Vorstellung beim DHB am Dienstag

SID
Der DHB setzt große Hoffnungen in Dagur Sigurdsson
© getty

Pokalheld, Perfektionist, Handball-Philosoph: Der Isländer Dagur Sigurdsson soll die deutschen Handballer zurück in die Weltspitze führen. Der Erfolgscoach der Füchse Berlin genießt in der Szene einen ausgezeichneten Ruf, gilt als gewiefter Taktiker und bewies in der Hauptstadt zuletzt ein goldenes Händchen für Talente.

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Vor der offiziellen Präsentation des Nachfolgers von Martin Heuberger am Dienstag in Leipzig gibt es deswegen reichlich Vorschusslorbeeren. DHB-Präsident Bernhard Bauer nennt die Wahl Sigurdssons eine "optimale Lösung", Füchse-Präsident Frank Steffel schwärmt vom "überragendsten Kandidaten" und auch die Bundesliga kann mit dem Berliner Trainer bestens leben.

Sigurdsson wird sein geballtes Handball-Know-how aber auch gut gebrauchen können: Spätestens bei der Heim-WM 2019 soll das trudelnde Flaggschiff des Deutschen Handballbundes (DHB) wieder um den Titel spielen, Olympia-Gold 2020 gilt beim Verband als erklärtes Ziel.

Ausgerechnet sein Vorgänger könnte Sigurdsson dabei zur Hand gehen. Denn nach einem Bericht des "Tagesspiegel" soll Heuberger Assistent des Isländers werden. "Ich habe schon mal mit Dagur darüber gesprochen", sagte Heuberger der Tageszeitung, "mal abwarten, unterschrieben ist noch nichts."

Erfolgstrainer Sigurdsson

Sigurdssons größter Triumph auf seiner kniffligen Mission könnte aber seine innere Ruhe sein. Mit isländischer Akribie und Gelassenheit formte der 215-malige Nationalspieler die Füchse seit 2009 zu einem europäischen Spitzenklub, erreichte mit ihnen 2012 das Final Four in der Champions League und führte sie in der vergangenen Saison zum Pokalsieg, dem ersten Titel der Vereinsgeschichte - nur sieben Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg.

"Dagur ist der Vater unserer Erfolge, ein exzellenter Trainer und ausgesprochen charakterfest. Er wird auch ein herausragender Bundestrainer sein", sagte Füchse-Boss Steffel dem SID. Schweren Herzens hatte er seinem sportlichen Leiter am Sonntag die Freigabe für den Job beim DHB erteilt. Bis Sigurdsson 2015 komplett zum Verband wechselt, wird er noch eine Saison in Doppelfunktion für die Füchse arbeiten.

In der Hauptstadt ließ Sigurdsson vor allem durch sein gutes Gespür für Talente aufhorchen. Trotz zahlreicher Stars schafften unter ihm zuletzt die Jungstars Paul Drux (19) und Fabian Wiede (20) den Sprung in die A-Nationalmannschaft, Tendenz weiter steigend. Bei den Spielern genießt Sigurdsson einen ausgezeichneten Ruf, weil er sie auch nach schlechteren Spielen nicht öffentlich kritisiert und sich stets vor die Mannschaft stellt. In Auszeiten macht er klare, kurze Ansagen, anstatt sich wie manch anderer Trainerkollege lautstark selbst zu produzieren.

Internationale Erfahrung vorhanden

Und auch in Sachen Erfahrung auf internationalem Terrain braucht sich der Familienvater, der etliche Sprachen spricht und als Ausgleich zum Sport gerne Gitarre spielt, nicht verstecken: Schon zu Beginn seiner Zeit in Berlin übte er als österreichischer Nationaltrainer von 2008 bis 2010 eine Doppelfunktion aus, führte das Nachbarland bei der Europameisterschaft 2010 in die Hauptrunde.

Doch bei all der Ruhe, die Sigurdsson auf den ersten Blick ausstrahlt - er kann auch anders. Wenn es auf dem Feld mal nicht nach seinem Geschmack läuft, gleicht er eher einem isländischen Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Dann tigert er die Seitenlinie auf und ab, rauft sich die Haare und legt sich auch schonmal lautstark mit den Schiedsrichtern an.

Sigurdsson hasst nichts mehr als zu verlieren - aber auch das ist eine Eigenschaft, die er als Bundestrainer sehr gut gebrauchen kann.

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