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NBA - Drei Trades unter dem Radar: Wie haben die Los Angeles Lakers nur die Finger an Jarred Vanderbilt bekommen?

Von Robert Arndt
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Die Blockbuster-Trades von Kyrie Irving und vor allem Kevin Durant waren die Highlights der Trade Deadline. Dabei gab es auch andere kleinere Deals, welche gewissen Teams enorm halfen. Wir stellen drei von ihnen vor.

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Midseason-Trades sind immer so eine Sache. Natürlich gibt es Jahr für Jahr jede Menge Bewegung, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese oft wenig Einfluss auf den späteren Meister haben. Nun, Kevin Durant könnte hier eine Ausnahme darstellen, da es (wohl) noch nie einen so guten Spieler gab, der während einer Saison getradet wurde.

Superstars sind im Februar meist nicht zu haben, vielmehr geht es meist darum, weitere Teile zum Puzzle hinzuzufügen. Manchmal hilft dies im weiteren Verlauf der Playoffs - siehe Rasheed Wallace 2004 (Pistons), Pau Gasol 2007 (Lakers) oder Marc Gasol 2019 (Raptors), meist steht das Gerüst für einen langen Run aber bereits. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Golden State Warriors, die während ihrer besten Phase nie am Kader herumschraubten.

Wichtiger ist die Deadline eher für Teams mit Playoff-Ambitionen, um den Roster noch einmal etwas zu pimpen. Dafür gibt es auch in diesem Jahr einige Beispiele. Wir haben mal drei Trades herausgepickt, die sich bisher als Volltreffer entpuppt haben.

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Josh Hart (Guard, New York Knicks)

Stats für die Knicks: 11,3 Punkte, 5,7 Rebounds, 3,2 Assists, 1,2 Steals bei 61,7 Prozent FG und 59,1 Prozent Dreier in 28,4 Minuten (9 Spiele)

Der Trade in der Übersicht

Knicks erhaltenBlazers erhaltenSixers erhaltenHornets erhalten
Josh HartCam ReddishJalen McDanielsSvi Mykhailiuk
Rechte an Bojan DubljevicMatisse ThybulleZweitrundenpick 2024 (CHA)Zweitrundenpick 2027 (POR)
-Ryan Arcidiacono--
-Rechte an Ante Tomic--
-Erstrundenpick 2023 (NYK)--

Die Knicks sind mit Hart im Lineup noch ohne Niederlage. Zufall? Der Wing selbst will davon nichts wissen. "Ich mag diese Schlagzeilen nicht. Lasst das sein. Das Team spielt gut und funktioniert ZUSAMMEN", schrieb Hart nach dem sechsten Sieg am Stück auf Twitter und gewissermaßen hat der 27-Jährige damit auch recht. Trotzdem lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Hart einen positiven Einfluss auf die Knickerbockers hat.

Hart ist das fehlende Puzzleteil auf dem Flügel für die Knicks und liefert das, was Evan Fournier oder der getradete Cam Reddish nicht zeigten. Für einen Wing ist der frühere Laker zwar etwas klein mit nur 1,93 Meter, dennoch spielt er "größer", nicht zuletzt aufgrund seiner Stärke am Brett. In Verbindung mit seinem guten Ballhandling bringt er mit der Second Unit Tempo und ist damit ein solider weiterer Spielmacher.

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Ohnehin ist Hart ein klassischer Thibodeau-Spieler. Hart reibt sich auf, agiert selbstlos und hat einen hohen Basketball-IQ, quasi ein echter Liebling eines jeden Coaches. Kein Wunder, dass Hart als Reservist trotzdem fast 30 Minuten pro Spiel sieht. Darüber lässt sich streiten, da für diese Minuten Quentin Grimes weniger auf dem Feld steht. Der Guard stand zunächst symbolisch für den Umschwung der Knicks in dieser Saison, nun ist die Rolle des besten Schützen der Knicks etwas kleiner geworden.

Die Resultate sprechen aber derzeit für Thibodeau, auch weil Hart seine wenigen Dreier trifft. An dieser Stelle fehlen aber die zahlreichen offenen Versuche, die er nicht nimmt. Das war gerade in Portland ein großes Thema, weil Hart die Freiräume, die Damian Lillard schuf, selten zu nutzen wusste. In den Playoffs könnte das aber noch einmal ein Thema werden.

