Abgestürzte Beinahe-Transfers des FC Bayern: Hier hatte Hasan Salihamidzic Glück

Von Christian Guinin
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Hasan Salihamidzic wollte in seiner Funktion als Sportvorstand des FC Bayern viele Spieler nach München lotsen. Bei manchen ist Brazzo im Nachhinein sicherlich "froh", dass es nicht geklappt hat, bei anderen hatte er von vornherein den richtigen Riecher.

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SPOX zeigt eine Auswahl: Wo lag der Sportvorstand richtig - und wo kann er sich bei seinem Glücksstern bedanken?

FC Bayern - Der "Brazzo"-Fluch: Bei diesen Spielern hatte Salihamidzic "Glück"

Sergiño Dest
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Sergiño Dest

Als der FC Bayern Joshua Kimmich vor einigen Jahren ins Mittelfeld beorderte, war das damalige Talent als neue, dauerhafte Lösung auf der Position des Rechtsverteidigers im Gespräch. Letztlich verloren die Münchner das Tauziehen gegen den FC Barcelona.

"Es gibt Transfers, die an den Punkt kommen, an dem man sagen muss: Wir sind ab sofort draußen. Umso wichtiger ist es, dass man Alternativen bzw. alternative Wege von Anfang an mitdenkt", erklärte Hasan Salihamidzic damals.

Dest konnte bei den Katalanen allerdings - auch aufgrund von vielen Verletzungen - nie vollends Fuß fassen. Eine Leihe nach Milan verlief auch nicht nach Plan, mittlerweile wollen die Rossoneri den US-Amerikaner mit niederländischen Wurzeln schnellstmöglich von der Gehaltsliste streichen.

Auch bei Barça ist eine Zukunft so gut wie ausgeschlossen. Dort kann und will man ihn finanziell ebenfalls nicht stemmen. Dest steht vor einem kompletten Neuanfang. Angeblich soll Union Berlin Interesse zeigen.

Naby Keïta
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Naby Keïta

Unmittelbar nach seiner Ernennung zum Bayern-Sportdirektor im Sommer 2017 wollte Salihamidzic den damaligen Mittelfeldspieler von RB Leipzig an die Isar locken. "Es ist wahr, dass auch ein anderer Klub involviert war", sagte Keïta später in einem Interview mit dem Guardian.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp gab damals jedoch den Ausschlag in Richtig der Reds, weshalb er dem deutschen Rekordmeister absagen musste. "Ein großer Teil meiner Entscheidung war die Rolle des Trainers. Wir hatten gute Gespräche miteinander. Was er mir über das Projekt gesagt hat, hat mich wirklich überzeugt."

Sein großes Potenzial ließ er in der Premier League aber nie durchblitzen. Zu keinem Zeitpunkt schaffte es Keïta, sich dauerhaft für die erste Elf zu empfehlen. Darüber hinaus machten ihm immer wieder kleinere Verletzungen sowie die große Konkurrenz im Liverpool-Mittelfeld einen Strich durch die Rechnung.

Heute steht der 28-Jährige vor einer ungewissen Zukunft. Sein Vertrag beim LFC wird über den kommenden Sommer hinaus nicht verlängert, Keïta muss sich also einen neuen Verein suchen. Wohin es ihn verschlägt ist völlig offen, viele Topklubs werden aber wohl nicht anfragen.

Callum Hudson-Odoi, Bayer Leverkusen
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Callum-Hudson-Odoi

Er galt als DER Wunschtransfer Salihamidzics. Im Winter-Fenster 2019 klopften die Bayern zum ersten Mal beim Flügelspieler des FC Chelsea an, im darauffolgenden Sommer intensivierte man die Bemühungen noch einmal.

Doch die Blues blieben hart, pochten auf den laufenden Vertrag Hudson-Odois und ließen die Münchner abblitzen. Die Sport Bild berichtete später, dass Bayern und Salihamidzic mit ihrer forschen Herangehensweise die Klubführung der Londoner verprellt hätten.

Maßgeblich an der Absage beteiligt war offenbar die damalige Chelsea-Direktorin Marina Granovskaia, die wegen Salihamidzics offensiver Aussagen alle Gespräche mit dem FCB kategorisch ablehnte.

Im Nachhinein wird der Bayern-Sportdirektor erleichtert sein, bei Chelsea auf Granit gebissen zu haben, schließlich ist Hudson-Odoi vom "sehr interessanten Spieler, den wir unbedingt verpflichtet wollen" heute weit entfernt.

