DDR-Trainer bestreitet Dopingpflicht

SID
Der ehemalige Zehnkämpfer Andre Niklaus trainierte unter Rainer Pottel
© Getty

Der ehemalige DDR-Leichtathletiktrainer Rainer Pottel verteidigt seine Rolle im Dopingsystem. "Von mir wurde niemand gezwungen, etwas zu nehmen," erklärt er.

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Der Berliner Rainer Pottel hat als einer von fünf geständigen ehemaligen DDR-Leichtathletik-Trainern seine Rolle im Dopingsystem vor der Wende verteidigt.

"Von mir wurde niemand gezwungen, etwas zu nehmen. Die Entscheidung war jedem freigestellt", erklärte der Coach von Weltklasse-Zehnkämpfer Andre Niklaus, "und jemand, der sich frei entscheidet, ist für mich kein Opfer. Insofern sind diejenigen, die in meiner Trainingsgruppe waren, keine Dopingopfer gewesen", sagte der ehemalige 8300-Punkte-Zehnkämpfer im "Deutschlandfunk".

Es geht um die Zukunft

Deshalb habe es für ihn bislang auch keinen Grund gegeben, an die Öffentlichkeit zu gehen. Nun habe er jedoch die Erklärung unterschrieben, weil es um seine Zukunft im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gegangen wäre.

In den Jahren zuvor sei er nie zum Thema DDR-Doping befragt worden. Weder musste er die Ehrenerklärung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vor Peking unterzeichnen (er war nicht nominiert), noch sei er je von einer Dopingkommission überprüft worden.

Pottel gibt Doping zu

Zudem erklärte der heute 55-Jährige, als Zehnkämpfer selbst gedopt zu haben.

Er nahm 1980 an Olympia teil und war dreimal DDR-Meister: "Ich wusste, dass es gesundheitliche Probleme geben kann. Ich habe mich über Jahre dagegen entschieden. Aber irgendwann war der Punkt gekommen, wo ich gesagt habe, ich entscheide mich dafür."

Sauberer Sport nach der Wende

Der Coach des früheren Hallen-Weltmeisters Niklaus versicherte, nach der deutschen Vereinigung nichts mehr mit Doping zu tun gehabt zu haben.

"Nach der Wende habe ich als einer der Ersten den dopingfreien Sport im Zehnkampfteam gefordert." Neben Pottel gaben auch Maria Ritschel, Gehard Böttcher (beide Halle/Saale), Klaus Schneider (Magdeburg) und Klaus Baarck (Neubrandenburg) die Erklärung zu ihrer Vergangenheit ab und dürften deshalb ihre Posten als Bundestrainer behalten.

Auf Wiedereinstellung hofft Werner Goldmann (Berlin).

Proteste bei der WM?

Die DDR-Dopingopfer kritisieren die Erklärung als "Entschuldungspauschale" und "Persilschein" und haben sich an den Petitionsausschuss des Bundestages gewandt.

Außerdem wollen sie am Rande der Leichtathletik-WM in Berlin (15. bis 23. August) protestieren.

Dopingopfer planen Proteste bei WM