Wird der Neymar-Rekord bald geknackt? Enorme Inflationsrate im europäischen Spitzenfußball

Von Justin Kraft
International, Premier League, Transfermarkt, Transfers, Rekordsummen, Ausgaben, Inflation, Serie A, Bundesliga, Primera Division, Ligue 1
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Alles wird teurer und auch der Profifußball bleibt davon nicht verschont. Die Organisation CIES hat untersucht, wie stark die Inflation der Spielerpreise in den vergangenen Jahren angestiegen ist und in welchen Bereichen ein besonders großer Anstieg zu vernehmen ist.

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Die Inflation trifft alle - auch den armen Profifußball. Das hat eine Analyse des internationalen Zentrums für Sportstudien (CIES) herausgefunden. Wie schlimm es wirklich um den Volkssport bestellt ist und welche Daten ermittelt wurden, erfahrt Ihr hier.

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CIES: Vorstellung der Studie

Die Organisation hat in ihrem Bericht die Ablösesummen analysiert, die in den letzten zehn Spielzeiten von den Klubs weltweit investiert wurden. Auf Basis dieser Zahlen wurde ermittelt, wie sich die Summen ganz generell entwickelt haben - und anschließend die Inflation auf Ebene der Spielerpreise berechnet.

Dabei wurden einerseits alle Spieler in denselben Topf geworfen. Allerdings hat CIES auch andererseits kategorisiert: Positionen, Alter zum Zeitpunkt des Wechsels und das geografische Gebiet spielen dort eine Rolle.

Die Ablösesummen enthalten sowohl den festen Betrag als auch die an Bedingungen geknüpften Summen. Auch die Auszahlung von Darlehen wurde berücksichtigt. Außerdem weist das Unternehmen darauf hin, dass der Vergleich mit den Zahlen der FIFA, die jedes Jahr veröffentlicht werden, eine leichte Tendenz zur Unterschätzung innerhalb der Studie zeigt. Die vorgestellten Ergebnisse beeinflusse das aber nicht.

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CIES-Studie: Die Entwicklung der Ablösesummen insgesamt

Zwischen den Spielzeiten 2013/14 und 2019/20 sind die Summen fast kontinuierlich gestiegen. Anschließend folgte durch die Coronapandemie ein drastischer Einbruch der Zahlen. Schon ab der Saison 2021/22 lässt sich jedoch ein erneuter Anstieg beobachten, der in der aktuellen Spielzeit zum zweithöchsten Wert der letzten zehn Jahre führte.

Eine besondere Entwicklung ist zudem, dass Klubs die Höhe der Ablösesumme zunehmend an Bedingungen knüpfen. Diese meist als Bonuszahlungen bezeichneten Teilbeträge machen inzwischen mehr als 15 % des Gesamtbetrags aus. Gründe für den Anstieg sollen demnach die Zunahme von bezahlten Transfers einerseits als auch die Preisinflation andererseits sein.

Die begehrtesten Spieler sind nach wie vor Stürmer. Zwar ist der relative Anteil der anderen Positionen gestiegen, doch fast die Hälfte aller Ausgaben entfallen weiterhin auf Offensivkräfte.

Mit Blick auf das Alter der Spieler ist ein relativer Anstieg der gezahlten Beträge für Spieler zu beobachten, die zum Zeitpunkt des Wechsels 21 Jahre oder jünger waren. Auch Fußballer zwischen 22 und 25 Jahren nehmen einen größeren Teil der Gesamtausgaben ein. Ein Grund dafür ist laut CIES, dass immer mehr Klubs versuchen, mit jungen Spielern perspektivisch Transfergewinne zu erzielen.

CIES-Studie: Junge Spieler werden deutlich teurer

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Auch die Einteilung nach geografischen Aspekten bringt interessante Erkenntnisse hervor. So habe die Pandemie die wirtschaftliche Dominanz der Premier-League-Klubs beschleunigt, weil diese widerstandsfähiger sind als andere Vereine. Von durchschnittlich 25,4 % zwischen 2013/14 und 2019/20 stieg der Anteil der englischen Erstligisten an den Gesamtausgaben anschließend auf 35,5 %. In der laufenden Saison wurde ein neuer Rekord von 40,2 % erreicht.

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CIES-Studie: Inflation der Spielerpreise auf dem Transfermarkt

Die Inflation der Spielerpreise wurde von CIES auf Grundlage eines statistischen Modells berechnet, das auf Basis von insgesamt 5.244 bezahlten Transaktionen zwischen 2013/14 und 2022/23 erstellt wurde.

Festgestellt wurde dabei eine durchschnittliche jährliche Inflation von 9 % über die vergangenen zehn Spielzeiten. Vor der Pandemie lag der Schnitt bei 13,8 %, währenddessen bis heute bei -0,2 %. Während des gesamten Zeitraums betrug die Inflation der Transferpreise 116 % mit Bonuszahlungen und 90 % ohne.

Anders als beim Investitionsvolumen, wo sich die Auswirkungen der Pandemie unmittelbar zeigten, waren diese bei den Spielerpreisen hauptsächlich in der Saison 2021/22 zu spüren. Schon in dieser Saison ist aber ein erneuter Anstieg verzeichnet worden. Gerade weil der Spitzenfußball auf dem Transfermarkt sehr spekulativ agiere, sei in Zukunft also mit weiteren Rekordsummen zu rechnen.

Die Pandemie werde dementsprechend wohl keinen langfristigen Einfluss auf die Preise haben, sondern vielmehr die Tendenz beschleunigen, Weiterverkaufsklauseln in die Verträge aufzunehmen. Dadurch wird das Risiko vermindert.

Je nach Marktsegment hat sich die Inflation unterschiedlich entwickelt. Kategorisiert nach Positionen sind vor allem die Preise für Innen- (12,5 % der jährlichen Inflation) und Außenverteidiger (11,1 %) gestiegen. Am geringsten war der Anstieg bei den Torhütern (5,2 %).

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Auch auf das Alter bezogen gibt es signifikante Unterschiede. Je älter die Spieler sind, desto geringer ist auch die Inflationsrate. Ein Anstieg ist dennoch in allen Bereichen zu vernehmen. Gerade weil viele Klubs allerdings strategisch auf die Entwicklungsfähigkeit junger Spieler spekulieren und sich so Einnahmen erhoffen, sich Talente deutlich beliebter - und auch zunehmend teurer.

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Und die Moral von der Geschicht'? Dem Profifußball geht es so schlecht nicht. Zumindest innerhalb des elitären Kreises. Auch der Transferrekord von Neymar dürfte in Zukunft wackeln. 2017 hatte Paris Saint-Germain 222 Millionen Euro bezahlt.

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