Box-Superstar David Haye: "Ich höre 2011 auf"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Haye ist für sein loses Mundwerk bekannt: Im Kampf gegen Walujew ließ er Taten folgen
© Getty

Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein "verdammter Idiot": Der Brite David Haye (29) gehört seit dem Erfolg über Nikolai Walujew als Schwergewichts-Weltmeister der WBA zu den Superstars der Box-Szene.

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Dennoch denkt er bereits jetzt an ein Karriereende: "Als ich zehn war, habe ich beschlossen, 20 Jahre zu boxen. Zehn Jahre als Amateur, zehn Jahre als Profi. An diesem Plan halte ich fest", kündigt der 29-Jährige bei SPOX an, spätestens 2011 mit dem Boxen aufzuhören.

"Ich habe mir vorgenommen, aufzuhören bevor ich 31 bin. Der Plan ist etwas durcheinander gekommen, weil ich zwölf statt zehn Jahre bei den Amateuren blieb, deswegen muss ich eben in acht Jahren das schaffen, was ich mir vorgenommen habe: Ich will spätestens mit 30 alle WM-Gürtel im Schwergewicht besitzen."

Haye im Interview über PR-Abscheulichkeiten, die Klitschkos und sein Vermächtnis.

Frage: Ihr Sieg gegen Nikolai Walujew war vor fast vier Monaten. Was haben Sie seitdem gemacht?

David Haye: Ich hatte viel Spaß. Ich war sehr lange im Relax-Modus, bin nach Barbados gereist und habe in den freien Wochen einfach nur gechillt, ohne ans Boxen zu denken. Aber jetzt reicht es. Ich freue mich darauf, wieder voll im Training zu stehen und meinen Körper zu stählen. In vier Wochen steht ja schon die Titelverteidigung gegen John Ruiz an.

Frage: Bei der Ruiz der krasse Außenseiter ist?

Haye: Natürlich hat er nicht den Hauch einer Chance, dennoch darf man ihn nicht unterschätzen. Es wird sehr zäh gegen ihn, immerhin hat er zuletzt vor 14 Jahren gegen David Tua einen Kampf vorzeitig verloren. Ruiz ist sehr tough und hat sich offenbar so gut wie noch nie in Form gebracht.

Frage: Ist der Ruiz-Kampf eine lästige Pflichtaufgabe?

Haye: Ich will wenn möglich dieses Jahr noch gegen beide Klitschkos kämpfen. Gegen Ruiz geht es für mich darum, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass ich der neue Regent im Schwergewicht bin. Es gibt immer noch zu viele Menschen, die mich noch nie kämpfen gesehen haben. Ich bin nicht der nächste Superstar, ich bin schon ein Superstar. Daher will ich nicht nur in Großbritannien, sondern auch in den USA und in allen anderen Ländern überall erkannt werden.

Frage: Sie erreichen jedoch erst mit einem Fight gegen einen der Klitschkos die Masse.

Haye: Seit dem Walujew-Kampf habe ich eine bessere Verhandlungsposition. Durch den WM-Gürtel ist es leichter für mich, weil mir die Klitschkos auf Augenhöhe begegnen müssen. Sie können nicht mehr ankommen wie letzten Sommer und so tun, als ob sie mir mit einem Kampf einen Gefallen tun würden. Diesmal bin ich ein Champion, diesmal müssen sie auch etwas auf den Tisch legen. Das Klitschko-Lager wird es nicht mögen, aber um eine Chance auf meinen Gürtel zu bekommen, werden sie etwas machen müssen, das sie in der Vergangenheit noch nie gemacht haben: ein faires Geschäft.

Frage: Ist es für Sie in möglichen Verhandlungen wichtig, dass ein Kampf in Großbritannien stattfindet?

Haye: Das wäre für mich ideal, und auch für die Klitschkos macht es Sinn. In Großbritannien kann man mit einem Haye-Kampf so viel verdienen wie wohl sonst nirgendwo auf der Welt. Für so einen großen Fight sind die britischen Fans bereit, einiges auszugeben.