Das dürfte auch entscheiden, wie der kommende Vertrag des 28-Jährigen aussehen wird. Mit ziemlicher Sicherheit wird Hart Free Agent, da er zwar eine Spieler-Option über 13 Millionen Dollar hat, dieses Gehalt aber nicht garantiert ist. Für Hart steht also einiges auf dem Spiel, auch wenn er wie Ex-College-Teamkollege Jalen Brunson ein CAA-Klient ist. Denn wie wir wissen: Knicks-Präsident Leon Rose war früher Boss dieser Agentur, die Kommunikationswege sind entsprechend kurz.

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Jakob Pöltl (Center, Toronto Raptors)

Stats für die Raptors: 15,4 Punkte, 8,9 Rebounds, 2,4 Assists bei 75,0 Prozent FG in 27,7 Minuten (10 Spiele)

Der Trade in der Übersicht

Raptors erhaltenSpurs erhalten
Jakob PöltlKhem Birch
-Erstrundenpick 2024 (Top-6-geschützt)
-Zweitrundenpicks 2023, 2025

Auch in Toronto war vielen klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Die vergangenen Playoffs und vor allem die ersten Monate der Regular Season machten deutlich, dass Lineups ohne Center und fast ausschließlich langarmigen Wings (mit limitiertem Shooting) gewisse Grenzen haben. Zweitrundenpick Christian Koloko zeigte zwar Ansätze, dauerhaft war er jedoch verständlicherweise etwas überfordert.

Viele hatten vermutet, dass Toronto freiwillig die Saison abschenken und den einen oder anderen Rotationsspieler abgeben würde, das Gegenteil war der Fall. Stattdessen investierten die Kanadier tatsächlich drei Picks in einen kommenden Free Agent in Jakob Pöltl. Das ist durchaus riskant, nach zehn Spielen lässt sich aber feststellen, dass dies eine durchaus sinnvolle Addition war.

Dass ein Center hilft, zeigen auch die On/Off-Zahlen. Sowohl Koloko (sehr wenige Minuten) als auch Pöltl weisen in ihrer Spielzeit für Toronto ein bärenstarkes Defensiv-Rating von 103 auf. Noch immer sind die Raptors mit ihrem Ansatz in der Defense etwas eigentümlich, doch Pöltl ist der benötigte Rettungsanker. Es ist eine Sache, massiven Druck auf den Ball auszuüben, viel zu doppeln und im Anschluss wild zu rotieren, eine andere ist es aber, das auch perfekt auszuführen.

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Bei all den soliden bis guten Flügelverteidigern war es doch oft erstaunlich, wie viele einfache Fehler sich die Raptors in der Defense erlaubten. Eine Theorie dazu: Der Gegner wird zwar gestresst, gleichzeitig steigt aber auch das eigene Stresslevel. Es war eine Taktik, die vor allem gegen schwächere oder müde Teams funktionierte, die elitären Mannschaften fanden aber Lösungen und jede Menge einfache Abschlüsse.

Pöltl kann diesen Stil spielen, er kennt es schließlich in Teilen auch aus seinen ersten Jahren in Toronto, als Coach Nick Nurse unter Dwane Casey bereits als Assistant Coach fungierte. Der Wiener besitzt für seine Größe solide Fußarbeit und hat meist eine exzellente Position unter dem Korb. Dort blockt er zwar kaum Würfe, aber laut Cleaning the Glass nehmen gegnerische Teams acht Prozent weniger Versuche am Ring, wenn der Österreicher auf dem Feld steht.

Und dann ist da auch noch die offensive Komponente. Die Raptors haben viele solide Ballhandler, aber keinen, der wirklich elitär ist. Pöltl hilft hier mit knochentrockenen Blöcken und gibt als Roll Man (bockstarke 1,42 Points per Play) offensiv mehr Variabilität. Das alles macht aus Toronto jetzt kein Spitzenteam, aber eines, welches mehr Sinn ergibt und an guten Tagen auch die Besten ärgern kann. "Wir sind dabei, unser Team neu zu justieren", brachte es VanVleet zuletzt auf den Punkt.

