Bloß nicht den Anschluss verlieren

Von Thomas Ziemann
Handball, Bundesliga, Glandorf, Nordhorn
© Getty

Im zweiten Teil des SPOX-Rankings geht es um den Kampf im MIttelfeld der Liga. Wer behält den Anschluss? Wer verliert an Boden?

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VfL Gummersbach

Einblick: Der Wechsel von Trainer Alfred Gislasson zum THW Kiel hat in Gummersbach für gehörigen Wirbel gesorgt. Mit dem Isländer verließ eine absolute Identifikationsfigur das Boot. Der Deal hatte für den Klub aus dem Bergischen Land aber auch ein Gutes, er spülte einen Haufen Geld in die leeren Kassen. Geld, das dringend nötig war, auch um Valdur Sigurdsson zumindest annähernd zu ersetzen.

Spieler im Fokus: Audray Tuzolana. Der 24-jährige Franzose gilt in seiner Heimat als großes Talent. Die Fußstapfen des Weltklasse-Linksaußen Sigurdsson wird er nicht zu hundert Prozent füllen können, dennoch hat der VfL einen klasse Coup gelandet.

Prognose: Der neue Coach Sead Hasanefendic hat als Saisonziel Platz fünf ausgegeben. Schwierig, denn speziell in der Offensive hängt immer noch zuviel von Momir Ilic ab. Zudem kämpft der Verein mit der Zuschauerproblematik. Die Kölnarena war nur zu selten die Festung, die sie beispielsweise für die Nationalmannschaft ist.

HSG Nordhorn

Einblick: Bei der HSG dreht sich alles um Holger Glandorf. Besonders nach dem Verlust von Jan Filip. Doch in Nordhorn hat man weitaus größere Probleme. Vor allem finanzielle. Davon will sich Coach Ola Lindgren aber nicht beeinflussen lassen. Sein Plus: Er kann weiterhin auf eine eingespielte Truppe bauen, die mit Tobias Karlsson sinnvoll verstärkt wurde.

Spieler im Fokus: Peter Gentzel. 40 Jahre und kein bisschen leise. Der Keeper der HSG ist trotz seines, mit Verlaub, hohen Alters ein zuverlässiger Rückhalt für sein Team.

Prognose: Sollte es Ola Lindgren gelingen, die finanziellen Probleme des Klubs von seinem Team fernzuhalten, könnte es für die HSG erneut klappen mit der Qualifikation zum internationalen Geschäft.

SC Magdeburg

Einblick: Was war das für ein verrücktes Jahr in Magdeburg! Finanzielles Chaos, etliche Spieler- sowie Trainerwechsel. Etwas Vergleichbares haben sie in der Bördelandhalle wohl noch nie erlebt. Das am Ende mit Platz acht dann doch ein versöhnlicher Abschluss gelang, verdanken sie vor allem dem neuen Coach Michael Biegler. Und auf dem Ruhen auch jetzt wieder die Hoffnungen.

Spieler im Fokus: Der Star ist die Mannschaft. Nach den Abgängen von Tkaczyk und Bielecki verteilt sich die Verantwortung auf mehrere Schultern. Ein Damien Kabengele zum Beispiel ist unter dem neuen Trainer regelrecht aufgeblüht.

Prognose: Die Erwartungen in Magdeburg sind nach der letzten Saison nicht unbedingt euphorisch. Vielmehr geht es nun darum, den Klub zu stabilisieren. Ein Platz unter den Top-Ten ist mit diesem Kader allemal drin.

TV Großwallstadt

Einblick: Mitte der enttäuschenden letzten Saison deutete es sich bereits an - der TV Großwallstadt braucht einen Umbruch. Der zu große Kader musste ausgedünnt werden. Das ist nun geschehen. Neun Spieler sind gegangen, dafür sechs neue gekommen. Unter ihnen Einar Holmgeirsson, auf dem die größten Hoffnungen ruhen.

Spieler im Fokus: Oliver Köhrmann. Der flinke Mittelmann soll dem Angriffsspiel des TV neues Leben einhauchen. Welche Fähigkeiten er mitbringt, hat er in der abgelaufenen Saison des Öfteren bewiesen und sich so einen Platz im deutschen Olympia-Kader verdient.

