Handball-EM - Alexander Bommes im Interview: "Ich möchte nicht, dass mich der Hexer wieder anruft und bedroht"

Alexander Bommes war einst Handballprofi, heute arbeitet er als Quizmaster und berichtet für die ARD von großen Sportereignissen.
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Einst war Alexander Bommes Handballprofi, heute arbeitet er als Quizmaster und berichtet für die ARD von großen Sportereignissen. Im Interview mit SPOX erinnert sich der 45-Jährige an seine Karriere und Erlebnisse mit dem legendären Torhüter Andreas "Hexer" Thiel.

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Bommes spricht über die Unterschiede zwischen Handballern und Fußballern und die Chancen des DHB-Teams bei der anstehenden EM (13. bis 30. Januar). Außerdem verrät der frühere Linksaußen, wie ihm der Mannschaftssport das Rüstzeug für seinen jetzigen Beruf mit auf den Weg gegeben hat.

Herr Bommes, ist der Weg zum "Handballverrückten" eigentlich automatisch vorgezeichnet, wenn man wie Sie in Kiel geboren wurde?

Alexander Bommes: Ich habe noch keinen verrückten Norddeutschen erlebt. (lacht) Trotzdem ist die Begeisterung für den THW in Kiel seit Jahrzehnten hoch, was ja auch sehr schön ist. Die Identifikation mit dem Verein geht von Geburt an eigentlich an keiner Kielerin und keinem Kieler spurlos vorüber.

War der THW auch für Sie als Kind ausschlaggebend, um mit Handball anzufangen?

Bommes: Tatsächlich sind meine ausgeprägtesten Kindheitserinnerungen die Besuche in der Ostseehalle mit meinem Vater. Den Geruch, die Geräusche, das Licht und die gesamte Atmosphäre werde ich für immer in mir tragen. Diese Erlebnisse, gepaart mit einem angeborenen Ballsporttalent, waren bestimmt keine schlechte Mischung.

Was dazu führte, dass Sie gleich eine ganze Reihe von verschiedenen Sportarten betrieben haben.

Bommes: Das stimmt. In meiner Jugend habe ich parallel Handball, Fußball, Tennis und später auch noch Basketball gespielt. Es war jedes Mal wieder der Horror, wenn die Spielpläne für die Wochenenden herausgekommen sind. Das war mit viel Organisation verbunden. Eine Halbzeit hier, ein ganzes Spiel dort und am Ende vielleicht noch ein Tennis-Doppel. Im frühen Erwachsenenalter habe ich mich schließlich auf Handball konzentriert.

Daraus entstand eine beachtliche Karriere als Linksaußen. Sie spielten in der 2. Liga für den TSV Altenholz, in der Bundesliga für Bayer Dormagen und den VfL Gummersbach. Wie würden Sie den Handballer Alexander Bommes beschreiben?

Bommes: Ich hatte grundsätzlich einen sehr ausgeprägten Willen und eine große Leistungsbereitschaft. Das waren die wesentlichen Punkte. Wenn ich an meine Zeit in der Bundesliga denke, muss ich zugeben: Ein bisschen besser Abwehr hätte ich schon spielen können. (lacht)

Nicht so bescheiden! Während Ihrer zweiten Phase in Altenholz zwischen 2003 und 2007 erzielten Sie in 132 Zweitligaspielen 824 Tore. Würden Sie rückblickend sagen, dass Sie in Sachen Handball alles aus den gegebenen Möglichkeiten herausgeholt haben?

Bommes: Nein, es wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Der angesprochene Wille hat sicherlich teilweise dazu geführt, dass an der einen oder anderen Stelle die nötige Lockerheit gefehlt hat. Im Nachhinein hat das aber alles seinen Sinn. Ich habe viel aus meiner Zeit als Leistungssportler gelernt und bin mit meiner beruflichen Entwicklung abseits des Handballs auch sehr zufrieden.

Alexander Bommes war einst Handballprofi, heute arbeitet er als Quizmaster und berichtet für die ARD von großen Sportereignissen.
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Alexander Bommes war einst Handballprofi, heute arbeitet er als Quizmaster und berichtet für die ARD von großen Sportereignissen.

Bommes über Thiel und "juristische Heldengeschichten"

In Dormagen spielten Sie zwischen 1999 und 2001 beispielsweise mit dem früheren Weltklasse-Torhüter Andreas Thiel zusammen. War der "Hexer" die größte Legende, die Sie je als Teamkollege hatten?

Bommes: Das kann man sicher so sagen, wobei man innerhalb einer Handball-Mannschaft ja häufig auch Kollegen als Legenden bezeichnet, die nie einer kannte. (lacht) Der "Hexer" hatte damals einen maßgeblichen Anteil an meinem Wechsel nach Dormagen. Ich unterstelle ihm im Nachhinein, dass er als Anwalt lediglich einen Jurastudenten neben sich auf der für ihn reservierten letzten Sitzbank im Bus haben wollte, dem er seine juristischen Heldengeschichten erzählen konnte. (lacht) Aber ernsthaft: Wir hatten von Beginn an ein sehr gutes, sehr enges Verhältnis, das auch heute noch Bestand hat. In Gummersbach war zu meiner Zeit dann Kyung-Shin Yoon die prägende Figur, der 2001 sogar zum Welthandballer des Jahres gewählt wurde. Und natürlich der leider viel zu früh verstorbene Torhüter Stefan Hecker.

Sie sprechen damit Geschichten an, die sich außerhalb des Handballfeldes ereignet haben. Thiel erzählte davon im Legenden-Interview mit SPOX gleich mehrere. Haben auch Sie für uns eine Anekdote über den "Hexer" auf Lager?

Bommes: Ich habe viele. Aber er ist halt Anwalt. Und ich möchte nicht, dass er mich morgen wieder anruft und bedroht. (lacht) Ich habe von ihm schon vor Jahren sozusagen eine verbale einstweilige Verfügung erhalten - provisorisch und lebenslang. Und 2020 habe ich ihm dann zu seinem 60. Geburtstag versprochen, über die Vergangenheit zu schweigen. Aus Freundschaft und auch aus Respekt vor seinem fortschreitenden Alter. Ich bin mir sicher, dass er sich über diese Antwort hier sehr freuen wird...

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