Die entscheidende Frage, um diesen Trade zu bewerten, wird aber sein, was Pöltl im Sommer macht, wenn er Free Agent wird. Zu Spurs-Zeiten gab es Gerüchte, dass der Big Man 20 Millionen Dollar jährlich fordert. Ob er das bekommt? Der Center-Markt dürfte auch diesen Sommer schwierig werden, aber womöglich gab es (inoffiziell) bereits unter dem Tisch eine Abmachung.

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Jarred Vanderbilt (Forward, Los Angeles Lakers)

Stats für die Lakers: 8,0 Punkte, 8,2 Rebounds, 1,4 Steals bei 54,7 Prozent FG in 24,2 Minuten (9 Spiele)

Der Trade in der Übersicht

Lakers erhaltenJazz erhaltenTimberwolves erhalten
D'Angelo RussellRussell WestbrookMike Conley
Malik BeasleyJuan Toscano-AndersonNickeil Alexander-Walker
Jarred VanderbiltDamian JonesZweitrundenpick 2024 (WAS oder MEM)
-First Rounder LAL 2027 (Top-4-geschützt)Zwetrundenpick 2025 UTA
--Zweitrundenpick 2026 UTA

Wir haben es bereits in der Analyse nach dem Trade geschrieben. Die Lakers kehren ein wenig zu ihren Wurzeln zurück. Nicht nur weil sie Russell Westbrook endlich abgaben, sondern weil sie wieder eher dem Team von 2020 ähneln. Im Gegensatz zu vor drei Jahren fehlt ein wenig Qualität, aber das Rezept von LeBron, Davis plus kratzbürstige Rollenspieler brachte den Lakers in der Bubble eine Meisterschaft.

Das gilt weniger für Malik Beasley und recht nicht D'Angelo Russell, dafür aber vielmehr für Vanderbilt. In einer perfekten Welt wäre Vando noch ein besserer Schütze, doch es hat auch Gründe, dass der bald 24-Jährige in fünf Jahren bereits dreimal getradet wurde und in dieser Spielzeit nur rund 4,4 Millionen Dollar verdient. Für das Ökosystem der Lakers ist er dennoch Gold wert, wie die ersten Spiele bereits zeigten.

Vanderbilt ist der dringend benötigte Verteidiger für den Flügel, der insbesondere James entlastet (wenn er denn wieder spielen kann) und endlich auch die Größe mitbringt. Das Paradebeispiel war das Spiel in Dallas, als Vanderbilt Luka Doncic sichtlich entnervte. Der Slowene ist selbst ein überragender Rebounder, aber der schiere Wille des Forwards bescherte L.A. gleich mehrere weitere Chancen.

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Und auch in der Defense beschäftigte Vanderbilt Doncic. Er hat schnelle Hände, ist athletisch stark und kann switchen. Es sind Attribute, die im Lakers-Kader rar gesät sind und Coach Darvin Ham mehr Möglichkeiten geben. Lange hatte dieser aufgrund fehlender Möglichkeiten zahlreiche kleine Lineups mit drei oder vier Guards gespielt, nun ist auch Big Ball möglich.

Das Shooting wird immer ein Problem bleiben, aber Vanderbilt findet Wege. Er läuft den Fastbreak konsequent, kann nach Rebounds auch mal selbst den Ball bringen und bleibt stets in Bewegung. Dies bemerkte auch LeBron nach der Partie in Dallas. "Wenn du etwas nicht gut kannst, werden Teams dich ignorieren, sodass du Fünf-gegen-Vier spielst. Er ist aber so schlau, dass er daraus einen Vorteil für sich zieht. Sie sehen keine Gefahr in ihm."

Das ist ein guter Punkt, denn Vanderbilt kommt im Lakers-Jersey stets auf seine Punkte. Das sind Backdoor-Cuts, Putbacks oder Punkte in Transition. Kleinigkeiten, die aber schmerzen können. Da er nun neben zwei absoluten Superstars spielt, hilft der Sache ebenfalls und sollte helfen, dass Vanderbilt (wenn es die Lakers schaffen) auch in den Playoffs nicht vom Feld gespielt werden kann. Man darf mit Fug und Recht fragen: Wie haben die Lakers nur so günstig die Finger an ihn bekommen?

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