Prognose: Das Hauptaugenmerk von Trainer Michael Roth liegt auf der Defensive. Gelingt es ihm die Leistungen seines Abwehrverbunds zu stabilisieren, landet das Team unter den ersten zehn.

Frisch Auf Göppingen

Einblick: Frisch Auf Göppingen hat mit Martin Galia und Michal Shejbal gleich beide Torleute verloren. Zwar kam mit Adam Weiner und Enid Tahirovic reichlich Erfahrung, aber ein solcher Einschnitt birgt ein gewisses Risiko. Vor allem in der Defensive muss sich das Team erst finden. Im Angriff ersetzt Rares Jurca den nach Dänemark abgewanderten Rajkovic. Der Rumäne verfügt nicht über dessen Shooter-Qualitäten, ist dafür aber mit deutlich mehr Spielwitz ausgestattet. Ob der Wechsel eins zu eins aufgeht, wird sich also erst noch zeigen.

Spieler im Fokus: Fabian Gutbrod. Würde sich die Anfangsformation der Göppinger nur nach Talent aufstellen, wäre der Vize-Junioren-Europameister im linken Rückraum gesetzt. Da im engen Mittelfeld der Liga auch Erfahrung eine große Rolle spielt, wird sich Gutbrod zunächste mit der Rolle des Backups begnügen müssen.

Prognose: Göppingens größtes Plus sind die eigenen Anhänger. Mit diesem im positiven Sinne verrückten Publikum im Rücken kann die ein oder andere Überraschung dabei raus springen. Wichtiger ist, dass die Leistungsträger gesund bleiben. Dann dürfte es auch nächstes Jahr wieder reichlich Grund zu feiern geben.

Füchse Berlin

Einblick: Der Klub aus der Hauptstadt hat sich in seinem ersten Bundesliga-Jahr beachtlich geschlagen. Platz zwölf bedeutete am Ende den sicheren Klassenerhalt. Doch das gute Abschneiden der Füchse birgt auch ein gewisses Gefahrenpotenzial. Die Ansprüche in der Medienmetropole Berlin sind enorm. Mit Trainer Jörn-Uwe Lommel steht allerdings ein Mann an der Seitenlinie, der es versteht, den Druck vom Team fernzuhalten.

Spieler im Fokus: Konrad "Conny" Wilczynski. Der Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit ist die herausragende Persönlichkeit im Team der Füchse. 237 Tore in 128 Partien sprechen Bände.

Prognose: Der Plan der Berliner Macher sieht einen einstelligen Tabellenplatz vor. Die Rahmenbedingungen dafür wurden geschaffen. Fraglich bleibt aber, ob das Team im Vergleich zum Vorjahr noch eine Schippe drauflegen kann.

MT Melsungen

Einblick: Müsste man den Stil der MT Melsungen aus der vergangenen Saison beschreiben, genügt ein Wort: Tempohandball. Das Team von Coach Robert Hedin suchte ihr Heil in der Offensive und war damit auch durchaus erfolgreich: 1087 Tore bedeuteten den fünftbesten Wert der Liga. Allerdings kassierte auch kein Klub so viele Gegentore wie die Nordhessen. Damit sich das in diesem Jahr nicht wiederholt, wurde auf dem Transfermarkt kräftig nachgebessert. Mit dem französischen Nationalspieler Franck Junillon sowie dem polnischen Internationalen Pawel Orzlowski konnten zwei ausgewiesene Defensivspezialisten verpflichtet werden.

Spieler im Fokus: Vladica Stojanovic. Der Serbe ist das Hirn des Melsunger Angriffspiels. Doch er glänzt nicht nur durch seine Übersicht, sondern auch durch enorme Torgefahr.

Prognose: Der zehnte Platz der letzten Runde war wie die Erfüllung eines Traumes. Reißt sich endlich die Abwehr zusammen, ist auch diesmal wieder mit den Nordhessen zu rechnen.

Hier geht's zu Teil 1: Die Meisterschafts-Favoriten

Hier geht's zu Teil 3: Die Abstiegszone

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