WM-Ticket dank Dirk Nowitzki?

Von Interview: Haruka Gruber
DBB-Präsident Ingo Weiss (r.) mit Aushängeschild Dirk Nowitzki
© Imago

Die Konkurrenz ist erdrückend - dennoch hofft Deutschland nach dem EM-Aus in der Zwischenrunde auf eine von vier Wildcards für die WM 2010 in der Türkei. Es ist die letzte Chance, doch noch an der WM teilzunehmen, da es kein Qualifikationsturnier gibt. DBB-Präsident Ingo Weiss ist zuversichtlich und baut auf sein Aushängeschild.

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SPOX: Deutschland ist bereits in der Zwischenrunde ausgeschieden, Sie sind jedoch erst am Montag aus Polen von der EM zurückgekehrt. Haben Sie Lobbyarbeit betrieben, um dem DBB eine Wildcard für die WM 2010 zu sichern?

Ingo Weiss: Gespräche wie am Rande einer EM sind wichtig, um die Stimmungslage einordnen zu können. Es war für uns von entscheidender Bedeutung, dass man dem Weltverband FIBA das Interesse an einer Wildcard deutlich kundtut. Und dass es kein vages, sondern ein berechtigtes Interesse von uns ist. Wir müssen gegenüber der FIBA unsere Stärken deutlich machen.

SPOX: Die da wären?

Weiss: Wir können höchstwahrscheinlich mit Dirk Nowitzki einen Star präsentieren, zudem haben wir eine junge und attraktive Mannschaft, die schon bei der EM überrascht hat. Deutschland ist eine positiv behaftete Basketball-Nation, in der es seit dem EM-Gewinn 1993 bergauf ging.

SPOX: Sie bezeichnen Dirk Nowitzki als Argument, das für Deutschland spricht. Könnte er sich im Bewerbungsverfahren nicht vielmehr als Schwäche erweisen, weil seine Teilnahme nicht feststeht?

Weiss: Nein, denn die FIBA weiß, dass Dirk bei der WM dabei ist, wenn wir die Wildcard bekommen und er sich nicht verletzt. Dass er dieses Jahr eine Auszeit genommen hat, war ein Wunsch der Dallas Mavericks. Ansonsten spricht die Historie eindeutig für ihn. Er ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige NBA-Spieler, der seit einem Jahrzehnt bei jeder FIBA-Veranstaltung teilnahm, ob es nun die WM oder die EM ist. Er hat sich immer gestellt und im Prinzip jedes Interview und jede Pressekonferenz mitgemacht. Wenn alles einigermaßen normal läuft, wird Dirk selbstverständlich die WM spielen, das hat er selbst schon gesagt.

SPOX: Sie sind demnach zuversichtlich, eine Wildcard zu erhalten?

Weiss: Ich habe ein gutes Gefühl. Wir besitzen sehr gute Karten und ich bin frohen Mutes, dass Deutschland ein sehr guter Bewerber ist und sehr viele positive Argumente dafür sprechen, dass die FIBA uns berücksichtigt.

SPOX: Wie ist das weitere Prozedere? Gibt es Kriterien, die Deutschland erfüllen muss?

Weiss: Kriterien werden von der FIBA jetzt erst erarbeitet, da erst nach der EM klar ist, welche Nationen überhaupt an einer Wildcard interessiert sind. Daher kann ich nicht sagen, wie der Bewerbungsprozess im Detail abläuft. Fest steht zumindest, dass die FIBA die Wildcards am 13. Dezember in Istanbul vergibt, wo eine Sitzung des Central Boards, in der alle Kontinentalverbände vertreten sind, stattfindet.

SPOX: Es wurde während der EM kolportiert, dass Gastgeber Türkei ein Vorschlagsrecht hat.

Weiss: Die Türkei hat ein Mitspracherecht. Ihre Wünsche werden gehört, aber die FIBA muss sich nicht daran halten. Wahrscheinlich wird es am Ende eine Vorschlagsliste mit insgesamt zehn bis 20 kandidierenden Nationen geben, die das Central Board Stück für Stück abarbeitet.

SPOX: Die FIBA vergibt vier Wildcards. Wurde bereits festgelegt, wie viele nach Europa gehen?

Weiss: Festgelegt ist nichts, aber klar ist, dass auch Länder aus Asien, Amerika und Afrika interessiert sind. Daher gehe ich davon aus, dass Europa zwei Wildcards erhält.

SPOX: Sind die Chancen der Deutschen tatsächlich so gut, wie sie sagen? Italien war nicht mal für die EM qualifiziert und hofft auf eine Wildcard, genauso Olympia-Ausrichter Großbritannien, das unter anderem die beiden NBA-Stars Luol Deng und Ben Gordon in die Waagschale werfen kann.

Weiss: Die Liste der schärfsten Rivalen ist sogar noch länger. Neben Italien und Großbritannien habe ich Russland und Litauen auf dem Zettel. Nur um zu illustrieren, wie wichtig die Angelegenheit ist: Die litauische Delegation hat zum Finale extra den litauischen Sportminister nach Kattowitz eingeflogen, der alle möglichen Versprechungen gemacht hat, um seinem Land die Wildcard zu sichern. Fakt ist: Jeder hat Stärken, jeder hat Schwächen. Aber ich bin zuversichtlich, dass der DBB genug Argumente auf seiner Seite hat.

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