Nachdem er bei Chelsea ohne Perspektive "aussortiert" wurde, ging er im vergangenen Sommer per Leihe zu Bayer Leverkusen. Dort gehört er unter Coach Xabi Alonso mittlerweile kaum mehr dem Spieltagskader an, von der ersten Elf ist er meilenweit entfernt.

Hakim Ziyech
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Hakim Ziyech

Nach Ajax Amsterdams herausragender Champions-League-Spielzeit 2018/19, als die Niederländer bis ins Halbfinale vordrangen und dort unglücklich gegen Tottenham Hotspur scheiterten, standen viele Spieler des Eredivisie-Rekordmeisters im Schaufenster.

Die Bayern planten seinerzeit die Nachfolge der alternden Arjen Robben und Franck Ribéry und stießen dabei auf Ziyech, der bei Ajax einer der tragenden Säulen war.

Der Grund für das Scheitern des Transfers sei dann aber die Unentschlossenheit Salihamidzics gewesen, der zeitgleich auch mit Manchester City und Leroy Sané verhandelte.

Auf die Frage der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad, ob der FC Bayern eher hätte agieren müssen, sagte der Marokkaner: "In der Tat. Ich denke, jeder konnte sehen, was wir mit Ajax geschafft haben. Und was mein Anteil daran war. Wenn dann nicht der Klub vorbeikommt, bei dem ich ein vollkommen gutes Gefühl habe, dann eben nicht. Ein Transfer war nie ein heiliges Ziel."

Im Sommer 2020 wechselte Ziyech dann zum FC Chelsea, wo er aber überhaupt nicht glücklich wurde. Während er in seinem ersten Jahr noch Stammspieler an der Stamford Bridge war, nahm seine Spielzeit von Saison zu Saison immer weiter ab. Heute gehört er zu den Opfern der enormen Transferoffensive. Mehr als vereinzelte Kurzeinsätze sprangen nicht heraus.

FC Bayern - Richtiger Riecher: Bei diesen Transfers lehnte Salihamidzic "zu Recht" ab

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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Arne Maier

Der defensive Mittelfeldspieler stand bei Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick sehr hoch im Kurs. Salihamidzic aber blockte ab und stellte sich gegen einen Transfer. Die Begründung: Maier genüge den sportlichen Ansprüchen der Münchner nicht.

Brazzo sollte damit Recht behalten. Bei seinem damaligen Verein, der Berliner Hertha, wurde der heute 24-Jährige aussortiert. Eine Leihe bei Arminia Bielefeld verhalf ihm wieder zu etwas mehr Spielzeit, weshalb im vergangenen Sommer dann der FC Augsburg anklopfte und Maier fest verpflichtete.

Dort erlebt der Mittelfeldspieler eine Wiedergeburt. Bei den bayerischen Schwaben spielt Maier regelmäßig und ist Leistungsträger.

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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Max Meyer

Ein weiterer Spieler, den Flick nach Berichten der Bild zum FC Bayern holen wollte, als der heutige Bundestrainer dort die Geschicke leitete. Doch auch hier legte Salihamidzic sein Veto ein und winkte ab.

Meyer, zu diesem Zeitpunkt noch bei Crystal Palace, ging im Wintertransferfenster 2021 schließlich ablösefrei zum 1. FC Köln. Der einst durch seinen Berater als "Weltklasse" deklarierte Mittelfeldspieler fiel in seiner Laufbahn ohnehin eher als Wandervogel auf, anstatt die große Weltkarriere umzusetzen.

Ohnehin machte Meyer in der Vergangenheit nur selten durch gute Leistungen auf sich aufmerksam. Immerhin: Seit seinem Wechsel zum Schweizer Klub FC Luzern im August 2022 ist etwas Kontinuität beim 27-Jährigen eingezogen.

Ante Rebic
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Ante Rebic

Mit guten Leistungen bei Eintracht Frankfurt spielte sich der Offensivspieler in der Saison 18/19 in den Fokus einiger europäischer Topklubs. Nach der Verpflichtung von Niko Kovac als neuen Bayern-Trainer wollte dieser seinen Schützling direkt nach München mitnehmen, doch Salihamidzic schob dem Transfer einen Riegel vor.

Salihamidzic glaubte nicht, dass die Qualität des Kroaten für den FC Bayern reiche, berichtete der kicker später. Rebic wechselte schließlich per Leihe zur AC Milan, wo er noch heute unter Vertrag steht. Doch: Auch drei Jahre nach seinem Wechsel in die Serie A scheint der 29-Jährige nicht angekommen.

