BVB - Drei Erkenntnisse zum Sieg gegen den SC Freiburg: Niclas Füllkrug untermauert seinen Status als wichtigster Spieler von Borussia Dortmund

Von Justin Kraft
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Borussia Dortmund bringt sich mit einem 3:0-Sieg gegen den SC Freiburg in eine gute Position im Kampf um die Champions-League-Plätze. Edin Terzic scheint an den richtigen Stellschrauben gedreht zu haben - die vor allem Niclas Füllkrug helfen. Drei Erkenntnisse zum BVB-Sieg.

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Ein kleiner Kuchen, ein paar Kerzen und ein breites Lächeln im Gesicht. So ging Donyell Malen auf Niclas Füllkrug zu, der auf dem Weg zur BVB-Bank war. Verdient hätte sich Dortmunds Neuner den Kuchen auch für seine Leistung gegen Freiburg - und in dieser Saison allgemein.

Bekommen hat er ihn für seinen 31. Geburtstag. Trotzdem war diese Übergabe sinnbildlich für einen insgesamt harmonischen schwarz-gelben Abend. "Wir hatten heute alle gemeinsam dieselbe Idee", sagte Trainer Edin Terzic hinterher bei DAZN.

Auch in den vergangenen Wochen hätte man vorher klar über Vorgaben gesprochen, doch diesmal habe das Team diese sehr gut eingehalten. Borussia Dortmund scheint im Aufschwung zu sein - und das hat Gründe...

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BVB: Edin Terzic findet eine passende Grundstruktur

Doppelpacker und Kuchenüberbringer Malen analysierte nach der Partie kurz und knapp, dass man "besser mit dem Ball" gewesen sei als in vielen anderen Spielen dieser Saison. Dementsprechend sei die Terzic-Elf auch "schwerer zu pressen" gewesen.

Tatsächlich war das Spiel der Borussia gegen Freiburg deutlich dynamischer als zuletzt. Terzics Umstellung hatte großen Anteil daran, dass sich die Spieler auf dem Platz besser bewegten als zuletzt. Was wiederum daran liegt, dass sich mehr BVB-Profis in Räumen befinden, die ihren Stärken entsprechen.

Das geht los mit Emre Can, der gegen den Ball im Mittelfeld Zweikämpfe führen und sich mit dem Ball dem Druck entziehen konnte. Das wiederum lag an Ian Maatsen, der als Linksverteidiger ausgerechnet die spielerischen Probleme der Hinrunde im Mittelfeldzentrum zu lösen scheint. Denn da war das Abkippen von Can meist wirkungslos, weil es keinen Spieler gab, der seine Position im Sechserraum sinnvoll und spielgestaltend bekleiden konnte.

Nun aber ist dort mit Maatsen ein Spieler, der technisch stark ist, eine gute Übersicht und eine gewisse Pressingresistenz mitbringt. Gemeinsam mit Marcel Sabitzer funktionierte der Spielaufbau gegen Freiburg recht gut. Weiter vorn konnte Malen dank des sehr hoch agierenden Julian Ryerson häufig in die Mitte zu Füllkrug und Marco Reus ziehen.

Links hielt Jamie Bynoe-Gittens die Breite und bekam mehrfach Raum nach Verlagerungen, weil die vielen zentral positionierten Dortmunder einige Gegenspieler binden konnten. Durch diese Abläufe entstand allein schon Dynamik im Spiel. Aus einem 4-2-3-1 wurde ein 3-2-4-1. Doch es entstand auch Sicherheit, weil alle BVB-Profis in Zonen agierten, in denen sie ihre Stärken am besten einbringen konnten.

Füllkrug, Malen
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Niclas Füllkrug unterstreicht seinen Status für Borussia Dortmund

Besonders deutlich wurde das an Füllkrug, der der Dreh- und Angelpunkt dieser Bewegungsabläufe war. In den vergangenen Wochen und Monaten musste der BVB-Stürmer sich immer wieder Kritik gefallen lassen. In den sozialen Netzwerken wurde zuletzt von nicht wenigen Dortmund-Fans gefordert, dass Terzic auf Youssoufa Moukoko setzen solle.

