Thomas Ruppraths Abschied auf Raten

SID
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© DPA

Düsseldorf - Er merkt sein Alter. Mehr als ein Jahrzehnt Weltklasse in den Schwimmbecken aller Kontinente hinterlassen langsam ihre Spuren. Thomas Rupprath muss sich mehr und mehr quälen, um den Jungen noch folgen zu können. Jetzt will er sich allmählich zurückziehen.

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"Es wird ein Abschied auf Raten", sagt er. Wann genau der finale Startsprung erfolgen wird, weiß er selbst nicht. "Es gibt keinen festen Event, wo ich sagen werde, jetzt ist Schluss. Alles steht in den Sternen."

Definitiv ist für den fast 31-Jährigen aus Rostock nur eines: "Peking werden meine letzten Olympischen Spiele sein, wenn ich mich qualifiziere."

Familie im Mittelpunkt

Die Prioritäten im Leben des Schwimm-Profis Rupprath haben sich längst verschoben. Die Familie ist ihm wichtiger, die Geburt seines Sohnes Mick am 29. Februar hat seine Gefühle überwältigt.

"Ich war dabei. Ein schöneres Erlebnis kann es fast nicht geben." Vieles tritt zurück, selbst eine - bislang nicht erreichte - olympische Einzelmedaille übt keinen ultimativen Reiz mehr auf Rupprath aus.

Silber (2004) und Bronze (2000) mit deutschen Lagenstaffeln bei den Spielen in Athen und Sydney sind nicht zu überbieten. "Und Gold ist so weit weg wie ein Sechser im Lotto mit Superzahl."

"Höhen und Tiefen"

Das Schwimmen hat das Leben des gebürtigen Neussers bestimmt. "Es war eine unwahrscheinlich schöne, aber auch harte Zeit mit Höhen und Tiefen" - so blickt Rupprath zurück, obwohl seine Karriere noch nicht beendet ist.

Bei den Europameisterschaften in der kommenden Woche in Eindhoven steht er auf Abruf für einen Staffel-Einsatz bereit, die Kurzbahn-WM im April in Manchester "wird vielleicht meine letzte sein".

National will er es den Jungen noch einmal zeigen, die deutschen Meisterschaften in Berlin (18. bis 23. April) als einzige Qualifikation für Peking sind ein enormer Ansporn für den achtfachen Weltrekordler.

Erfolg als Geschäftsmann

Vom ausschließlich beruflichen Dasein als schwimmender Profi hat Rupprath Abstand genommen. Seit Oktober 2007 ist er Inhaber und Geschäftsführer eines Figurzentrums in Rostock - mit großem Erfolg, wie er sagt: "Im Februar lief es so gut, dass ich für März keine neuen Kunden mehr annehmen konnte."

Abnehmen auf simple Weise, Ernährungsberatung, personalisiertes Training, Klienten, die dadurch viel Gewicht verlieren: "Es ist für mich total schön zu sehen, wenn meine Kunden so viel Erfolg haben."

So viel Erfolg, wie er Rupprath stets beschert war. Einzige große Ausnahme: die WM 2005 in Montreal, als er nur die Fersen der Anderen sah: "Das war richtig schlecht."

Ehrliche Selbstkritik

Eineinhalb Jahre habe er "geschludert" - ein ehrliches Bekenntnis. Die EM 2006 in Budapest fand ohne ihn statt. Doch der Ehrgeiz blieb ungebrochen, bei der Kurzbahn-EM im Dezember 2007 wurde er Titelträger über 50 Meter Rücken, Ruppraths Domäne, aber eben nicht olympisch.

Und sollte es mit der dritten Olympia-Teilnahme nichts werden, wird die Welt für ihn nicht untergehen: "Ich kann stolz und zufrieden sein mit dem, was ich erreicht habe."