Seine Performances aus SGE-Zeiten bringt er nur noch selten zu Tage. Stattdessen pendelt er zwischen Startelf und Ersatzbank. In 30 Pflichtspielen 22/23 gelangen ihm lediglich fünf Torbeteiligungen.

Luka Jovic
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Luka Jovic

Neben Rebic war auch der Stürmer ein Kandidat bei den Bayern zu dieser Zeit. Auch dort war Kovac ein Befürworter des Transfers, Salihamidzic war jedoch skeptisch - auch wegen der großen internationalen Konkurrenz.

Real Madrid zahlte im Sommer 2019 dann 63 Millionen Euro Ablöse für den Serben, für die Bayern und Brazzo war das deutlich zu viel. Und Salihamidzic sollte Recht behalten, schließlich konnte Jovic diese Summe zu keinem Zeitpunkt rechtfertigen.

Später erklärte er, mit dem großen Druck nicht klargekommen zu sein. "Als ich in Madrid ankam, waren alle Lichter auf mich gerichtet", erzählte er in einem Interview. "Es war schwierig, sich dem größten Klub der Welt anzupassen. Mit den Verletzungen, Corona und dem unfairen Druck war es eine unglückliche Erfahrung."

Heute spielt der Serbe bei der Fiorentina in der Serie A, wo er sich langsam aber sicher zu alter Stärke zurückarbeitet.

Thorgan Hazard
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Thorgan Hazard

Vor seinem Wechsel zum BVB war der Bruder von Eden Hazard auch beim FC Bayern ein Thema, Salihamidzic war jedoch von einem Transfer laut dem kicker überhaupt nicht überzeugt.

Trotz einer guten Debütsaison bei den Schwarz-Gelben hatte der Belgier bei Borussia Dortmund eher durchwachsene Jahre. In der vergangenen Spielzeit purzelte er dann komplett aus der ersten Elf und kam nur noch vereinzelt als Joker zum Einsatz.

Im Winter folgte eine Leihe zur PSV Eindhoven, wo Hazard auch nicht unbedingt überzeugt. In sieben Spielen stand er nur ein einziges Mal in der Startelf, ein dauerhafter Transfer in die Eredivisie ist daher eher unwahrscheinlich.

Das Problem: Auch der BVB will ihn eigentlich nicht mehr zurückhaben. Im Sommer wird sich der 30-Jährige deshalb wohl nach einem neuen Abenteuer umsehen müssen.

Kevin Vogt
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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Kevin Vogt

Verschiedenen Medienberichten zufolge soll auch Vogt ein Wunschspieler von Kovac gewesen sein, bei Salihamidzics Beurteilung erhielt er aber das Siegel "nicht Bayern-tauglich".

Bei der TSG Hoffenheim ist Vogt trotz gewisser Schwierigkeiten inklusive einer Leihe zum SV Werder Bremen zwar sicherlich kein schlechter Spieler, ob es für den deutschen Rekordmeister gereicht hätte, darf aber bezweifelt werden.

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FC Bayern und Beinahe-Transfers: Timo Werner

Der Stürmer ist vielleicht der berühmteste Fall eines Brazzo-Vetos. Zugunsten einer Verpflichtung von Leroy Sané schmetterte Salihamidzic die Überlegungen des FC Bayerns ab, Werner unter Vertrag zu nehmen.

Und das obwohl der damalige FCB-Coach Flick den Angreifer als seinen Wunschspieler ausgab. Diversen Medienberichten zufolge waren die Meinungsverschiedenheiten zwischen Salihamidzic und Flick über Werner sogar der Startschuss der belasteten Beziehung zwischen den beiden, die schließlich im Abgang Flicks bei den Bayern gipfelte.

"Timo ist ein guter Spieler, der eine hervorragende Hinrunde gespielt hat. Allerdings haben wir Robert Lewandowski. Timo Werner braucht mit seiner Schnelligkeit mehr Räume, die hatte er in dem System, das Leipzig gespielt hat. Das hat sich nun zwar geändert, aber dennoch ist es vorne nicht so eng wie bei uns", erklärte Brazzo damals seine Entscheidung contra Werner.

Der heute 27-Jährige ging dann zum FC Chelsea, wo er durchwachsene zwei Jahre mit vielen Problemen und Joker-Einsätzen durchlebte. Heute zurück in Leipzig, wo er noch nicht die Bestform vergangener Tage erreicht hat.