DBB-Team verliert OT-Krimi gegen Belgien

Von Marc-Oliver Robbers
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© getty

Nach dem Überraschungssieg gegen Frankreich ist das DBB-Team zurück auf den Boden der Tatsachen geholt worden. Gegen Belgien kassierte Deutschland im zweiten Gruppenspiel der EuroBasket eine 73:77-Niederlage nach Verlängerung.

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Deutschland hatte von Anfang an Probleme und konnte nicht an die Leistung aus dem Frankreich-Spiel anknüpfen. Vor allem die Quote (40%) lag deutlich tiefer. Das belgische Team, das ebenfalls offensiv nicht überragte, störte den Spielaufbau früh und doppelte Point Guard Heiko Schaffartzik konsequent.

Lucca Staiger rettete die Deutschen mit einem Dreier in die Overtime. Dort behielten aber erneut die Belgier die Oberhand. Nachdem Schaffartzik von der Freiwurflinie die Chance zum Ausgleich vergab, konnte anschließend auch Tibor Pleiß per Korbleger nicht ausgleichen.

Topscorer auf deutscher Seite war erneut Robin Benzing mit 24 Punkten. Schaffartzik erzielte 15 Punkte und 7 Assists. Auf belgischer Seite überragten Jonathan Tabu und Sacha Massot mit jeweils 15 Zählern.

Stimmen:

Robin Benzing (Deutschland): "Gratulation an Belgien, sie haben 45 Minuten aggressiv und druckvoll gespielt und den Sieg am Ende verdient. Wir haben gekämpft und alles versucht, Belgien sind aber die richtigen und wichtigen Plays gelungen."

Frank Menz (Bundestrainer): "Es war das erwartet schwere Spiel gegen ein sehr gutes Team. Wir haben heute nicht so ausgesehen, wie wir es geplant hatten, sind nicht ins Laufen gekommen, auch weil wir physisch nicht auf der Höhe sein konnten. Aber wir haben einen großen Rückstand aufgeholt und hatten mit dem letzten Versuch noch die Chance, das Spiel zu gewinnen. Das stimmt uns zuversichtlich für die nächsten Aufgaben."

Lucca Staiger (Deutschland): "Die Enttäuschung ist enorm, weil wir gestern gegen Frankreich so ein tolles Spiel hingelegt haben."

Nils Giffey (Deutschland): "Die schwache Wurfquote war mit entscheidend. Natürlich sind wir jetzt alle enttäuscht. Es ist tough, die Konzentration auf 100 Prozent zu halten. Das haben wir heute nicht immer geschafft."

Heiko Schaffartzik (Deutschland) ...zum Spiel: "Ich bin enttäuscht, wir sind alle enttäuscht. Das war eine unnötige Niederlage. Das müssen wir schnell verarbeiten.Der Start hat uns ein bisschen das Genick gebrochen. Wir müssen versuchen, das Spiel ganz schnell aus den Köpfen zu bekommen. "

...zur Ukraine: "Wir sind der Außenseiter."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Das DBB-Team geht unverändert ins Spiel. Es starten Schaffartzik, Staiger, Giffey, Benzing und Pleiß. Belgiens Starting Five heißt Van Rossom, Muya, Mukubu, Hervelle und Massot.

7.: Schaffartzik zieht über die Grundlinie zum Korb, sieht die Lücke und wird dabei gefoult. Auch der Bonus-Freiwurf sitzt. Deutschland ist wieder dran. 8:10 aus DBB-Sicht.

12.: Mukubu bekommt den offenen Dreier und versenkt ihn. Belgien führt wieder. 17:16! Und Mukubu setzt gleich noch einen oben drauf. 20:16!

15.: Tabu steckt wunderbar durch auf Massot und der darf unbedrängt stopfen. 24:16 für Belgien. Tabu legt noch einen Dreier nach. 15:0-Lauf der Belgier. Menz nimmt die Auszeit.

18.: Offener Dreier für Schaffartzik und der Kapitän trifft. Auch Giffey trifft von Downtown. Es sind nur noch neun Punkte. 26:35.

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26.: Deutschland ist wieder da! Schaffartzik nimmt den frechen Dreier. 36:39 aus DBB-Sicht.

33.: Die Belgier bleiben weiter vorne. Tabu nagelt den Dreier rein. 54:47 vorne.

35.: Schaffartzik steckt auf Pleiß durch und der wird von Beghin gefoult. Der Deutsche macht beide Freiwürfe! Ausgleich! 54:54.

40.: Ganz stark! Benzing zieht zum Korb, Spin-Move und trifft per Fingerroll. Wieder Ausgleich! 60:60!

40.: Tabu kontert mit einem Dreier, aber Staiger ist da und versenkt ebenfalls den Distanzwurf. Muya verwirft dann den Notdreier. Overtime!

