FC Bayern München: Die Youngster überzeugen, aber der erste Anzug sitzt noch nicht

Von Justin Kraft
FC Bayern München, RB Salzburg, Testspiel, Nachbericht, Drei Erkenntnisse, Julian Nagelsmann, Mathys Tel, Arijon Ibrahimovic, Ryan Gravenberch
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Der FC Bayern München entkommt seiner ersten Niederlage des Jahres nur knapp. Gegen RB Salzburg ist es vor allem der zweite Anzug, der das verhindert. Auch ein Duell hinter der Stammelf sorgt für Aufsehen. Drei Erkenntnisse zum ersten und einzigen Testspiel des Rekordmeisters in der Winterpause.

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Mit einem spektakulären 4:4 gegen RB Salzburg ist der FC Bayern München in das neue Kalenderjahr gestartet. Nach einem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand drehten die Bayern die Partie, um am Ende doch noch den Ausgleich zu kassieren.

Unabhängig vom Ergebnis sah Trainer Julian Nagelsmann einige positive Ansätze - aber auch Dinge, die ihm eine Woche vor dem Restart in der Bundesliga Sorgen bereiten sollten.

Dann spielen die Münchner gegen RB Leipzig. Gerade weil die Salzburger eine ähnliche Spielweise pflegen wie ihr Pendant aus Deutschland, waren sie wohl der perfekte Testspielgegner. Diese drei Erkenntnisse nimmt Nagelsmann aus der Generalprobe mit.

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FC Bayern München: Die Spielanlage passt, doch es gibt noch viel Arbeit

"Die ersten 20 Minuten waren gut, danach haben wir nicht mehr so konsequent verteidigt. Nach dem anstrengenden Trainingslager waren wir etwas müde", rechtfertigte Nagelsmann das 4:4 gegen RB Salzburg. Man habe Dinge gesehen, die er der Mannschaft schon in der Hinrunde oft gezeigt habe. "Wir haben zwei Gegentore kassiert in Situationen, die wir eigentlich besprochen haben", sagte der Trainer.

Vermutlich spielte er damit auf den 1:1-Ausgleich von Sékou Koita und das 4:4 durch Noah Okafor an. Beide Male gelang es den Salzburgern, sich mit wenigen Kontakten durch die Mitte zu kombinieren und frei vor dem jeweiligen Torhüter in eine gefährliche Abschlussposition zu kommen. Es sei gut, so Nagelsmann, dass er diese Szenen eine Woche vor Pflichtspielstart nochmal zeigen könne.

Eigentlich stimmte die Spielanlage. Bayern agierte griffig im Gegenpressing und eroberte so einige Bälle schnell zurück. Vor allem das Zentrum war eng gestaffelt und so gab es für Salzburg kaum Ansätze für Kontersituationen. Kleine Konzentrationsschwächen führten dann aber zu Ballverlusten auf Seiten der Münchner, die die Gäste einluden. Gegen RB Leipzig erwartet den FCB eine ähnliche Herausforderung.

Der riskante Spielaufbau ist ein Markenzeichen unter Nagelsmann - und nur dann wirklich riskant, wenn die Feinabstimmung nicht da ist. Nach der langen Unterbrechung im Winter ist aber genau das noch ein Problem. Gegen Salzburg zeigten die Münchner mehrfach, dass sie an die furiose Phase vor der WM anknüpfen können - gleichwohl ist der Rhythmus noch nicht da. Der Spielplan ist mit Leipzig, Köln und Frankfurt direkt knackig. Etwas Hoffnung für die Bundesliga? Der erste Anzug des FC Bayern sitzt zumindest noch nicht perfekt.

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FC Bayern München: Jugend forsch(t)

Mit Arijon Ibrahimovic, Tarek Buchmann, Yusuf Kabadayi und Mathys Tel konnten gleich vier junge Spieler ihre Chance nutzen. Letzterer zählt längst zum Profikader und zeigte vor der WM bereits starke Leistungen. Gegen Salzburg bestätigte Tel den Trend. Der junge Franzose forderte die Bälle, hatte einen enormen Zug zum Tor und glänzte beim 3:3 von Kingsley Coman mit starker Übersicht. Mit Tel und seiner Dynamik ist im neuen Jahr wohl zu rechnen.

Länger wird das noch bei Tarek Buchmann dauern. Der 17-Jährige geht gerade seine ersten Schritte im Profikader, wird aber bereits als großes Talent gehandelt. Warum das so ist, deutete er gegen Salzburg mit viel Ruhe am Ball und mutigen Pässen an. Mutig war auch Kabadayi, dem auf dem rechten Flügel zwar nicht alles gelang, der aber mitverantwortlich dafür war, dass Bayern nach dem Salzburger Doppelschlag kurz nach der Pause wieder ins Spiel fand.

Einer der herausragenden Akteure war aber Ibrahimovic. Mit erst 17 Jahren strahlt der Offensivspieler ein Selbstvertrauen aus, als würde er bereits seit vielen Jahren auf diesem Niveau spielen. Vermutlich hätten nicht viele junge Spieler die Entscheidung getroffen, einen solchen Distanzschuss abzusetzen, wie er es beim 2:3-Anschlusstreffer tat. Doch auch darüber hinaus präsentierte sich Ibrahimovic engagiert, laufstark und kombinationsfreudig. Seine wichtige und spektakuläre Grätsche kurz vor dem eigenen Strafraum stellte Nagelsmann hinterher besonders heraus.

Der Trainer hatte seine jungen Spieler zuletzt bereits auf der Pressekonferenz explizit gelobt, nachdem er sie in der Vergangenheit oft kritisch sah. Vielleicht ist 2023 das Jahr, in dem Nagelsmann stärker auf die Möglichkeiten zurückgreift, die ihm der Campus bietet.

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FC Bayern München: Heißes Duell um Platz drei im Mittelfeld

Interessant war auch die Startaufstellung des Rekordmeisters. Nachdem Leon Goretzka aus Gründen der Belastungsteuerung passen musste, entschied sich Nagelsmann nicht etwa für Marcel Sabitzer, sondern für Ryan Gravenberch. Der Niederländer war in der Hinrunde bisher außen vor geblieben, wenn es Minuten im Mittelfeld zu ergattern gab. Gut möglich, dass sich sein Standing nun verbessert hat.

Zumal Nagelsmann angekündigt hat, dass die Startelf aus jenen Spielern bestehen werde, die die Nase aktuell vorn hätten. Gravenberch zeigte gegen Salzburg eine engagierte und ansprechende Leistung. Den Führungstreffer leitete er mit einem beherzten Offensivlauf ein. Ohnehin war er oft anspielbar im Mittelfeld und half durch kluge Positionierung im Halbraum dabei, die Pressingfallen der Salzburger aufzulösen. Die Gäste hatten versucht, die Außenverteidiger der Bayern zu isolieren - doch Davies fand vor allem in der Anfangsphase oft einen Passweg zu Gravenberch.

Um an Spielzeit zu kommen, wird der 20-Jährige zunächst Marcel Sabitzer vom dritten Platz im Mittelfeld verdrängen müssen. Der Österreicher schien durch den Bankplatz im Testspiel aber nur noch motivierter zu sein. Auch wenn er etwas glücklos agierte, war er an fast jedem Angriff in der Schlussphase irgendwie beteiligt.

Das könnte ein sehr heißes Duell im Mittelfeld des FC Bayern werden - und auch eines, das große Relevanz hat. Denn Leon Goretzka fällt nicht zum ersten Mal aus. Gut möglich, dass einer der beiden sich in den kommenden Monaten noch häufiger in den Mittelpunkt spielen kann.

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