Bayern gegen die Angriffsmaschine

Von Haruka Gruber
Zuletzt versuchten sich die Bayern-Fans in psychologischer Kriegsführung
© Getty

Während Bamberg zum Auftakt der Playoffs Bonns Assist-König Jared Jordan attackiert, geht es zwischen Alba Berlin und den s.Oliver Baskets Würzburg hässlich zu. Böse Vorwürfe stehen im Raum. Der FC Bayern fürchtet eine Nervenschlacht.

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Brose Baskets Bamberg (1) - Telekom Baskets Bonn (8)

Saisonbilanz: 2-0 (85:73, 97:66)

Ausgangslage: Bamberg verlor zwar am drittletzten Spieltag den Thriller beim FC Bayern in doppelter Verlängerung, die vierte Saisonniederlage, doch mit dem 100:90 im Shootout gegen Alba und dem überdeutlichen 102:65 im fränkischen Derby gegen Bayreuth steigen die Baskets einem Doublesieger würdig in die Playoffs ein.

Der Gegner in der ersten Runde ist die Antithese zu den verlässlichen Bambergern: Nach einer an Unbeständigkeit kaum zu überbietenden Regular Season musste Bonn bis zum letzten Spieltag um den Playoff-Einzug bangen - aber gewann immerhin das Do-or-Die-Spiel gegen Frankfurt beeindruckend mit 81:62.

Players to watch: Anton Gavel vs. Jared Jordan. Keine Playoff-Mannschaft hängt derart vom Wohl eines Spielers ab wie Bonn. Playmaker Jordan gibt in der BBL mit weitem Abstand die meisten Assists (8,1) und bereitet so 28 Prozent (!) aller Telekom-Körbe vor. Spektakulär vor allem die Alley-oop-Anspiele, teilweise von der Mittellinie, auf Power-Forward-Sprungwunder Gaffney.

"Jordan aus der Zone zu halten und das Tempo zu verlangsamen, sind unsere Hauptaufgaben", sagt Bamberg-Coach Fleming - und verfügt über den perfekten Bewacher: Gavel. Wenn Defense und Teamplay maßgeblich wären, hätte der Slowake den MVP-Award bekommen müssen. Zumindest wurde der Combo-Guard zum besten Verteidiger der Liga gekürt.

Prognose: Die Urgewalt wird eine Schneise der Verwüstung hinterlassen: Bamberg liegt auf Platz eins bei den erzielten Punkten sowie bei der Wurf- und Dreierquote, außerdem begeht der Meister die drittwenigsten Turnover sowie Fouls und klaut am dritthäufigsten den Ball. In der BBL beispiellos die Tiefe: Julius Jenkins, Marcus Slaughter, Predrag Suput und Karsten Tadda kommen von der Bank. Bonn wird dem nichts entgegensetzen können. Bamberg in 3.

BLOGDie mySPOX-Vorschau zu den Playoffs

ratiopharm Ulm (2) - New Yorker Phantoms Braunschweig (7)

Saisonbilanz: 2-0 (88:86, 81:72)

Ausgangslage: Niemand hätte es für möglich gehalten, aber Ulm behauptete sich nach dem sensationellen Saisonstart im Spitzenfeld und sicherte sich mit dem imposanten 91:72 gegen Alba den zweiten Platz und damit das Heimrecht in einem möglichen Halbfinale. An der Cinderella-Story wirkten vor allem zwei Hauptdarsteller mit: Center Bryant wurde zum MVP gekürt, Thorsten Leibenath zum Coach of the Year.

Braunschweigs Saison hingegen verlief wenig denkwürdig. Als Geheimfavorit in die Saison gestartet, fehlte es dem Team schlichtweg an der Stabilität: Von einer Serie mit drei Siegen abgesehen, gewann Braunschweig nie mehr als zwei Partien in Folge. Coach Machowski zog seine Schlüsse und wechselt nach der Saison zum kriselnden, aber wesentlich besser situierten Oldenburg.

Players to watch: John Bryant vs. Kyle Visser/Nick Schneiders. Nur die mittelmäßige Athletik hält die NBA-Teams davon ab, Bryant unter Vertrag zu nehmen. Der BBL-MVP kann alles, was einen Center ausmacht: punkten (14,5), rebounden (9,4), blocken (1,2), selbst ab und zu den Dreier treffen (3/7). Bei Gefallen verteidigt er sogar manierlich.

Gut für Braunschweig: Die Phantoms sehen sich Bryant nicht hilflos ausgeliefert, mit Visser/Schneiders wissen sie sogar eines der respektablen Center-Duos der BBL bei sich. Nur: Visser spielt bei allem Talent zu inkonstant, Schneiders zeigt sich bei aller Größe (2,21 Meter) basketballerisch zu limitiert.

Prognose: Zwar muss Ulm in den gesamten Playoffs auf Swingman und Verteidigungs-Koryphäe Trice verzichten (Bänderriss im linken Daumen), doch der Ausfall wird erst in den nächsten Runden von Relevanz sein. Braunschweig ist der Inbegriff von Mittelmaß (in jeder statistischen Kategorie bewegt sich das Team zwischen Platz 5 und 14) und verlor 11 der 12 Partien gegen die besser platzierten Teams. Ulm in 3.

