Fax belastet Schwenker - EHF in Kritik

SID
Uwe Schwenker wird Bestechung vorgeworfen
© Getty

Überraschung im Kieler Prozess um angebliche Bestechung im Handball: Am 14. Verhandlungstag präsentierte Oberstaatsanwalt Axel Goos ein Fax, das beweisen soll, dass der angeklagte ehemalige Manager des THW Kiel, Uwe Schwenker, und der Kroate Nenad Volarevic über Scoutingbelange hinweg im Kontakt standen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Das Schreiben des THW vom 28. Februar 2003 ist direkt an Volarevic gerichtet und enthält Daten (Telefonnummern, etc.) zu den Schiedsrichtern, die das Viertelfinale der Champions League im März 2003 zwischen den Kielern und dem slowenischen Klub Ljubljana gepfiffen haben.

Geschrieben wurde das Fax, das mit den Worten "Wie versprochen" endet, von THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust. "Ich habe es geschrieben, aber ich weiß nicht mehr, warum. An den Vorgang kann ich mich nicht erinnern", sagte Holdorf-Schust.

"Nur Spielerscouting"

Gezeichnet, aber nicht unterschrieben, wurde das Fax auch von Schwenker, der stets betont hat, mit Volarevic ausschließlich wegen Spielerscouting in Kontakt gewesen zu sein.

Die Staatsanwaltschaft wirft Schwenker und dem Mitangeklagten Zvonimir Serdarusic, Ex-THW-Trainer, dagegen vor, das Finalrückspiel der Champions League 2007 zwischen Kiel und der SG Flensburg-Handewitt verschoben zu haben.

Schwenker und Serdarusic wird vorgeworfen, die beiden polnischen Schiedsrichter über den Mittelsmann Volarevic bestochen und so den Titel gekauft zu haben. Schwenker, Serdarusic und die beiden Referees bestreiten die Vorwürfe.

EHF in Kritik

Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck bereits die Europäische Handball-Föderation (EHF) ins Zwielicht gerückt. "Sie sind wie unser Bundespräsident und antworten nur, wenn konkret nachgefragt wird", sagte Wardeck in Richtung der Zeugin Monika Flixeder, Justiziarin der EHF.

Zudem bemängelte Wardeck, dass die EHF ihre Unterlagen zum Finale der Champions League 2000 zwischen dem FC Barcelona und dem THW Kiel nicht mehr hat.

"Wir haben das Kellerarchiv durchsucht, aber die Masse der Unterlagen wird nach zehn Jahren vernichtet", sagte Flixeder, "auch der Bericht des Schiedsrichterbeobachters ist nicht mehr da."

Untersuchungen gehen weiter

In dem Aufeinandertreffen 2000 mit Barcelona fühlte sich der THW von den Schiedsrichtern stark benachteiligt. In der bitteren Niederlage gegen die Katalanen könnte laut Staatsanwaltschaft ein Motiv für die angebliche Verschiebung des Champions-League-Finals von 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt liegen.

Als diese Vorwürfe gegen die Angeklagten Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic im Jahr 2009 bekannt wurden, war die Zehn-Jahres-Frist zu Vernichtung der entsprechenden Unterlagen noch nicht verstrichen.

Flixeder erklärte, die EHF habe bei internen Untersuchungen zum Rückspiel des Finales 2007 durch einen angeblich unabhängigen Beobachter keine auffälligen Tendenzen feststellen können. "Wenn überhaupt, für die Auswärtsmannschaft", sagte sie. Das waren die Verlierer aus Flensburg.

 

Artikel und Videos zum Thema