Bundesliga: Die engsten und spannendsten Abstiegskämpfe der Geschichte

Von Patrik Eisenacher / Christian Guinin
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Jeweils nur einen Punkt trennen die drei aktuell schlechtesten Mannschaften der Bundesliga: Der VfB Stuttgart ist Letzter hinter dem FC Schalke 04 und Hertha BSC. Doch auch der VfL Bochum und die TSG 1899 Hoffenheim stecken weiterhin tief im Schlamassel. Einer der spannendsten Abstiegskämpfe bahnt sich an - es wäre nicht das erste Mal. Ein Rückblick.

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1. FC Nürnberg
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Bundesliga: Abstiegskampf in der Saison 1998/1999

Die Geretteten: Eintracht Frankfurt, Hansa Rostock, SC Freiburg, VfB Stuttgart

Die Absteiger: 1. FC Nürnberg, VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach

Beginnen wir mit DEM engsten und atemberaubendsten Abstiegskampf in der bisherigen Bundesliga-Historie. Wer am 29. Mai 1999 ab 15.30 Uhr im Frankfurter Waldstadion oder dem Nürnberger Frankenstadion saß oder es sich vor dem Fernseher und Radio bequem gemacht hatte, wird sich sein Leben lang an die letzten Minuten der Partien erinnern.

Vor diesem Tag für die Geschichtsbücher herrschte eine dieser Ausgangslagen, von der es hieß: "Theoretisch" kann der 1. FC Nürnberg noch absteigen - aber eigentlich war klar, dass der FCN als Zwölfter der Tabelle mit drei Punkten und fünf Toren Vorsprung auf Rang 16 sicher im Oberhaus bleiben wird.

Schließlich müsste der Club dafür im direkten Duell gegen Freiburg verlieren, Hansa Rostock siegen, der VfB Stuttgart mindestens punkten und Eintracht Frankfurt mit bis zu vier Toren Unterschied gewinnen. Daran hat im Grunde niemand geglaubt.

Bundesliga-Abstiegskampf 1998/99: Die Ausgangslage vor dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
12.1. FC Nürnberg39:48 (-9)37
13.VfB Stuttgart40:48 (-8)36
14.SC Freiburg34:43 (-9)36
15.Hansa Rostock46:56 (-10)35
16.Eintracht Frankfurt39:53 (-14)34
17.VfL Bochum38:62 (-24)29
18.Mönchengladbach41:77 (-36)21

Schlüsselspiele: FCN gegen Freiburg, Frankfurt gegen FCK

Doch schon zur Halbzeit wurde es immer enger. Die Clubberer lagen mit 0:2 gegen Freiburg hinten und wurden dadurch vom SCF in der Tabelle überholt. Rostock dagegen führte mit 1:0 in Bochum und der VfB daheim gegen Bremen.

Immerhin die Eintracht führte nicht und hielt den FCN somit auch um 17.15 Uhr noch auf Platz 15 in der Bundesliga. Yangs Eintracht-Führung (46.) wurde nach 68 Minuten durch den Kaiserslauterer Schönberg ausgeglichen. Rund 20 Minuten waren noch zu spielen, weiterhin fehlten der SGE vier Treffer. Die Fans im Waldstadion senkten nach dem Ausgleichstreffer die Köpfe.

Wenig später brachte Nikls 1:2-Anschlusstreffer in der 85. Minute den Club noch einmal in die Nähe des Klassenerhalts - der wäre ja mit einem Unentschieden gesichert gewesen. In Frankfurt dagegen spielen sich in Zeiten ohne Handy und Live-Ticker einzigartige Szenen ab.

Sobotzik (70.), Gebhardt (80.), Schneider (82.) und Fjörtoft (89.) treffen auf einmal für die SGE. Es sind vier Tore für die Ewigkeit, die Einzug in Frankfurts Vereinshistorie erhielten. Das Wunder wurde wahr - die Eintracht blieb in der Bundesliga.

