HSV zittert weiter um Existenz

SID
Der HSV Handball hat mit finanziellen Problemen zu kämpfen
© getty

Kapitän Pascal Hens wies fast verzweifelt auf den sportlichen Höhenflug hin, Geschäftsführer Christian Fitzek appellierte an die Treue des Publikums - die Angst vor dem finanziellen Kollaps war trotz des 36:29-Sieges des HSV Hamburg gegen Weltpokalsieger Füchse Berlin allgegenwärtig. Auch Mehrheitsgesellschafter Michael Rudolph bedankte sich für eine "Handballheldenleistung" - mit Blick auf seinen Bruder Andreas?

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Doch der ziert sich offenbar und malt ein ganz düsteres Bild. "Meiner Meinung nach sind sie nicht mehr zu retten", sagte er NDR 90,3 am Donnerstag. Der Retter vom Dienst wurde zum Krisengipfel in der Hansestadt dringend und sehnlichst erwartet. Denn der Verkauf von Retter-T-Shirts wie vor mehr als einem Jahrzehnt beim FC St. Pauli würde längst nicht mehr reichen, um den chronisch klammen Champions-League-Gewinner von 2013 vor der Insolvenz zu bewahren. Ohne eine erneute Finanzspritze des kapriziösen Mäzens wird es definitiv nicht weitergehen an der Elbe.

Umso erstaunlicher, mit welch großem Engagement die Gastgeber vor 6013 Zuschauern den aktuellen Vereinsweltmeister niederrangen. "Wir haben ein tolles Handballspiel gesehen. Mehr sollt ihr nicht schreiben", appellierte Ex-Nationalspieler Hens an die Hamburger Journaille, natürlich ohne Erfolg.

Aktuell ohne Trainer

Denn selbst der Serie von vier Siegen hintereinander droht ein abruptes Ende. Schließlich steht der HSV ab sofort ohne Trainer da, Michael Biegler bereitet vertragsgemäß ab sofort als polnischer Nationalcoach das Team auf die Heim-EM im Januar vor. In Plock und nicht in Hamburg - auch dies der problematischen Finanzsituation beim HSV geschuldet.

Und so wurde schon bei der Spielvorbereitung auf die Füchse Berlin im Hinblick auf die neue Situation ohne Biegler getestet. Spielmacher Alexander Feld skizzierte die Matchtaktik, bei den restlichen drei Punktspielen bis zum Jahresende sollen sich auch Hens und Routinier Matthias Flohr beim Coaching einbringen.

Was 2016 beim deutschen Ex-Meister passiert, der schon vor 18 Jahren kurz vor der Pleite stand, blieb zunächst völlig offen. "Angesichts der Umstände präsentiert sich die Mannschaft mit einer unfassbaren Leistung", schwärmte Geschäftsführer Fitzek. Immerhin ist der Verein mit zwei Monatsgehältern im Rückstand, auch beim Betreiber der Arena am Volkspark haben sich beträchtliche Mietschulden angehäuft.

Imageschaden befürchtet

Was auch den Ligaverband naturgemäß nicht kalt lässt, man befürchtet einen Imageschaden, der auf alle 18 Klub abstrahlt. "Schließlich werden da nicht nur die Interessen des HSV berührt", sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann bei Sport1.

Weit entfernt von derlei Sorgen verbesserte sich Titelverteidiger THW Kiel in der Tabelle auf den zweiten Platz. Der deutsche Rekordmeister besiegte HBW Balingen-Weilstetten mit 38:28 und schob sich mit 26:6 Punkten bis auf vier Zähler an Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen (30:2) heran.

Der HSV Hamburg in der Übersicht

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