Bayern trotz großem Kampf draußen

Von Max Marbeiter
Bayerns Deon Thompson nach einem sehenswerten Dunking gegen Tel Aviv
© getty

Durch ein denkbar knappes 92:94 gegen Maccabi Tel Aviv muss der FC Bayern München seine Hoffnungen auf die Playoffs der Euroleague begraben. Der FCB begann unglaublich stark, musste die Israelis ausgerechnet zu Beginn des Schlussviertels davonziehen lassen und scheiterte knapp am Comeback.

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Der nächste Euroleague-Abend im Audi Dome, der nächste Krimi. Die Bayern hielten die Intensität von Beginn an extrem hoch und überrannten Maccabi in den ersten Minuten ein wenig. Die Israelis erholten sich allerdings relativ schnell und hatten den FCB mit Beginn des Schlussviertels eingeholt.

Getragen von der Stimmung in der Halle gelang den Münchnern jedoch der nächste Kraftakt. Sie kamen nach zwischenzeitlich 10 Punkten Rückstand noch einmal zurück, verloren am Ende aber knapp.

Topscorer der Partie war Bryce Taylor mit 22 Punkten. Für Maccabi drehte ausgerechnet Ex-Bayer Tyrese Rice auf und kam schlussendlich auf 18 Zähler.

Bayern vs. Maccabi: Hier geht's zum BOXSCORE

Reaktionen:

Svetislav Pesic (Bayern): "Wir haben in der Euroleague zweimal gegen Maccabi gespielt und hätten verdient, mindestens eines der beiden Spiele zu gewinnen. Das soll nicht überheblich klingen. Im Grunde waren es zwei unterschiedliche Spiele. In Tel Aviv ging es um Defense, heute um Offense. Die mangelnde Defense hat uns heute Probleme bereitet. Dass sie lange mit drei Guards gespielt haben, hat uns zudem viel Kraft gekostet. Etwas Neues war das natürlich nicht, aber wir haben gesehen, dass wir auch gegen solche Mannschaften bestehen können. Insgesamt war es jedoch ein sehr gutes Spiel. Es fehlte eigentlich nur, dass wir am Ende mit zwei Punkten gewinnen."

Bryce Taylor (Bayern) über Maccabis Dreier-Quote: "Das ist hart. Speziell in der zweiten Hälfte hat es sich angefühlt, als würden sie gar nicht mehr danebenwerfen. Immer, wenn wir dachten, wir wären wieder dran, gerade im vierten Viertel, haben sie einfach einen wichtigen Dreier getroffen. Es war, als würden wir Punkte austauschen, was ihnen am Ende mehr entgegenkam."

David Blatt (Maccabi): "Das war ein herausragendes Spiel. So viele Menschen haben es weltweit verfolgt und dabei Basketball auf allerhöchstem Niveau gesehen. Deshalb gratuliere ich beiden Teams. Zu ihrem Einsatz und ihrer Leistung."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Bayern beginnen mit Malcolm Delaney, Nihad Djedovic, Bryce Taylor, Deon Thompson und John Bryant.

Bei Maccabi stehen Yogev Ohayon, Ricky Hickman, Devin Smith, David Blu und Sofoklis Schortsanitis zum Tipoff auf dem Parkett.

4.: Ganz starker Beginn der Bayern. Die Münchner verteidigen über das ganze Feld sehr intensiv, auch die Arbeit am Brett funktioniert. Vorne trifft Delaney den Runner - 13:7 Bayern!

8.: Maccabi ist mittlerweile ebenfalls angekommen - speziell David Blu. Erneut sitzt der Dreier, Benzing antwortet jedoch per Layup - 27:22 Bayern!

12.: Da ging's etwas zu schnell. Kaum hat Chevon Troutman am Ring getroffen, wird's auf der anderen Seite auch schon spektakulär - Alley Oop!

16.: Defense leads to Offense! Bryce Taylor klaut hinten den Ball und fliegt vorne ein - 48:45 Bayern!

23.: Die Bayern starten gut in die zweite Hälfte, gerade die Arbeit am Brett ist mal wieder ganz nach dem Geschmack von Coach Pesic. Delaney schnappt sich den Offensiv-Rebound, nutzen kann der FCB seine zweite Chance allerdings nicht. Dennoch: 62:58 Bayern!

27.: Eine Aktion, 4 Punkte. Delaney trifft den Dreier, wird dabei gefoult und macht auch noch den Bonusfreiwurf. Hickmans Antwort ist jedoch ähnlich trocken. Der Amerikaner trifft von ganz weit draußen - 70:66 Bayern!

