Ab zur Eheberatung!

Von Florian Regelmann
Martin Kaymers Masters-Bilanz ist düster: Vier Starts, viermal den Cut verpasst
© Getty

Martin Kaymer würde gerne mit Augusta Schluss machen, darf aber nicht. Tiger Woods kann nicht putten, Wayne Rooney hilft auch niemandem weiter - und am Ende gewinnt Charl. Wir lernen: Das ist Golf. Das ist unfassbar. Das ist Augusta. Das SPOX-Par-10 zum US Masters.

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10. Alles Gute, Seve! Severiano Ballesteros ist am vergangenen Samstag 54 Jahre alt geworden. Leider konnte Seve, der 2008 an einem Gehirntumor erkrankte und seit Jahren gesundheitlich stark angeschlagen ist, nicht in Augusta vor Ort sein. Dennoch war die spanische Legende irgendwie allgegenwärtig. Jeder Spieler, ob jung oder alt, dachte in diesen Tagen auch an Seve. Und niemand tat das mit mehr Klasse als Phil Mickelson. Zu Ehren von Ballesteros wurde beim traditionellen Champions Dinner spanische Küche aufgetischt.

"Als ich 17 Jahre alt war, wollte ich immer mit Seve spielen. Ich habe geliebt, wie er Golf gespielt hat. Ich war von seinem Charisma in den Bann gezogen. Als ich dann mit ihm spielen durfte, war es für mich das Größte. Seve ist der ultimative Gentleman, ich habe in meiner Karriere keinen netteren Menschen getroffen. Ich wollte ihn in dieser Woche ehren und ihn wissen lassen, dass wir alle an ihn denken", sagte Mickelson. Es waren Worte von Gentleman zu Gentleman. Und auch SPOX denkt an dich, Seve.

9. Stenson muss zum Geldautomat! Gestatten, mein Name ist Henrik Stenson. Ich habe in meiner Karriere schon zwölf Turniere gewonnen, 2009 habe ich die Players Championship, das inoffizielle fünfte Major, mit vier Schlägen Vorsprung für mich entschieden. Ich war die Nummer vier der Welt, ich habe für Europa im Ryder Cup gespielt - 2009 habe ich mich mal bei einem Turnier nackt gemacht. Und momentan bin ich nur noch schlecht. Blöd, oder? Der Fall Stenson zeigt, wie schnell man sein Golfspiel komplett verlieren und aus der Weltklasse verschwinden kann. Beim Masters verpasste der Schwede nicht nur den Cut, er wurde Letzter. 99. Platz. Selbst die alten Haudegen Ian Woosnam und Ben Crenshaw waren besser.

Stensons Auftaktrunde von 83 Schlägen? Brutal. Besonders das vierte Loch im Augusta National Golf Club liegt Stenson nicht so richtig. Nachdem er am Par 3 an Tag eins eine 8 zustande gebracht hatte, legte er in Runde zwei eine 5 nach. 13 Schläge für ein Par 3 an zwei Tagen - das hat was. Glaubt man Ian Poulter und Graeme McDowell, war Stensons "Leistung" abzusehen. Denn die beiden witzelten nach einer jüngsten Proberunde, die sie mit Stenson spielten, dass der ja zuletzt in der Nähe eines Geldautomats gesehen wurde... Ist aber auch gemein von Poulter und McDowell, sich so ein Opfer zu suchen.

8. Westwood macht nicht den Rooney: Der beste Golfer, der noch nie ein Major gewonnen hat. Es ist das Label, das sie alle hassen. Mickelson hat es gehasst, und Lee Westwood hasst es auch. Aber dann muss er eben verdammt noch mal eins gewinnen, damit er es los wird. Westy ist ohne Frage einer der sympathischsten Spieler, die auf der Tour rumlaufen. Man würde es ihm so gönnen, dass er es endlich mal packt.

