"Kretzsche war da, seine Stimme nicht"

Von SPOX
Markus Götz kommentiert den Handball Supercup und ausgewählte Bundesliga-Spiele live auf DAZN
© getty

Er hat über 500 Handball Spiele für Sport1 kommentiert, nun ist er auch für DAZN im Einsatz: Markus Götz. Vor dem Supercup zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg (ab 20.15 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) spricht der 43-Jährige über den Experten Stefan Kretzschmar, Dr. Handball, seine persönliche Sternstunde und die anstehende Saison.

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SPOX: Herr Götz, wie sind Sie eigentlich Handball-Kommentator geworden?

Markus Götz: Es war gerade kein anderer da. (lacht) Im Ernst: Das war 2003 und ich war bereits fünf Jahre beim damaligen DSF, wo ich auch schon als Live-Kommentator im Fußball-Bereich arbeitete. Piet Krebs, drei Mal deutscher Meister als Spieler mit TUSEM Essen, war damals als stellvertretender Chefredakteur unter anderem verantwortlich für den Bereich Handball. Ich sagte ihm: "Wenn du mal einen Handball-Kommentator brauchst, ich bin bereit." Eine Woche später war Supercup, Lemgo gegen Flensburg. Plötzlich saß ich da und habe kommentiert, mit dem damals verletzten Spieler Daniel Stephan als Experte an meiner Seite. Piet meinte nur lapidar: "Machst du das gut, bist du ab sofort Handball-Kommentator." Sechs Monate später fuhr ich zur Europameisterschaft nach Slowenien und "kommentierte" Deutschland zum Titel.

SPOX: Als Spieler wäre so ein Coup unmöglich gewesen, man sagt Ihnen eher überschaubares Talent nach.

Götz: Moment mal! In der Jugend sah es vielversprechend aus. Meine Position war der linke Rückraum. Die Entwicklung ging aber nicht wie erhofft weiter, woran selbstverständlich die Trainer schuld waren. (lacht) Meine Karriere bei den Aktiven war dann zugegebenermaßen kurz und beschränkt erfolgreich. Ich spielte bei der TSG Ehingen vor allem in der Landesliga. An Spielverständnis und Technik mangelte es nicht, aber Durchsetzungsvermögen, Kraft und Schnelligkeit reichten nicht für mehr. Mitte 20 war es dann schon vorbei, es ließ sich zeitlich einfach nicht mehr mit dem Job vereinbaren. Trotzdem kam der glanzvolle Höhepunkt der Laufbahn erst Jahre später.

SPOX: Erzählen Sie.

Götz: Es gab vor einem All-Star-Game - 2011 müsste das gewesen sein - ein Spiel für einen guten Zweck vor 7.000 Zuschauern in Leipzig. Ich spielte auf Halblinks zwischen Stefan Kretzschmar und Markus Baur. Wow! Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Tor in diesem Spiel. Nach Pass von Kretzsche warf ich den Ball über den Block von Volker Zerbe hinweg an Hexer Andreas Thiel vorbei ins Tor. Damit war für mich klar: Das war es jetzt endgültig, mehr geht für mich nicht! Die Situation ist übrigens in Film und Bild festgehalten und deshalb nachweisbar.

SPOX: Wie fiel das anschließende Urteil der mitspielenden Prominenz aus?

Götz: Der Tenor war: Gar nicht mal sooo schlecht.

SPOX: Dennoch fühlen Sie sich auf dem Kommentatoren-Platz sicher besser aufgehoben als auf dem Spielfeld. Am Mittwoch beginnt die Saison mit dem Spiel um den Supercup zwischen den Löwen und Magdeburg, das Sport1 und DAZN gemeinsam übertragen. Sie als Stimme des Handballs werden zukünftig also auch bei der HBL auf DAZN zu hören sein. Was dürfen die Fans von Ihnen erwarten?

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Götz: Ganz einfach: Eine emotionale, leidenschaftliche Berichterstattung über tollen Sport. Die HBL ist ein Wettbewerb, der in dieser Sportart das höchstmögliche Niveau bietet. Ich hoffe wirklich, dass es der ein oder andere DAZN-Fußballfan wagt, mal beim Handball reinzuschauen. Ich würde mir sehr wünschen, dass endlich ein Ruck durch Deutschlands sportbegeisterte Bevölkerung geht und nicht immer nur der auch von mir heißbeliebte Fußball geschaut wird, sondern auch andere Sportarten. Ich kann jedem nur zurufen: Handball ist eine absolut geile Sportart!

SPOX: Welchen Stellenwert hat denn der Supercup für die Teams so kurz vor dem HBL-Start?

Götz: Meine Erfahrung aus 13 Supercups sagt mir, dass es die Mannschaften zunächst ein wenig ruhiger angehen lassen, ehe es die letzten rund 15 Minuten richtig zur Sache geht. Da will dann doch plötzlich jeder gewinnen. Diesmal ist es aber vielleicht von Anfang an etwas intensiver, weil es sowohl für die Löwen als auch für Magdeburg definitiv etwas Besonderes ist, dabei zu sein. Außerdem gibt es die hoch interessante Konstellation, dass sich beide Teams drei Tage später schon wieder in der Liga begegnen (Sa., 3.9., 15 Uhr live auf DAZN, d. Red.). Die Fragen sind: Wollen beide Teams noch nicht zeigen, was sie drauf haben? Oder will man dem Gegner schon mal Respekt einflößen?

SPOX: Mit dabei wird jedenfalls Stefan Kretzschmar sein, der seit Jahren an Ihrer Seite zu hören ist. Was zeichnet Kretzsche als DEN Handball-Experten schlechthin aus?

Götz: Zunächst einmal sind das seine für Handball-Verhältnisse überragenden Bekanntheitswerte. Was das betrifft gibt es in Deutschland Kretzsche und dann lange Zeit nichts mehr. Egal wo er auftaucht, es erkennt ihn wirklich jeder. Und dann bietet Kretzsche als Experte einfach eine gute Mischung aus lockeren Sprüchen, guter Unterhaltung und Fachwissen. Er wirkt auf den ersten Blick ja gerne ein bisschen freaky. Man sollte aber nicht den Fehler machen, sein Handball-Wissen zu unterschätzen. Der Mann hat wirklich Ahnung, kann sich eloquent ausdrücken, ist dazu extrem gut vernetzt. Kretzsche bietet einfach die ideale Kombination für einen Experten.

SPOX: Sie haben Kretzsches 'freaky' Seite erwähnt. Gab es auch schon Situationen, in denen Sie an ihm verzweifelt sind wie so mancher Trainer früher?

Götz: Nicht wirklich. Natürlich ist Kretzsche ein lockerer Typ, der das Leben in vollen Zügen genießt. Aber er ist auch Profi und weiß schon, wann er zur Stelle sein muss. An eine witzige Situation kann ich mich aber doch erinnern: Er kam einmal direkt aus Mallorca zu einem Spiel in Hamburg eingeflogen und erschien gerade noch rechtzeitig zum Anpfiff. Was immer er in den Tagen zuvor getrieben hatte: Es tat seiner Stimme nicht gut. Er war während des Spiels kaum zu verstehen. Kretzsche war da, seine Stimme leider nicht.

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