OT: Zwiener bekommt am Perimeter den Ball, spielt einen unmotivierten Pass und leitet so den Fastbreak der Belgier. Wieder trifft Tabu den Dreier. 73:68 für Belgien!

OT: Das war's! Schaffartzik verwirft den ersten Freiwurf, legt den zweiten dann absichtlich daneben. Pleiß holt sich den Offensiv-Rebound, schafft es aber nicht, den Ball im Korb unterzubringen. Deutschland muss foulen, aber Moors macht auf der Gegenseite beide Freiwürfe. Belgien gewinnt 77:73!

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Der Star des Spiels: Jonathan Tabu. Der Combo Guard brachte das deutsche Team immer wieder mit seinen Dreiern zur Verzweiflung. Jedes Mal wenn Deutschland wieder rankam, versenkte Tabu einen Wurf vom Perimeter. Alle seine 15 Punkte resultierten aus Distanzwürfen. Dabei war auch seine Quote (5/8) stark. Ebenfalls stark war Big Man Sacha Massot.

Der Flop des Spiels: Tibor Pleiß. Natürlich ist der Center mit seiner Fingerverletzung gehandicapt, aber den Korbleger am Ende muss Pleiß einfach machen. Im Grunde hatte der Spanien-Legionär das komplette Spiel über Probleme in der Offensive und konnte sich nicht so in Szene setzen, wie er es eigentlich kann. Darüber kann auch seine ordentliche Defensivleistung nicht hinwegtäuschen. In Abwesenheit der NBA-Spieler muss der Center offensiv mehr leisten. Das ist ihm heute nicht gelungen.

Analyse: Wie erwartet wurde es eine ganz zähe Partie. Deutschland kam schwer ins Spiel. Belgien verteidigte konsequent und versuchte vor allem, Point Guard Schaffartzik früh zu stören. Zudem switchen sie immer wieder in die Zonen-Verteidigung und übten so noch stärkeren Druck aus.

Darunter litt das Zusammenspiel. Insgesamt brachte Deutschland 15 Assists zustande. Dem gegenüber standen satte 20 Turnover. Schaffartzik wurde häufig gedoppelt und hatte Probleme, seine Mitspieler zu finden.

Das DBB-Team hingegen hatte von Anfang an Probleme in der Verteidigung und ermöglichte Belgien vor allem in der Zone leichte Punkte. Immer wieder konnten die belgischen Guards zum Korb ziehen und leicht auf die Big Men ablegen.

Dabei lief beim Nachbarn längst nicht alles rund. Die Quote der Belgier lag zu Viertelende bei 46,2 Prozent. Deutschland hatte immerhin 50 Prozent. Daher ging es auch mit einer knappen Führung für den DBB in die Viertelpause.

Was dann folgte, war verheerend. In den ersten sechs Minuten gelang dem deutschen Team nicht ein Punkt. Belgien zog mit einem 18:0-Lauf davon. Deutschland vergab 9 Würfe in Folge. Die Quote sank auf schwache 35,7 Prozent zur Halbzeit. Immerhin konnten Schaffartzik und Giffey mit zwei offenen Dreiern die 16-Punkte-Führung zur Halbzeit auf 9 Zähler verkürzen.

Deutschland verteidigte im dritten Viertel sehr viel besser, forcierte so immer wieder Ballverluste. Da sie aber offensiv weiterhin Probleme mit dem Wurf hatten, verringerte sich der Vorsprung nur langsam. Auch die Reboundüberlegenheit der Belgier war längst nicht mehr so deutlich wie in der ersten Halbzeit (26 zu 16).

Mit einer Energieleistung und einer starken Schlussphase von Benzing rettete sich das DBB-Team in die Overtime. Der Forward nahm das Heft in die Hand und suchte immer wieder erfolgreich den Abschluss.

Doch Belgien kam in der Overtime gleich wieder zurück. Das DBB-Team musste erneut einem Rückstand hinterherlaufen, hatte am Ende aber doch die Chance zur erneuten Verlängerung, aber Pleiß vergab den Korbleger nach Offensivrebound. Zuvor hatte Schaffartzik zwei Freiwürfe vergeben.

Deutschland verliert letztendlich unnötig gegen ein belgisches Team, das längst nicht die Klasse von Frankreich besitzt und auch heute nicht überragend agierte. Letztendlich fand das Team von Bundestrainer Menz kein Mittel gegen das ständige Doppeln von Schaffartzik und auch unter den Brettern hatte das DBB-Team zu selten die Oberhand.

Deutschland spielt bereits am Freitag wieder. Dann geht es gegen die Ukraine (14.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX).

Der Spielplan der EuroBasket 2013