FC Bayern München: Sacha Boey vor Wechsel zum FCB! 100 Prozent Überzeugung oder Panikkauf?

Von Justin Kraft
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Der FC Bayern München soll sich mit Sacha Boey über einen Transfer einig sein - blieben noch die Verhandlungen mit Galatasaray. Doch wie gut ist der Rechtsverteidiger und kann er dem Team von Thomas Tuchel weiterhelfen?

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"Wir machen nur etwas, wenn wir 100 Prozent davon überzeugt sind", sagte Christoph Freund am Mittwochabend bei Sky, bevor der FC Bayern München gegen Union Berlin in der Bundesliga spielte: "Es muss alles passen und das war hier nicht der Fall."

Es ging um eine mögliche Verpflichtung von Kieran Trippier. Zuvor hatten sich die Gerüchte verdichtet, dass der Rekordmeister die Suche nach einem passenden Rechtsverteidiger sogar eingestellt habe. Doch auch hier nahm Freund Wind aus den Segeln, antwortete er doch mit einem knappen "Ja" auf die Frage, ob es noch Hoffnung bei Nordi Mukiele gebe.

Doch daraus wird jetzt wohl auch nichts mehr: Sacha Boey von Galatasaray soll zeitnah bei den Bayern unterschreiben. Bisher hieß es, der Franzose sei ihnen mit rund 20 Millionen Euro Ablöse zu teuer. Doch jetzt hat sich in München so einiges verändert.

Dayot Upamecano wird dem FC Bayern rund drei Wochen fehlen, bei Konrad Laimer wird über eine Auszeit von sechs bis acht Wochen spekuliert. Auch Joshua Kimmich fehlt zumindest in Augsburg am Wochenende. Wie lange genau? Derzeit unklar. Die Abwehrreihe von Thomas Tuchel stellt sich mittlerweile von selbst auf.

Dementsprechend wurde auch das Transferfenster in der Gerüchteküche wieder auf Kipp gestellt. Frischer Wind in der Rechtsverteidigersuche. Doch wie gut ist Boey wirklich?

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Sacha Boey: Das Gegenteil von Nordi Mukiele

Mukiele hätten die Bayern gern ausgeliehen. Er galt als absoluter Wunschkandidat. Paris Saint-Germain hingegen bestehe auf eine Kaufpflicht - und auch Ersatz müsste für die Franzosen her. Deshalb zog sich der Transfer trotz angeblicher Einigung mit dem Spieler - und wird nun mit der sich anbahnenden Verpflichtung von Boey unwahrscheinlicher.

Das Interesse an Mukiele ist vergleichbar mit einem Pflaster, das die Bayern auf ihre Kaderwunde kleben wollten. Eine Übergangslösung, die den weiteren Schaden begrenzen kann. Der 26-Jährige würde den Kader in der Spitze sehr wahrscheinlich nicht verstärken - auch perspektivisch nicht. Seine Leistungen bei RB Leipzig waren einst auf einem guten Bundesliga-Niveau, bei Paris Saint-Germain konnte er sich hingegen nicht durchsetzen.

Er wäre der solide Kaderspieler gewesen. Einer, der nicht überragt, aber auch wenige Fehler macht. Mit Boey holen die Münchner nun das komplette Gegenteil: Einen spektakuläreren Spieler, der entwicklungsfähig und weit davon entfernt ist, bereits sein Maximum erreicht zu haben. Aber auch einer, von dem man weniger weiß, was genau zu erwarten ist. Der Ausschläge in beide Richtungen haben kann und somit ein gewisses Risiko darstellt - was auch deutlich positiver enden kann, als es mit Mukiele je geworden wäre.

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Sacha Boey: Die aufregende Risikovariante

Wie Sky erfahren haben will, besteht bereits eine Einigung mit dem Spieler. Bild berichtete von einem Medizincheck, der am Freitag stattfinden soll. Der 23-Jährige war den Münchnern ursprünglich zu teuer, glaubt man den Medienberichten aus der ersten Januarhälfte. Doch nun könnte die Not den einen oder anderen Euro vom Festgeldkonto locker machen.

