel auf:

  • Alba wollte gewinnen, Alba musste gewinnen - und das war den Berlinern von der ersten Sekunde an anzumerken. Intensiver als der deutsche Pokalsieger lässt es sich nur schwer verteidigen. Gerade zu Beginn doppelte Alba Limoges Playmaker in schöner Regelmäßigkeit. Wann immer ein ballführender Franzose die Mittellinie überquerte, wurde er intensiv unter Druck gesetzt und so zum einen oder anderen Ballverlust gezwungen.
  • Limoges fand deshalb auch kaum seinen offensiven Rhythmus. Die Franzosen bekamen schlicht keine Möglichkeit, ihre Systeme und Spielzüge zu laufen. Häufig waren sie zu schlechten Würfen gegen Ende der Shotclock gezwungen. Alba verteidigte am Perimeter derart effektiv, dass Limoges den Ball kaum einmal zu seinen Big Men am Zonenrand brachte. Einfache Punkte hatten damit Seltenheitswert.
  • Albas Einsatz machte sich zudem unter den Brettern bemerkbar. Die Berliner gaben keinen Ball verloren, boxten guten aus und dominierten das Reboundduell nahezu nach Belieben. Bereits zur Halbzeit hatten sie sich so mehr als doppelt so viele Abpraller gesichert wie Limoges (21:10). Das Rebound-Duell endete mit 39:28 zugunsten der Berliner.
  • Vorne tat sich Alba dagegen teilweise etwas schwer. Wo der Ball zu Beginn teils effektiv in den Lowpost wanderte, bekam Berlin im Laufe der ersten Hälfte zusehends Probleme. Der Grund: Limoges stellte auf einen 3-2-Zone um, was Alba wiederum kurzzeitig seiner offensiven Balance beraubte. Trotz teils überragender Quoten von draußen (85 Prozent 3FG zur Halbzeit) zögerten die Berliner zeitweise beim Dreier. Dass die Zone dicht war, verschärfte die Problematik kurzfristig.
  • Denn lange ließen sich die Berliner nicht aus dem Konzept bringen. Nach kurzer Anpassungsphase bewegten sie den Ball immer besser und fanden so Mittel gegen Limoges' Zonendefense. Dass der Dreier speziell bei Niels Giffey traumhaft sicher fiel, tat sein übriges. Die Big Men bekamen dank ihrer Schützen unter dem Korb zusehends mehr Platz und vollendeten nach teils sehr ansehnlichen Passstaffeten einfach am Brett. Dass Alba dank seiner intensiven Defense nach Ballverlusten zu vielen leichten Punkten in Transition kam, tat sein Übriges.

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