Rugby: Ein Deutscher für die All Blacks? Anton Segner wittert in Neuseeland seine Chance

SID
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Die wankenden All Blacks stehen vor einem riesigen Umbruch, ein Generationswechsel ist unumgänglich. Der Frankfurter Anton Segner wittert seine Chance.

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Die Augen weit aufgerissen, die Zunge herausgestreckt, jeden Muskel angespannt: Den berühmten Haka, den Kriegstanz der Maori, beherrscht Anton Segner schon lange.

Und zumindest vor dem eigenen Spiegel kommt der Frankfurter genauso Furcht einflößend daher wie seine großen Idole der legendären All Blacks. Doch schon bald könnte er dazugehören.

Denn Neuseeland wankt. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist in der glorreichen Historie der einst so erfolgreichen Rugby-Nation verschwunden.

Unabhängig vom Ausgang der WM in Frankreich, in die der dreimalige Weltmeister mit einem Sieg und einer Niederlage gestartet ist, scheint ein größerer Umbruch unumgänglich. Eine neue Generation soll den Mythos der "Götter in Schwarz" wiederbeleben.

Rugby: Anton Segner zählt zu den Toptalenten Neuseelands

Und einer der neuen Hoffnungsträger könnte aus Deutschland kommen. Segner, mit 15 Jahren ans andere Ende der Welt übergesiedelt und mittlerweile für die A-Nationalmannschaft spielberechtigt, zählt zu den Toptalenten des Landes. Ein Einsatz für die All Blacks ist sein Kindheitstraum.

"Es wäre ein Riesenerfolg", sagt Segner im SID-Interview mit funkelnden Augen. Der 22-Jährige weiß aber auch, dass es "noch ein paar Ziele gibt, die ich vorher erreichen muss, bevor es zu den All Blacks geht". Doch seinem Traum ordnet Segner alles unter.

Als Neuseeland während der Corona-Pandemie knapp zwei Jahre die Grenzen schloss, war Segner allein. Familienbesuche in Deutschland waren unmöglich, umgekehrt natürlich auch.

Doch nur so konnte sich der Hesse die Spielberechtigung für Neuseeland sichern. Fünf Jahre muss ein Spieler in einem Land leben, Auslandsbesuche sind stark begrenzt, so will es der Weltverband. Segner hielt durch.

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Anton Segner: Leute umhauen? "Hat mir total gut gefallen"

Den Weg zum Rugby fand Segner über zwei Freunde aus England, vorher hatte er Fußball und Eishockey gespielt.

"Wir sind mal zu ihnen nach Hause gegangen und wussten dann nicht mehr, was wir machen sollten", erzählt Segner: "Dann haben sie gesagt: 'Wollen wir in den Garten gehen und ein bisschen Rugby spielen?' Zu der Zeit habe ich noch nie von dem Sport gehört."

Der damals neunjährige Segner ist angetan, vor allem von der Härte. "Dass es eine Sportart gab, in der es legal ist, andere Leute umzuhauen, hat mir total gut gefallen", sagt er. Zwei Wochen später schauen er und sein älterer Bruder beim Training des SC Frankfurt 1880 vorbei - ein Glücksfall.

Anton Segner spielt für die Auckland Blues

Der neuseeländische Trainer des Klubs, Tim Manawatu, entdeckt den schon damals stämmigen Blondschopf, er wird nach Nelson aufs College geschickt und spielt schon bald für die Schulauswahl, Neuseelands U20-Nationalmannschaft und landet schließlich über das Provinzteam Tasman Mako beim Topklub Auckland Blues.

Dort geht Segner in seine bereits dritte Saison im Super Rugby. "Das ist - mit dem Fußball verglichen - die Champions League", erklärt er. Einige Nationalspieler werden die Liga und Neuseeland nach der WM verlassen, sie können dadurch nicht mehr für die All Blacks nominiert werden. Der Umbruch im Team wird damit selbst eingeleitet. Gut für Segner.

Auch auf dem Trainerposten kommt es zu Veränderungen. Scott Robertson übernimmt nach dem Turnier das Amt des Chefcoaches. Jener Robertson, der Segner zu Beginn seines Abenteuers trainiert und gefördert hatte. Den legendären Haka könnte Segner also bald wirklich auf dem Feld zelebrieren.

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