34.: Den Bayern entgleitet das Spiel ein wenig. Maccabi trifft vorne in schöner Regelmäßigkeit und lässt hinten nur noch wenig zu. Taylor immerhin mal wieder in die Zone und trifft im zweiten Versuch - 83:75 Maccabi!

37.: Zipser marschiert an die Linie, Zipser trifft. Den Bayern fehlen nur noch drei...

Der Star des Spiels: Die Bayern verloren zwar, doch Paul Zipsers Leistung gehört einfach gewürdigt. Denn: Mehr kaltes Wasser geht nicht. Im entscheidenden Spiel bringt Svetislav Pesic Zipser ausgerechnet in der entscheidenden Phase - und was macht der Youngster? Er spielt, als wäre es mindestens seine fünfte Euroleague-Saison. Zipser zog clever zum Korb, zog einige Fouls und war an der Linie eiskalt. Teilweise ließen die Bayern ihre Offense sogar komplett über Zipser laufen.

Der Flop des Spiels: John Bryant. Der Center wirkt offensiv weiter verunsichert. Auch gegen Maccabi war er kaum ein Faktor (1 Punkt, 0/3 FG). Dazu hatte er hinten erhebliche Probleme mit Schortsanitis, was man ihm allerdings nicht wirklich zum Vorwurf machen kann, da rein körperlich wohl nur der echte Diesel mit "Baby Shaq" mithalten könnte.

Das fiel auf:

  • Tyrese Rice hatte sich offenbar vorgenommen, allen, die vergessen hatten, was die Bayern vergangene Saison an Playmaker hatten, noch einmal sein Potential ins Gedächtnis zu rufen. Dank seiner Schnelligkeit war er für die Bayern stets schwer zu greifen - egal, wer sich auch Rice annehmen durfte. Entsprechend stieg auch die Spielzeit des Point Guards, der in dieser Euroleague-Saison im Schnitt lediglich gut 7 Minuten auf dem Parkett steht.
  • Sofoklis Schortsanitis stellte die Bayern vor nicht ganz unerhebliche Matchup-Probleme. Selbst John Bryant war Maccabis Center unterlegen. So kamen die Flügel dem Amerikaner immer wieder zur Hilfe. Im Low Post sah sich Schortsanitis regelmäßig Double- oder sogar Triple-Teams gegenüber. Das Problem: Tel Avivs Schützen waren so natürlich ein ums andere Mal offen, weshalb Pesic auch durchaus froh gewesen sein wird, dass sich der Grieche zwischenzeitlich die eine oder andere Pause gönnen musste.
  • Zu Beginn fanden die Bayern eine gute Balance aus Outside-Shooting und Inside-Scoring. Der Ball wurde gut bewegt und so entweder der offene Schütze oder - teils nach Pick-and-Roll - der Big Man unter dem Korb gefunden. Je länger das Spiel dauerte, desto seltener fanden die Münchner jedoch den Weg in die Zone. Maccabi machte die Mitte gut zu und zwang den FCB so zu einigen schweren Würfen gegen Ende der Wurfuhr.
  • Irgendwie bekamen die Bayern den Dreier nicht verteidigt, was zu großen Teilen jedoch auch daran lag, dass Maccabi extrem effektiv von draußen traf. Gerade Hickman, Rice und Blu konnten beinahe abdrücken, wie sie wollten, irgendwie fand der Ball schon seinen Weg durch die Reuse (72 Prozent 3FG). Dafür zitterte das Händchen der Gäste gewaltig, sobald sie an die Linie marschierten.
  • Zu Beginn des Schlussviertels hatten die Bayern auf einmal ihre Linie verloren. Fast zwanghaft versuchten sie zunächst, den Ball irgendwie an den Zonenrand zu bekommen, leisteten sich aufgrund von Maccabis guter Defense dabei allerdings einige unnötige Ballverluste. Die Israelis trafen dagegen weiter munter von draußen und setzten sich so zusehends ab.
  • Paul Zipser erhielt überraschend viel Spielzeit. Gleich zu Beginn brachte Pesic die Nachwuchshoffnung. Noch größer wurden die Augen dann, als Zipser ausgerechnet zurück aufs Feld durfte, als den Bayern die Partie zu entgleiten schien. Nervosität? Mitnichten! In der Ecke ließ Zipser seinen Gegenspieler erst per Headfake ins Leere springen und vollendete dann elegant am Ring.

Der Euroleague-Spielplan im Überblick