Frage: Sollte es soweit kommen: Werden Sie erneut provozieren, indem Sie wie im Sommer den Klitschkos virtuell den Kopf abhacken?

Haye: Ich habe noch einige Asse im Ärmel und die Leute sollten auf einige verrückte Aktionen vorbereitet sein. So bin ich eben. Boxen ist Entertainment und ich sehe mich als Entertainer. Wer will schon die Klitschkos sehen? Wer wollte früher Hasim Rahman sehen? Einige halten mich für großartig, andere halten mich für einen verdammten Idioten. Solange ich die Menschen in irgendeiner Art und Weise berühre, bin ich glücklich. Denn darum geht es im Boxen.

Frage: Gibt es einen Boxer, der Sie unterhält?

Haye: Der einzig interessante Boxer im Schwergewicht neben mir ist der Pole Tomasz Adamek, der wie ich letztes Jahr als Cruisergewichts-Weltmeister ins Schwergewicht gewechselt ist. Er boxt spektakulär und könnte bald soweit sein, um einen WM-Titel zu kämpfen.

Frage: Der Trend ist eindeutig: Sind Cruisergewichtler die besseren Schwergewichtler?

Haye: Mit uns ehemaligen Cruisergewichtlern ist es definitiv aufregender geworden. Wir sind kleiner, dafür explosiver, ausdauernder und schneller. Wir können so flink schlagen, da wissen die Walujews dieser Welt gar nicht, wo sie sind.

Frage: Jetzt will auch der 45-jährige ehemalige Superstar Bernard Hopkins womöglich ins Schwergewicht wechseln, um Sie herauszufordern.

Haye: Das nehme ich gar nicht ernst. Offenbar will er vor allem Publicity, weil sein Fight gegen Roy Jones Jr. vor der Tür steht. Aber auch unabhängig davon kann ich ihn nicht ernst nehmen.

Frage: Warum?

Haye: Hopkins ist für mich ein abschreckendes Beispiel. Am Sterbebett versprach er seiner Mutter, mit 40 Jahren das Boxen aufzugeben. Jetzt ist er 45, kämpft gegen Jones Jr. und will mich sogar herausfordern. Genau das will ich nicht. Ich habe einen Plan für meine Karriere und werde diesen auch konsequent verfolgen.

Frage: Wissen Sie etwa, wann Sie aufhören wollen?

Haye: Als ich zehn war, habe ich beschlossen, 20 Jahre zu boxen. Zehn Jahre als Amateur, zehn Jahre als Profi. An diesem Plan halte ich fest.

Frage: Sie wollen wirklich mit 30 Jahren aufhören? Dann müssten Sie spätestens 2011 zurücktreten.

Haye: Ich habe mir vorgenommen, aufzuhören bevor ich 31 bin. Der Plan ist etwas durcheinander gekommen, weil ich zwölf statt zehn Jahre bei den Amateuren blieb, deswegen muss ich eben in acht Jahren das schaffen, was ich mir vorgenommen habe: Ich will spätestens mit 30 alle WM-Gürtel im Schwergewicht besitzen.

Frage: Wollen Sie so früh aufhören, um körperliche Spätfolgen zu vermeiden?

Haye: Nein. Es ist einfach ein Ziel, das ich mir als Kind gesetzt habe und das ich erreichen will. Es wird knapp und ich werde häufig boxen müssen, aber bislang läuft es perfekt. Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren alles, was möglich war, geschafft. In Paris gegen Lokalmatador Jean Marc Mormeck den WM-Fight gewonnen, genauso vor 20.000 Zuschauern in London den WM-Vereinigungskampf gegen Enzo Maccarinelli. Und zuletzt bin ich sogar nach Deutschland gereist und habe mit Walujew den größten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten besiegt. Jetzt geht es darum, ein Vermächtnis zu hinterlassen.

Zum Nachlesen im SPOX-Ticker: Haye entthront den russischen Riesen