WM

Argentinien vs. Kroatien, Gewinner und Verlierer - Warum Gvardiol an Boateng erinnert

Von Mark Doyle / Kevin Hildebrand
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Argentinien ist durch ein 3:0 (2:0) gegen Kroatien in das Finale der Weltmeisterschaft in Katar eingezogen. Die Gewinner und Verlierer des Spiels.

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Lionel Messi ist 35 Jahre alt - und trotzdem scheint seine Leistungsfähigkeit keine Grenzen zu kennen. Nach einer grandiosen Leistung von La Pulga im ersten Halbfinale der WM 2022 in Katar setzte sich Argentinien mit 3:0 gegen Kroatien durch und steht damit im Finale am 18. Dezember. Den Gegner ermitteln Frankreich und Marokko im zweiten Halbfinale am 14. Dezember.

Dabei sorgte Messi mit seinem Auftritt gegen die Europäer für reihenweise Gesprächsstoff. Ein nahezu perfekt vollstreckter Elfmeter, eine herrliche Vorlage zum entscheidenden 3:0 - fast schon geschenkt. Mit seinem Startelfeinsatz gegen Kroatien steht der 35-Jährige jetzt bei 25 WM-Einsätzen und stellte damit den Rekord von Lothar Matthäus ein. Ebenfalls Rekord: Messi ist der erste Spieler seit Beginn der WM-Aufzeichnungen im Jahr 1966, der in vier WM-Spielen mindestens je ein Tor und einen Assist für sich verbuchte.

Der Assist zum 3:0 für Julián Álvarez zeugte einmal mehr von Messis unvergleichlicher Technik. La Pulga spielte Leipzigs Verteidiger Josko Gvardiol gefühlt schwindelig, ehe er den Ball in die Mitte legte, Álvarez netzte mühelos zum zweiten Mal an diesen Abend ein. Die Reaktion der Fans, die hinter dem Tor standen, in dem der Ball zum 3:0 landete? Sie verneigten sich vor Lionel Messi und dessen grandioser Leistung.

Kommenden Sonntag hat Lionel Messi jetzt die Möglichkeit, sich bei seiner letzten WM zum ersten Mal zum Weltmeister zu krönen. Außerdem kann er noch die Auszeichnungen des besten Spielers des Turniers und des besten Torschützen gewinnen. Selbst ein Regisseur hätte wohl kein besseres Drehbuch für dieses Endspiel schreiben können.

Bevor das Finale ansteht, widmet sich SPOX aber noch einmal den Gewinnern und Verlierern der Halbfinalpartie zwischen Argentinien und Kroatien.

WM 2022, Argentinien, Kroatien, Noten, Einzelkritiken, Lionel Messi
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GEWINNER: Lionel Messi (Argentinien)

Lionel Messi ist ohne Zweifel einer der besten Spieler der Geschichte und seine Technik ist nahezu perfekt. Eine kleine Schwachstelle hatte das Spiel des Argentiniers jedoch schon immer: Seine Elfmeter waren nicht immer sicher. In Katar vergab der 35-Jährige sogar einen Strafstoß gegen Polen.

Davon ließ sich La Pulga jedoch nicht einschüchtern, sein Elfmeter zum 1:0 gegen Argentinien war nahezu aus dem Lehrbuch. Mit ordentlich Kraft präzise in die rechte, obere Ecke - Kroatiens Schlussmann Livakovic hatte keine Chance.

Messi hat bei der WM 2022 in Katar nun drei Elfmeter verwandelt. Nur Eusebio (vier Elfmeter für Portugal, 1966) und Rob Rensenbrink (vier Elfmeter für die Niederlande, 1978) trafen bei einer WM-Endrunde öfters vom Punkt.

Auf diese Weise hat Messi, der sonst nicht immer der sicherste Schütze war, seinem Team mit dem Strafstoß das Tor zum Finaleinzug ganz weit aufgestoßen. Gleichzeitig ist der 35-Jährige nun der beste Torschütze Argentiniens bei WM-Endrunden mit elf Treffen - und im Kampf um den besten Torschützen der Wüsten-WM steht er jetzt mit je fünf Toren gleichauf mit Frankreichs Kylian Mbappé.

WM 2022, Argentinien, Kroatien, Noten, Einzelkritiken, Lionel Messi
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VERLIERER: Josko Gvardiol (Kroatien)

Zuletzt rankten sich immer mehr Transfergerüchte um Josko Gvardiol und lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis ein europäischer Top-Klub viel Geld für den Verteidiger von RB Leipzig bezahlt. Was man nicht vergessen darf: Der Kroate ist erst 20 Jahre alt und hat bei der WM sein enormes Potenzial bewiesen.

Dieses blitzte in der Partie gegen Argentinien allerdings so gut wie gar nicht auf. Während der 90 Minuten hatte Gvardiol ständig Probleme mit dem 35-Jährigen Messi - und sah nicht nur beim Gegentreffer zum 0:3 ganz schlecht aus. Da wurden Erinnerungen an einen gewissen Jérôme Boateng wach, der vor einigen Jahren im Trikot des FC Bayern von Messi auf den Hosenboden gesetzt wurde.