Im Frankenstadion wurde parallel dazu der heutige Bremer Geschäftsführer Sport Frank Baumann zur tragischen Figur. Der Abwehrspieler versiebte in der 89. Minute eine absolute Großchance, eine Hundertprozentige - der Treffer hätte zum Klassenerhalt gereicht. Stattdessen stiegen die Franken doch noch ab - die Stimmung nach dem Spiel ähnelte einem Weltuntergangsszenario.

Bundesliga-Abstiegskampf 1998/99: Die Tabelle nach dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
12.SC Freiburg36:44 (-8)39
13.Werder Bremen41:47 (-6)39
14.Hansa Rostock49:58 (-9)38
15.Eintracht Frankfurt44:54 (-10)37
16.1. FC Nürnberg40:50 (-10)37
17.VfL Bochum38:63 (-25)29
18.Mönchengladbach41:79 (-38)21
Hakan Calhanoglu, HSV
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Bundesliga: Abstiegskampf in der Saison 2013/2014

Der Gerettete: Hamburger SV

Die Absteiger: 1. FC Nürnberg, Eintracht Braunschweig

Schon vor dem letzten Spieltag stand fest: Gut wird es nicht mehr, aber wenigstens nicht gleich katastrophal.

Denn Nürnberg, Braunschweig und der HSV konnten die Klasse nicht mehr direkt halten, sondern sich allesamt nur noch über die Relegation retten. Die beste Ausgangslage hatte Hamburg auf Platz 16.

Bundesliga-Abstiegskampf 2013/14: Die Ausgangslage vor dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
16.Hamburger SV49:72 (-23)27
17.1. FC Nürnberg36:66 (-30)26
18.Braunschweig28:57 (-29)25

Nürnberg ging dann aber am 34. Spieltag bei den Freunden auf Schalke mit 1:4 unter. Braunschweig patzte in Hoffenheim und verlor mit 1:3.

So blieb der HSV trotz der 2:3-Niederlage in Mainz auf Platz 16. Und die Rothosen blieben auch in der Liga: Nach einem 0:0 zu Hause in der Relegation gegen Greuther Fürth reichte ein schmeichelhaftes 1:1 in Franken aufgrund der Auswärtstorregel zum Klassenerhalt.

Bundesliga-Abstiegskampf 2013/14: Die Tabelle nach dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
16.Hamburger SV51:75 (-24)27
17.1. FC Nürnberg37:70 (-33)26
18.Braunschweig29:60 (-31)25
Christian Streich, Abstieg 2015, SC Freiburg
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Bundesliga: Abstiegskampf in der Saison 2014/2015

Die Geretteten: Hamburger SV, Hertha BSC, VfB Stuttgart, Hannover 96

Die Absteiger: SC Freiburg, SC Paderborn 07

Vor dem letzten Spieltag gab es ganze sechs Klubs, die um den Klassenerhalt im deutschen Oberhaus kämpften: Paderborn, Freiburg, Hamburg, Hertha, Stuttgart und Hannover. Mit dem VfB gegen Paderborn sowie 96 gegen Freiburg traten sogar vier beteiligte Vereine gegeneinander an.

Ständig wechselten die Vereine während der 90 Spielminuten die Plätze, allein die Stuttgarter belegten zwischenzeitlich jede Tabellenposition von Platz 14 bis 17.

Bundesliga-Abstiegskampf 2014/15: Die Ausgangslage vor dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
13.Hertha BSC35:50 (-15)35
14.SC Freiburg35:45 (-10)34
15.Hannover 9638:55 (-17)34
16.VfB Stuttgart40:59 (-19)33
17.Hamburger SV23:50 (-27)32
18.SC Paderborn30:63 (-33)31

Die Schlüsselduelle: VfB gegen Paderborn, 96 gegen Freiburg

Der große Verlierer war am Ende Freiburg. Die Breisgauer stürzten von Platz 14 auf 17 ab, weil sie 1:2 gegen Hannover verloren.

