Erklärt: Das könnten die Strafen für Manchester City nach den Finanz-Ermittlungen der Premier League sein

Von Dan Bernstein
Premier League, Manchester City, Pep Guardiola, Ermittlungen, Strafen, Erklärt
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Die Premier League hat "eine Reihe von mutmaßlichen Verstößen" in den Finanzunterlagen von Manchester City entdeckt, was zu Strafen führen könnte.

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Vier Jahre lang hat die Premier League die Finanzen von Manchester City unter die Lupe genommen und am 6. Februar bekannt gegeben, dass der Klub in mehreren Fällen unrechtmäßig gehandelt hat, indem er die Vorschriften umging.

Im Wesentlichen wird Manchester City vorgeworfen, sich einen unfairen Vorteil gegenüber anderen Vereinen verschafft zu haben. Die Strafen dafür könnten hart ausfallen.

Die Bekanntgabe der Ermittlungsergebnisse ist noch nicht das Ende der Geschichte. SPOX und GOAL erklären, was auf Manchester City zukommen könnte, einschließlich möglicher Strafen für angebliche Verstöße gegen die Finanzvorschriften.

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Was hat Man City angeblich falsch gemacht?

Dem Verein wird vorgeworfen, zwischen 2009 und 2018 mehr als 100-mal gegen die Regeln der Premier League verstoßen zu haben, also in einem Zeitraum direkt nach der Klub-Übernahme 2008 durch Scheich Mansour von der Abu Dhabi United Group.

Insbesondere soll der Verein es versäumt haben, der Premier League genaue Finanzinformationen vorzulegen und die Aufsichtsbehörden über die Einnahmen, einschließlich der Sponsoreneinnahmen und Betriebskosten, in die Irre geführt haben. Angeblich gab es Unstimmigkeiten bei den Angaben, wie viel Manchester City Trainer Roberto Mancini von 2009 bis 2013 und verschiedenen Spielern von 2010 bis 2016 gezahlt hat - Gehaltszahlen, die der Liga gemeldet werden müssen. Außerdem wird Manchester City vorgeworfen, von 2015 bis 2018 gegen die Regeln der Premier League für Rentabilität und Nachhaltigkeit verstoßen zu haben.

Der Umfang der Untersuchung geht über die nationalen Regeln hinaus; die Premier League hat festgestellt, dass Manchester City von 2013 bis 2018 gegen die UEFA-Regeln zum Financial Fairplay (FFP) verstoßen haben könnte. Zuvor war jedoch eine UEFA-Sperre für City für die europäischen Wettbewerbe vom Internationalen Sportgerichtshof CAS aufgehoben worden. Eine Geldstrafe in Höhe von zehn Millionen Euro wurde aber dennoch gegen den Verein verhängt.

"In Übereinstimmung mit der Premier-League-Regel W.82.1 bestätigt die Premier League, dass sie heute eine Reihe von mutmaßlichen Verstößen gegen die Premier-League-Regeln durch den Manchester City Football Club an eine Kommission gemäß Premier-League-Regel W.3.4. gemeldet hat", so die Premier League in einer Erklärung.

Manchester City, das unter dem jetzigen Besitzer sechs Titel in der Premier League gewonnen hat, wies alle Vorwürfe zurück, die die Premier League nach der vierjährigen Untersuchung erhoben hatte.

"Manchester City ist überrascht von der Veröffentlichung dieser angeblichen Verstöße gegen die Regeln der Premier League, insbesondere angesichts der umfangreichen Mitarbeit und der großen Menge an detaillierten Daten und Zahlen, die der EPL zur Verfügung gestellt wurde", schrieb der Verein in seiner Antwort auf die Anschuldigungen.

"Der Klub begrüßt die Überprüfung dieser Angelegenheit durch eine unabhängige Kommission, die unparteiisch die umfangreichen unwiderlegbaren Beweise, die für die Position des Klubs sprechen, prüfen soll."

"Wir freuen uns darauf, dass diese Angelegenheit ein für alle Mal geklärt wird."

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Wie geht es mit den Ermittlungen der Premier League gegen Man City weiter?

Die Angelegenheit ist noch lange nicht ausgestanden und könnte sich noch über Monate, wenn nicht Jahre hinziehen.

Nach der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse hat die Premier League Manchester City an eine unabhängige Kommission verwiesen, die über etwaige Strafen entscheiden wird. Entscheidend ist, dass der Verein die Entscheidung dieser Kommission nicht vor dem Sport-Schiedsgericht anfechten kann, wie es bei den UEFA-Ergebnissen der Fall war.