Fairerweise muss man sagen, dass es Gvardiol mit dem wohl besten Spieler in der Geschichte des Sports zu tun hatte. Und im zarten Alter von 20 Jahren sind Fehler zwar extrem bitter, gehören aber zum Lernprozess eines Talents dazu.

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GEWINNER: Julián Álvarez (Argentinien)

Julián Álvarez produzierte mit seinem Tor zum 2:0 wohl einen der glücklichsten Treffer in der WM-Historie. In der Mitte des Spielfelds nahm der Stürmer den Ball an - und lief direkt auf die gegnerische Abwehr zu.

Ja, Álvarez hätte wohl an mehreren Stellen besser den Pass zum freien Mitspieler gewählt. Zumindest auf den ersten Blick. Doch das Glück war mit ihm, gleich zweimal sprang der Ball zwischen dem Argentinier und seinen Gegenspielern hin und her und landete am Ende im Tor. 2:0 - was zählt, ist das Resultat.

Nach traumhafter Vorlage von Lionel Messi netzte Álvarez dann noch zum 3:0-Endstand, auch seine defensive Leistung hinterließ nach 90 Minuten mächtig Eindruck. Während Lionel Messi eher kaum bis gar nicht nach hinten arbeitete, spulte der 22-Jährige jede Menge Extra-Meter in der eigenen Hälfte ab.

Eine starke Leistung für einen Spieler, der das Turnier auf der Bank begann.

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VERLIERER: Luka Modric (Kroatien)

Es war einfach nicht die Nacht des Luka Modric. Natürlich ließ der Mittelfeldspieler immer wieder seine brillante Technik am Ball durchblitzen, aber es gelang ihm nie, dem Spiel komplett seinen Stempel aufzudrücken. Symptomatisch die Szene, als er sich selbst mit der Kugel im Gesicht traf.

Der Spieler von Real Madrid gab sich und sein Team zwar nie auf, an der 0:3-Niederlage konnte er trotzdem nichts ändern. Und so wird Modrics letztes Spiel bei einer Weltmeisterschaft kein glanzvolles Finale, sondern ein Spiel um Platz drei gegen Frankreich oder Marokko.

Als das Spiel entschieden war, durfte Modric zehn Minuten vor Schluss den Platz verlassen. Dafür bekam er respektvollen Applaus der argentinischen Fans. Ein stilvoller Abgang für einen der ganz Großen dieses Sports.

WM 2022, Argentinien, Kroatien, Noten, Einzelkritiken, Lionel Messi
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GEWINNER: Benficas Bankkonto

Die erste Halbzeit der Begegnung war extrem ausgeglichen, beide Mannschaften hätten die Führung verdient gehabt. Dann fiel das 1:0 durch Lionel Messi - anschließend hatte ein gewisser Enzo Fernández seinen großen Auftritt.

Mit einem Weltklasse-Pass setzte der 21-Jährige Teamkollege Julián Álvarez in Szene, der diesen mit etwas Dusel zum 2:0 verwertete. Diese Aktion war sinnbildlich für die Entwicklung von Mittelfeldspieler Fernández, der erst in der Gruppenphase gegen Mexiko in die Startelf Argentiniens rutschte und seitdem nicht mehr wegzudenken ist.

Fernández ist ein Spieler, der jederzeit den Unterschied machen kann. Das freut nicht nur die argentinische Nationalmannschaft, sondern auch dessen Klub Benfica Lissabon. Erst 2022 wechselte der Argentinier vom heimischen Klub River Plate nach Portugal - für die schmale Ablöse von rund zwölf Millionen Euro.

Lange dürfte Fernández nach diesen Auftritten wohl nicht mehr im Dress von Benfica auflaufen. Das Bankkonto der Portugiesen dürfte sich im Falle eines Transfers über einen saftigen Gewinn freuen.

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VERLIERER: Cristiano Ronaldo

Wer den Schaden hat...

Portugals Turnierverlauf bei der WM 2022 in Katar war ein absolutes Desaster für CR7. Degradierung auf die Bank, schlechte Leistungen und ein kleinliches Verhalten - der 37-Jährige macht sich bei der Wüsten-WM wahrlich keine Freunde und sein Marktwert dürfte wohl weiter gesunken sein.

Dass dann ausgerechnet Ronaldos größter Rivale - die Rede ist natürlich von Lionel Messi - eine derartige Leistung gegen Kroatien auf den Rasen zaubert und sich zum Weltmeister krönen kann, dürfte dem Ego des sechsmaligen Weltfußballers wohl kaum schmeicheln.

Sollte La Pulga am 18. Dezember den WM-Pokal in die Höhe recken, würde er sich unsterblich machen. Und es dürfte endgültig das finale Argument in der GOAT-Diskussion für den Argentinier sein.

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