Als Gewinner konnte sich der HSV sehen, der 2:0 gegen Schalke siegte. Vor allem aber auch Stuttgart, das 2:1 in Paderborn gewann und sich damit an Freiburg vorbei schob. Dabei hatte Schlusslicht Paderborn sogar gegen die Schwaben geführt.

Hamburg schaffte es somit erneut in die Relegation - und schaffte dort erneut den Klassenerhalt. Wieder kam man im Hinspiel vor heimischem Publikum nur zu einem 1:1 gegen den Karlsruher SC. Im Wildparkstadion gelang jedoch ein 2:1-Erfolg in der Verlängerung - nachdem man erst in der 90. Minuten zum 1:1 ausgeglichen hatte...

Bundesliga-Abstiegskampf 2014/15: Die Tabelle nach dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
13.Hannover 9640:56 (-16)37
14.VfB Stuttgart42:60 (-18)36
15.Hertha BSC36:52 (-16)35
16.Hamburger SV25:50 (-25)35
17.SC Freiburg36:47 (-11)34
18.SC Paderborn31:65 (-34)31
Hamburger SV, Luca Waldschmidt, VfL Wolfsburg
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Bundesliga: Abstiegskampf in der Saison 2016/2017

Die Geretteten: Wolfsburg, Mainz, Hamburg, Augsburg, Leverkusen, Frankfurt

Die Absteiger: Darmstadt, Ingolstadt

Bereits am 33. Spieltag standen die beiden direkten Absteiger mit Darmstadt und Ingolstadt fest. Doch wer in die Relegation musste, blieb lange offen. Am 31. Spieltag kam sogar noch der auf Platz acht liegende 1. FC Köln dafür in Frage.

Vor dem letzten Spieltag verblieben vier Teams, die auf Platz 16 hätten abrutschen können: Mainz, Augsburg, Wolfsburg und mal wieder der HSV, der diesen Rang vor dem finalen Saisonspiel innehatte.

Bundesliga-Abstiegskampf 2016/17: Die Ausgangslage vor dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
13.Mainz 0544:53 (-9)37
14.FC Augsburg35:51 (-16)37
15.VfL Wolfsburg33:50 (-17)37
16.Hamburger SV31:60 (-29)35
17.FC Ingolstadt35:56 (-21)31
18.Darmstadt26:61 (-35)24

Das Schlüsselduell: Hamburger SV gegen VfL Wolfsburg

Am 34. Spieltag kam es zum Thriller zwischen Hamburg und dem Tabellenviertzehnten aus Wolfsburg. Der HSV musste gewinnen, um den VfL in die Relegation zu schicken.

Doch die Gäste gingen durch Robin Knoche in Führung. Der Bundesliga-Dino schlug jedoch durch Filip Kostic zurück. In der 88. Minute folgte schließlich die Explosion: Luca Waldschmidt - der heutige Wolfsburger - brachte mit seinem 2:1 das Hamburger Stadion zum Ausrasten. Die Hanseaten retteten sich somit auf Rang 14 und schoben den VfL an den Rand zur Zweitklassigkeit.

Im Relegations-Derby gegen Eintracht Braunschweig sicherten sich die Wölfe dann doch noch die Zugehörigkeit zur Bundesliga, zweimal gewann man mit 1:0. Dennoch ein bitterer Absturz für Wolfsburg, das im Jahr zuvor noch Real Madrid im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League geschlagen hatte.

Bundesliga-Abstiegskampf 2016/17: Die Tabelle nach dem 34. Spieltag

PlatzMannschaftTorePunkte
13.FC Augsburg35:61 (-16)38
14.Hamburger SV33:61 (-28)38
15.Mainz 0544:55 (-11)37
16.VfL Wolfsburg34:52 (-18)37
17.FC Ingolstadt36:57 (-21)32
18.Darmstadt28:63 (-35)25