Inhaltlich entbehrt das jeglicher Logik. Füllkrug ist der wichtigste Offensivspieler der Dortmunder - und er war das auch in den vergangenen Spielen. Fast schon erleichtert sagte der Ex-Bremer, dass es gegen Freiburg so gut gelaufen sei, "weil wir extrem fleißig die Tiefe angelaufen sind". Damit brachte er das Grundproblem der Hinrunde auf den Punkt. Einen zitierbaren Satz mit "endlich mal" verkniff sich Füllkrug dabei, obwohl er schon auf bestem Wege dorthin war.

Wie jeder andere Stürmer auch ist Füllkrug nicht nur abhängig von seiner eigenen Einbindung ins Spiel, sondern auch davon, was seine Mitspieler aus seinen Qualitäten machen. Der BVB hat sich einerseits mit Maatsen für die Hybridrolle im Spielaufbau und andererseits mit Jadon Sancho, der immer wieder die Tiefe attackieren kann, klug verstärkt.

Das hilft auch Füllkrug, der sich deshalb nicht mehr ganz so weit ins Mittelfeld fallen lassen muss, um Bälle zu erhalten. Statt Sancho ist es derzeit vor allem Malen, der die Räume perfekt beläuft, die Füllkrug mit seinen gegenläufigen Bewegungen öffnet. Beide ergänzen sich mit ihren Qualitäten optimal. Anders war es zuletzt mit Moukoko, der kaum die Tiefe suchte, sich eher gegenseitig mit Füllkrug auf den Füßen stand.

Auch Reus scheint von der insgesamt besseren Abstimmung in der Offensive zu profitieren, kam er doch mehrfach gefährlich in den Strafraum, nachdem Füllkrug die gegnerische Abwehrkette durcheinandergebracht hatte.

Zum Publikumsliebling wird der Nationalstürmer vermutlich nicht mehr. Klar ist auch, dass er nicht auf einem Niveau mit den ganz großen Stürmern der Liga agiert. Doch in diesem Kader taugt er am wenigsten als Sündenbock für die vielen Saisonphasen, in denen es nicht lief. Stimmen Ein- und Anbindung wie gegen Freiburg, ist er nicht zu ersetzen.

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Borussia Dortmund: Nur ein erster Schritt

Für den BVB war der Sieg gegen den SC Freiburg gleich aus mehreren Gründen wichtig. Abseits der drei Punkte, die im Kampf um die Champions-League-Plätze enorm wichtig sind, gingen viele Dortmunder mit einem guten Gefühl vom Platz - und aus dem Stadion. Spieler, Trainerteam und Fans haben nicht nur gute Ansätze, sondern auch eine gute Durchführung gesehen.

Wohin ein gesundes Selbstvertrauen kombiniert mit einer Serie an guten Ergebnissen führen kann, hat der BVB in der vergangenen Saison bewiesen, als man punktetechnisch eine starke Rückrunde und sich selbst in eine Art Rausch spielte.

Gleichzeitig ist auch klar, dass die Gegner im bisherigen Kalenderjahr größtenteils eher dankbar für Dortmund waren. Der einzige echte Gradmesser war das Auswärtsspiel in Heidenheim - zugleich die bisher schwächste Leistung. Auch in den kommenden Bundesliga-Spielen ist der BVB klarer Favorit.

In der Hinrunde stand man bis zum Spiel in Frankfurt ebenfalls gut da, musste dann aber von Woche zu Woche mehr realisieren, dass es für das höchste Niveau nicht reicht. Vielleicht tragen die Neuzugänge und die veränderte Struktur im Jahr 2024 dazu bei, dass sich das nicht wiederholt. Auch die Rückkehr einiger Spieler wie Julian Brandt wird helfen, punktuell durchzurotieren. Mit überschwänglichem Lob sollte man beim BVB nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit dennoch vorsichtig sein.

Den kleinen Kuchen haben sich Füllkrug und Co. für den Jahresstart durchaus verdient. Für eine große Torte mit einer Kirsche oben drauf muss das Team nun beweisen, was es in den letzten Jahren nie so richtig leisten konnte: Dass es konstant zu solchen Leistungen fähig ist.

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