Was bemerkenswert ist. Denn wären die Münchner von Beginn an überzeugt gewesen, hätten sie wohl kaum wegen einer Ablösesumme von rund 20 Millionen Euro Abstand genommen. Dass es also überhaupt erst zum Interesse an Übergangslösungen wie Kieran Trippier oder Mukiele kam, spricht nicht für eine grundsätzliche Überzeugung bei Boey.

Dabei bringt der durchaus Qualitäten mit, die den Bayern gut zu Gesicht stehen könnten. Anders als Mukiele ist der Franzose ein Spieler, der vor allem im Spiel mit dem Ball herausragend ist. Unter allen Außenverteidigern der Champions League zählt er bei den Aktionen, die zu einem Abschluss führen, zu den besten neun Prozent (3,67 pro 90 Minuten).

Boey ist schnell, gut im Dribbling und vor allem sehr spielintelligent. Der Rechtsverteidiger trifft intuitiv oft sehr gute Entscheidungen und würde gut ins Kombinationsspiel der Münchner passen.

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Sacha Boey: Wie berechtigt sind die Zweifel?

Interessant ist zudem, dass er trotz seiner Wendigkeit und seinen 1,78 Meter Körpergröße sehr athletisch und physisch stark ist. Das macht ihn auch zu einem guten Zweikämpfer. Sowohl im direkten Duell als auch beim Abfangen von Pässen hat der Rechtsfuß Stärken. Allerdings gibt es auch Attribute, die die Bayern zu Recht haben zögern lassen. Viele haben vor allem seine starken Leistungen in den direkten Duellen mit dem FCB in Erinnerung. In der Liga sind seine Leistungen instabiler. Boey hat sowohl während der 90 Minuten auf dem Platz als auch über eine Saison verteilt bisher mit Leistungsschwankungen zu kämpfen.

Seine Aggressivität im Spiel gegen den Ball ist zudem Fluch und Segen zugleich. Nicht selten verlässt er seine Position dabei übereifrig und öffnet unnötig Räume in der Abwehrkette. Boey hat das Potenzial, sich bei den Bayern mittel- bis langfristig durchzusetzen, wenn er an seinen Schwächen arbeitet. Gleichwohl bleibt die Frage, ob ihm der Sprung auf das neue Level sofort gelingt. Schließlich suchen die Münchner nach einer Soforthilfe.

Sollte Boey nicht sofort einschlagen, wäre der Druck für den kommenden Sommer groß und Bayern hätte viel Geld für einen Perspektivspieler ausgegeben. Was noch aus anderen Gründen ein Problem sein könnte.

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FC Bayern München: Bessere Lösungen im nächsten Sommer?

Denn im Sommertransferfenster gibt es naturgemäß meist mehr Möglichkeiten, einen Spieler mit langfristiger Perspektive zu verpflichten. Jeremie Frimpong etwa soll eine Ausstiegsklausel von rund 40 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen haben. Der Leverkusener spielt nicht seine erste überragende Bundesliga-Saison und verkörpert exakt die Art Außenverteidiger, die Thomas Tuchel gern in seinem Team hätte: Schnell, technisch stark und offensiv durchschlagskräftig.

Boey kann zweifellos in diese Sphäre reinwachsen. Frimpong erscheint aktuell aber als die sichere Wahl - wenngleich die Bayern mit vielen Topklubs konkurrieren müssten. Gerade weil die Münchner nicht von Beginn an überzeugt von Boey zu sein schienen, wirkt das nun durch die Verletzungen beschleunigte Bemühen um den Rechtsverteidiger abermals konzeptlos. Vielleicht werden die Bayern in diesem Fall auch zu ihrem Glück gezwungen, wenn Boey überzeugen kann. Scheitert er, ist die Angriffsfläche riesig.

Wintertransferfenster sind immer kompliziert. Zumal Christoph Freund Fehler ausbaden muss, die er nicht selbst zu verantworten hat. Doch nicht wenige hatten in diesem Winter ein strukturierteres Vorgehen erwartet. Dass die Bayern häufiger reagieren als zu agieren, war bereits in der Vergangenheit ein großes Problem.

Sacha Boey: Leistungsdaten bei Galatasaray

SaisonPflichtspieleToreAssists
2023/24312-
2022/233314
2021/22191-
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