Aber mit jeder Chance, die er vergibt, glaubt man weniger daran. In Augusta war es wie schon in der gesamten Saison der Putter, der nicht gehorchen wollte. Ein geteilter elfter Platz ist ja nicht schlecht, andere wären froh, aber es reicht eben nicht. Westwood war so frustriert mit sich und der Welt, dass er seine wahren Emotionen lieber für sich behielt. Seine Erklärung nach Runde drei: "Wenn ich wirklich rauslasse, was ich denke, verwandle ich mich in Wayne Rooney."

7. Golfer sind schon lange nicht mehr fett! Die Zukunft des Golfsports ist in guten Händen. Der Youngster-Flight mit Rory McIlroy, Rickie Fowler und Jason Day lieferte an den ersten beiden Tagen eine großartige Show ab. Und das Beste daran war, dass es so viele gute junge Spieler gibt, die auch noch gute Typen sind, dass es beim nächsten Mal locker drei andere Supertalente sein können, die die Massen begeistern. Hinzu kommt der Fakt, dass Golf schon lange nicht mehr von dicken alten Männern gespielt wird.

Die gibt es zwar auch noch, und manche von ihnen spielen erstaunlich gut, aber die ganzen Nachwuchsstars sind alles unglaubliche Athleten. Jungs, die genauso gut Basketballer hätten werden können, entscheiden sich mittlerweile für Golf. Es sind teilweise richtige Maschinen, die auf den Golfball draufdreschen. Man musste sich nur die Bomber-Gruppe der ersten beiden Tage anschauen. Jhonny Vegas, Gary Woodland und Alvaro Quiros - wie diese Jungs auf den Ball zimmern und wie weit sie ihn schlagen, ist die Zukunft des Golfsports. Und es ist eine extrem aufregende Zukunft.

6. Martin Kaymer lässt sich nicht scheiden: Es könne ja nicht mehr schlechter werden, sagte Martin Kaymer in seiner Pressekonferenz vor Turnierstart. Bei drei Chancen dreimal den Cut verpasst, was soll da noch schlechter werden? Na ja, man könnte zum vierten Mal den Cut verpassen, in Runde eins bei perfekten Scoring-Bedingungen eine 78 spielen und als Nummer eins der Welt am ersten Tag nur vier Leute hinter sich lassen. Selbst Sam Snead hätte eine bessere Runde spielen können. Und der ist tot. So stand es in den US-Medien geschrieben.

Auch in Deutschland war von einer Blamage die Rede. Das ist alles Nonsens. Kaymer hat ein miserables Turnier gespielt, aber man soll es nicht glauben, so was passiert. Sogar den Besten. Es ist auch ein Fakt, dass er jetzt in acht Masters-Runden nur einmal besser als Par gespielt hat - und das war eine 71. Es ist auch richtig, dass man das Gefühl bekommen konnte, Kaymer wird nie mehr in seinem Leben etwas beim Masters reißen, wenn man ihn völlig desillusioniert darüber philosophieren hörte, dass er eben keinen Plan hat, wie zur Hölle er diesen Golfplatz spielen soll.

Aber gemach, Kaymer wird wiederkommen und er wird auch in Augusta noch vorne dabei sein. Alles, was es braucht, ist eine gute Runde, bei der es klickt macht. Er hat auch keine andere Wahl. Es ist schon durchaus als unglücklich zu bezeichnen, wenn man ausgerechnet mit dem bedeutendsten Golfplatz auf der Erde auf Kriegsfuß steht. Wäre es irgendein anderer Platz, könnte Kaymer einfach per SMS Schluss machen. "Sorry, aber wir passen nicht zusammen."

Aber auch wenn es unüberbrückbare Differenzen zu geben scheint, mit dieser wunderschönen Frau namens Augusta kann man nicht Schluss machen und die Scheidung einreichen. Eine Eheberatung muss her. Vielleicht ist es einfach nur Liebe auf den fünften Blick.

Platz 5-1: Tiger, Rory und Super-Sharl

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