Alba Berlin (3) - s.Oliver Baskets Würzburg (6)

Saisonbilanz: 1-1 (65:84, 81:73)

Ausgangslage: Das Hassduell der ersten Runde: Alba-Boss Baldi verabscheut den Würzburger Spielstil und spricht davon, "dass das mit richtigem Basketball nichts zu tun hat". Weitere Kostprobe: "Da gehen drei Mann auf einen Gegenspieler drauf, von denen zwei umfallen und dann sofort den Schiedsrichter bestürmen." All das würde laut Baldi nur akzeptiert werden, weil Würzburgs Trainer Patrick genau wisse, wie die Referees zu beeinflussen seien: "Er ist ein sehr kluger Kopf, der ist nach Deutschland gekommen, hat die Lage analysiert - und wie die Schiedsrichter pfeifen."

Patricks Konter: "Das klingt eher wie ein nervöser Hilferuf als eine akkurate Beschreibung." Zumindest wird aber auch er zugestehen, dass es wohl kein aggressiver spielendes Team gibt: Die Offense ist für einen Playoff-Teilnehmer fast schon absurd schlecht, dafür aber war die kompromisslose Defense der Garant dafür, dass Würzburg nur unwesentlich schlechter war als der wohlhabende Mit-Aufsteiger Bayern.

Players to watch: DaShaun Wood vs. John Little. Niemand verkörpert den Würzburg-Basketball so idealtypisch wie Little: Ein Niemand, der von Trainer Patrick aus Göttingen mitgebracht wurde und sich mit Fleiß und Toughness seinen Platz erkämpfte.

Der Lohn: Bei der Wahl zum besten Verteidiger landete Little auf Platz zwei. Entsprechend kommt dem Combo-Guard die Aufgabe zu, Berlins Topscorer Wood, dem besten Point Guard der BBL, vom Punkten abzuhalten.

Prognose: Es wird hart und schmutzig: Würzburgs Offense verdient nicht einmal die Bezeichnung (18. bei Assists, 17. bei Freiwurf- und Wurfquote, 16. bei Dreierquote, 13. bei erzielten Punkten), dafür kann die Defense jeden Gegner um den Verstand bringen: Keine Mannschaft hält den Gegner bei so wenigen Punkten (65,0), bei so schlechten Wurfquoten (40,7 Prozent) und erzwingt so viele Turnover (18,1). "Würzburg ist der stärkste Gegner, den wir bekommen konnten", sagt Berlins Idbihi. Am Ende entscheidet der Heimvorteil: Alba ganz knapp in 5.

Artland Dragons (4) - FC Bayern München (5)

Saisonbilanz: 1-1 (86:83, 70:97)

Ausgangslage: Der Saisonverlauf hätte unterschiedlicher kaum sein können: Während Artland beginnend im November 14 von 16 Spielen für sich entschied, mühten sich die Bayern, nicht aus den Playoff-Plätzen zu fallen. Auffällig die Nervenschwäche in fremder Halle und die personelle Fluktuation, sei es wegen Verletzungen oder wegen des Rauswurfs von Ex-College-Star Hansbrough.

Fast zeitgleich, als die Dragons im Februar ins Straucheln gerieten, starteten die Bayern die erste Erfolgsserie von Dauer: Der FCB steigt mit einer Bilanz von 11-1 in die Playoffs ein und ist damit das heißeste Team Deutschlands. Selbst auswärts, das demütigende 52:73 in Berlin außen vor, stabilisierte sich der anfangs so zerbrechliche Aufsteiger.

Players to watch: Nathan Peavy vs. Chevon Troutman. Peavy ist der vielleicht beste BBL-Spieler, den niemand kennt. Und derjenige, der den Bayern am meisten schmerzen könnte. Denn: Er erfüllt jede Anforderung eines Power Forwards. Er scort (14,6), er holt Rebounds (6,3) und er trifft den offenen Dreier (45,2 Prozent). Im Grunde ist er genauso unverzichtbar wie Point-Guard-Phänomen Holston.

Entsprechende Bedeutung kommt Bayerns Aushilfs-Power-Forward Troutman zu. Nach der Homan-Verpflichtung musste er von der geliebten Center-Position weichen - und übernahm die neue Rolle mit erstaunlichem Erfolg. In jeder der elf letzten Partien wurde für ihn ein zweistelliger Effektivitätswert notiert. Das Highlight war die 26-Punkte-10-Rebounds-11/13-Würfe-Performance - ausgerechnet gegen Artland.

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Prognose: Zwei Teams, zwei Extreme: Artland spielt im Angriff variabel wie kaum ein anderes Team und stellt hinter Bamberg die beste Offense der Liga. Die Bayern hingegen bevorzugen das strukturierte Setplay mit Homan und Troutman als die erste und zweite Option am Brett - was vielleicht weniger aufregend ist, aber den Vorteil mit sich bringt, dass kaum Turnover begangen werden (zweitwenigsten in der Liga). Wichtig für die Münchner: Sie legen in den Playoffs die Schwäche von der Freiwurflinie (nur Platz 16) ab und behalten die Stabilität des letzten Saisondrittels bei. Bayern in 5.

Die Abschluss-Tabelle der BBL

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