Timo Boll zum sechsten Mal Europameister

SID
Europameister 2012: Timo Boll bezwang im Finale Tan Ruiwu souverän mit 4:1
© Getty

Titelverteidiger Timo Boll ist erneut Tischtennis-Europameister. Er gewann das Endspiel im dänischen Herning gegen den für Kroatien spielenden Chinesen Tan Ruiwu sicher mit 4:1.

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Europas Tischtennis-König heißt weiter Timo Boll. Der 31-Jährige gewann das Endspiel der Europameisterschaft in Herning/Dänemark 4:1 (11:2, 11:6, 11:7, 11:13, 11:9) gegen den für Kroatien spielenden ehemaligen Chinesen Tan Ruiwu. Es war der sechste kontinentale Solo-Titel für Boll nach 2002, 2007, 2008, 2010, 2011 und der dritte in Serie. Bronze gewann erstmals in seiner Karriere der deutsche Meister Bastian Steger, der im Halbfinale gegen Tan 1:4 unterlag.

"Sorry, dass ich schon wieder gewonnen habe. Vielleicht wird es Ihnen langsam langweilig", sagte Timo Boll mit Blick auf die Zuschauer. "Aber so einfach war es heute nicht. Der Gegner hat nicht aufgegeben und stark gekämpft. Aber ich habe es am Ende gut zuende gespielt."

Erster Satz dauert nur drei Minuten

Der in Herning an Nummer 1 gesetzte WM-Dritte von Borussia Düsseldorf schien seinen Kontrahenten regelrecht überrollen zu wollen. Der erste Satz war nach nur drei Minuten entschieden, und auch in den folgenden beiden Durchgängen hatte Tan den druckvollen Angriffen von Boll nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Dann aber kämpfte sich Tan zurück, Boll vergab zudem in Durchgang vier einen Matchball und kam etwas von der Linie ab.

In einer Neuauflage des olympischen Achtelfinals hatte Boll zuvor in der Vorschlussrunde den Rumänen Adrian Crisan nach 0:1-Satzrückstand noch sicher 4:1 (10:12, 11:7, 11:6, 11:5, 12:10) ausgeschaltet. Boll revanchierte sich damit bei seinem Angstgegner für die in London erlittene Niederlage.

"Ich fühle schon Genugtuung, die Revanche ist geglückt. Auf der anderen Seite ist es irgendwie bitter, dass ich diese Leistung nicht in London abrufen konnte bei Olympia, sondern jetzt bei der EM. Auch wenn die EM ein wichtiges Turnier ist, hätte ich gerne getauscht", sagte Timo Boll.

Ovtcharov enttäuscht

Der in Shanghai geborene ehemalige chinesische Jugend-Weltmeister Tan hatte zuvor nicht nur Bastian Steger sondern den eigentlich im Finale als Boll-Kontrahent erwarteten zweiten deutschen Weltklassespieler Dimitrij Ovtcharov im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen.

Dabei reichte dem 24 Jahre alten Deutschen eine 3:1-Satzführung ebenso nicht zum Sieg wie der 9:7-Vorsprung im letztlich entscheidenden Satz. "Bei 9:7 im siebten Satz wollte ich zu viel. Ich habe 3:1 und dazu in einigen Sätzen geführt und die Führungen nicht nach Hause gebracht. Das ist Sport", sagte Ovtcharov sichtlich geknickt.

Steger überglücklich

Bastian Steger war trotz des gegen den in der Weltrangliste nur an Position 73 geführten Wahl-Kroaten Tan (2004 eingebürgert) verlorenen Halbfinales "überglücklich. Ich habe endlich die EM-Einzelmedaille". Im vergangenen Jahr war Steger im Viertelfinale ausgeschieden. "Das war extrem bitter. Da habe ich mich schon gefragt, ob ich überhaupt noch mal so eine Chance kriegen würde. Ich bin jetzt total erleichtert, das Ziel ist erreicht", sagte Steger.

Das Endspiel der Frauen gewann erwartungsgemäß die an Nummer 3 gesetzte Weißrussin Viktoria Pawlowitsch gegen die für Frankreich spielende Chinesin Yi Fang Xian 4:1 (11:6, 11:9, 9:11, 11:5, 13:11).