"Ich will eine Bedrohung darstellen"

Von Max Marbeiter
Maciej Lampe (l.) spielte vergangene Saison mit Tibor Pleiß für Caja Laboral
© getty

Maciej Lampe ging mit 18 in die NBA, spielte mit Tibor Pleiß zusammen und wechselte im Sommer zum FC Barcelona. Im Interview spricht der Pole über seine Rolle bei Barca, den FC Bayern, eine enttäuschende EuroBasket und Pleiß.

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SPOX: Herr Lampe, nun, da Sie den FC Bayern vor seiner ersten Euroleague-Saison gesehen haben: Wie schätzen Sie das Team ein?

Maciej Lampe: Sie sind erst am Anfang, stehen vor ihrem ersten Jahr. Sie haben eine schöne Halle, tolle Fans. Bayern hat alle Puzzlestücke beisammen, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Ich weiß, dass der Präsident (Uli Hoeneß, Anm. d. Red.) neben den Fußballern mit den Basketballern gerne ein weiteres Topteam hätte. Sie gehen definitiv in die richtige Richtung, aber eine solche Entwicklung benötigt Zeit. Es ist gut, den FC Bayern nun in der Euroleague zu haben und wir werden sehen, wie es für sie läuft.

SPOX: Sie waren während Ihrer Karriere bei vielen Teams unter Vertrag. Wo ordnen Sie den FC Barcelona ein?

Lampe: Ganz oben. Das ist das beste Team, für das ich bis jetzt gespielt habe.

SPOX: War der Wechsel nach Barcelona also einer der größten Schritte Ihrer Karriere?

Lampe: Absolut! Für mich wird ein Traum wahr. Ich hatte einige Angebote aus anderen Ländern, aber ich wollte zu Barca. Ich bin froh, dass alles mit meinem Vertrag bei Laboral Cutxa geklappt hat und ich nun hier bin.

SPOX: Mit Ante Tomic, Joe Dorsey und Ihnen stehen drei sehr starke Big Men im Team. Hilft der Konkurrenzkampf?

Lampe: Auf jeden Fall. Wir haben richtige gute Big Men und sind sehr tief. Das ist wichtig. Das wichtigste ist, dass wir als Team zusammenstehen und eine gute Chemie entwickeln. Das wird uns im Laufe der Saison extrem weiterhelfen.

SPOX: Gegen Bayern fungierten Sie häufig aus dem High-Pick-and-Roll heraus als Passgeber Richtung Dreierlinie. Welche Ihrer Stärken wird kommende Saison am wichtigsten sein?

Lampe: Ich kann sowohl auf der Vier als auch auf der Fünf spielen. Dadurch habe ich Geschwindigkeitsvorteile auf der Fünf und Größenvorteile auf der Vier. Ich kann passen, möchte mich aber weiterentwickeln. Vor allem möchte ich das Spiel noch besser lesen, um bessere Plays für meine Mitspieler einzuleiten. Das ist mein Ziel. Ich will auf beiden Positionen eine Bedrohung für den Gegner darstellen - in der Euroleague und der spanischen Liga.

SPOX: Vergangene Saison verlor Barca beim Final Four ausgerechnet gegen Real und verpasste das Finale. Welche Ziele stecken Sie sich für die kommende Spielzeit - gerade in der Euroleague?

Lampe: Wir wollen immer gewinnen. Ein anderes Ziel gibt es nicht. Dieses Team ist da, um zu gewinnen. Wenn wir nicht gewinnen, ist das eine Enttäuschung. Wir zählen zu den Topteams in Europa und wollen den Titel holen.

SPOX: Während Ihrer ersten Saison bei Laboral waren Sie lange verletzt, spielten aber eine extrem starke zweite Spielzeit. Hatten Sie dennoch auch vergangenes Jahr Probleme oder war alles ausgeheilt?

Lampe: Ich hatte eigentlich keine Probleme mehr. Letzte Saison war sehr lang. Wir waren in der Euroleague sehr stark, haben es in die Top8 geschafft, hatten dann aber ein enttäuschendes Saisonende in Spanien. Die Euroleague-Saison verlief sehr gut, die ACB-Saison weniger. Das war für unsere Fans natürlich ein wenig enttäuschend. Manchmal passiert das aber. Wir hatten viele Spiele und ich hoffe, dass dieses Jahr erfolgreicher verläuft.

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SPOX: Bei Laboral spielten Sie auch mit Tibor Pleiß zusammen. Was halten Sie von ihm als Spieler? Hat er das Potential, ein dominanter Euroleague-Center zu werden?

Lampe: Das wichtigste ist erst mal, dass Tibor ein großartiger Junge ist. Er arbeitet sehr hart, kommt immer früher in die Halle. Er ist groß und besitzt alle Bausteine. Es hängt einzig davon ab, wie gut er sie entwickelt, dass er hart arbeitet, im Kraftraum noch etwas Masse zulegt und ein wenig kräftiger wird. Er bringt aber definitiv alles mit, um ein sehr guter Center zu werden.

SPOX: Pleiß wurde wie Sie gedraftet, entschied sich aber, zunächst in Europa zu bleiben. Sie gingen mit 18 direkt in die USA. War das rückblickend vielleicht zu früh?

Lampe: Alle sagen 'du hättest warten sollen'. Vielleicht haben sie Recht, aber ich bereue nichts. Ich bin gegangen, war jung und habe sicherlich auch einige Fehler gemacht. Aber du lernst nur durch das Leben und im Endeffekt hat all das aus mir denjenigen gemacht, der ich heute bin. Deshalb blicke ich nicht zurück, sondern konzentriere mich auf die Zukunft.

SPOX: Sie haben den europäischen und amerikanischen Basketball kennengelernt. Wo liegen die Hauptunterschiede für einen Center?

Lampe: Der Unterschied ist riesig. In der NBA geht es mehr um Show, hier ist es ein Teamsport. Der Court ist größer, das Spacing ausgeprägter. Dadurch hat man im Lowpost mehr Platz. Das Spiel ist einfach anders.

SPOX: Die EuroBasket wurde für Polen zur großen Enttäuschung. Was lief schief?

Lampe: Einfach alles. Nach der Auftaktniederlage gegen Georgien habe ich mich für meine Leistung und die der Mannschaft geschämt. Im zweiten Spiel hatten wir Pech, haben durch einen Dreier mit der Schlusssirene verloren. Gegen Kroatien waren wir nah dran, haben verloren. Gegen Spanien haben wir eine unglaublich schlechte erste Hälfte gespielt. Alles, was schief laufen konnte, lief auch schief. Wir hatten uns deutlich mehr erhofft, aber manchmal läuft es einfach nicht.

SPOX: Hat die überraschende Niederlage gegen Georgien das Momentum so sehr ins Negative gedreht, dass man den Trend am Ende nicht mehr stoppen konnte?

Lampe: Wie gesagt, alles lief schief. Sie haben sich auf unsere Stärken eingestellt und sind dann heiß gelaufen. Plötzlich haben sie die langen Dreier getroffen und wir fanden keine Antwort.

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