Die Anhörungen vor der 15-köpfigen Kommission, die vom Rechtsausschuss der Premier League ernannt wird, finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und sind vertraulich. Das Gremium besteht aus amtierenden oder pensionierten Richtern, Rechtsanwälten und Fußballfunktionären.

Es gibt keinen festen Zeitplan, wann die Kommission ihre Entscheidungen treffen wird.

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Mögliche Strafen für Man City: Vom Punktabzug bis zum Zwangsabstieg

Der Bericht der Premier League enthält keine Angaben zu den Strafen, die Manchester City drohen, wenn die unabhängige Kommission die Vergehen bestätigt.

Allerdings gibt es bereits eine Liste zulässiger Strafen, die unabhängige Kommissionen bei Regelverstößen verhängen können. Sie sind in den Statuten der Premier League aufgeführt.

Laut diesen Statuten ist so ziemlich alles möglich, wenn die Kommission die von der Premier League festgestellten Vergehen bestätigt.

Gemäß Abschnitt W.51.4 des offiziellen Regelwerks der Premier League sind die folgenden Sanktionen möglich:

  • Eine Geldstrafe in unbegrenzter Höhe
  • Unbefristeter Ausschluss eines Vereins vom Ligaspielbetrieb
  • Punktabzüge
  • Wiederholung bereits gespielter Partien
  • Dauerhafter Ausschluss

Ein Zusatz unterstreicht die Macht der Kommission:

  • Sie kann jede andere Anordnung treffen, die sie für angemessen hält

Es ist also offensichtlich, warum in Bezug auf Manchester City schon Weltuntergangsszenarien kursieren. Im Gegensatz zu den UEFA-Strafen, die größtenteils vom Sport-Schiedsgericht aufgehoben wurden, gibt es in diesem Fall keinen solchen Ausweg für den Klub.

Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die oben genannten Befugnisse der Kommission allgemein gehalten sind. Niemand, der in dieser speziellen Untersuchung mit dabei sein wird, hat bereits einen Hinweis gegeben, wie hoch, wenn überhaupt, die Strafe für Manchester City ausfallen wird. Es gibt einfach noch nicht genügend Informationen, um zu spekulieren, wie das unabhängige Gremium entscheiden wird.

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Wird Pep Guardiola Man City verlassen?

Auch ohne die Ermittlungen gab es Anzeichen, dass Guardiola kurz vor dem Ende seiner Amtszeit bei Man City steht. Er unterzeichnete zwar im November eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre, was die Befürchtungen, er könnte gehen, jedoch nur vorübergehend zerstreute.

"In dem Moment, in dem ich das Gefühl habe, dass etwas nicht stimmt, werde ich zurücktreten oder meinen Vertrag nicht verlängern", sagte Guardiola letzten Monat. "Ich werde nicht bleiben, wie es [Sir Alex] Ferguson oder [Arsene] Wenger getan haben. Der Vertrag ist nur ein Stück Papier. Ich habe mein Engagement beim Verein verlängert, weil ich das Gefühl habe, dass die Mannschaft unter meiner Führung immer noch gut abschneiden kann. Am Ende geht es nur um die Ergebnisse. Wenn wir uns gegenseitig zu viel werden, werde ich nicht wegen des Vertrags bis zum Ende bleiben."

Manchester City liegt im Rennen um den Premier-League-Titel 2022/23 hinter Arsenal. Guardiolas Frust wurde inzwischen immer deutlicher, vor allem durch seine umstrittene Aussage, dass es ihm egal sei, wie die Mannschaft dieses Jahr abschneidet, und bei seinem jüngsten Seitenhieb in Richtung der Fans.

Er hat auch immer betont, dass ein Vertrauensbruch in Bezug auf die finanziellen Angelegenheiten von City seinen Abgang beschleunigen könnte.

"Ich habe zu unseren Leuten gesagt: 'Erzählt mir von den Verdächtigungen'", sagte Guardiola letztes Jahr. "Ich habe sie mir angeschaut und ihnen vom ersten Tag an zu 100 Prozent geglaubt, deshalb habe ich den Verein danach verteidigt."

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Wie geht es für Man City weiter?

Guardiola und sein Team werden mit Fragen zu den Vorwürfen der Premier League bombardiert werden. Und es wird über die Zukunft des Trainers spekuliert werden, bis er im Laufe der Ermittlungen bekräftigt, dass er zum Verein steht.

Danach könnte jedoch eine längere Zeit der Ruhe folgen, da die unabhängige Kommission auf unbestimmte Zeit hinter verschlossenen Türen darüber beraten wird, wie mit dem Verein zu verfahren ist.

In der Zwischenzeit wird Manchester City versuchen, Arsenal den diesjährigen Premier-League-Titel streitig zu machen und zum ersten Mal unter Guardiola die Champions League zu gewinnen.

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