Kiss me, Peter Oosterhausen!

Von Florian Regelmann
Louis Oosthuizen wurde nach seinem British-Open-Sieg von seiner Frau Nel-Mare empfangen
© Getty

Was war das denn bitte für ein Major? Dass es überhaupt keine Spannung und kein Drama gibt, weil ein Spieler außerirdisch daher kommt, kennt man eigentlich nur von Tiger. Aber diesmal war Peter Oosterhausen dafür veranwortlich. Sorry, Shrek natürlich. Der Südafrikaner eben. Der Rückblick auf die British Open. Mit Tigers neuer Geliebten, einer alten Lady und viel Magie.

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10. Tiger Woods hat(te) eine neue Geliebte: Seit 1999 waren sie zusammen. Unzertrennlich. 63 Turniere haben sie gemeinsam gewonnen. Bei 13 von Tigers 14 Major-Siegen steckte sie in Tigers Tasche. Sie? Das ist in dem Fall ein "Er" - sein Putter. Während andere Spieler ihre Putter wie ihre Unterwäsche wechseln, hatte Woods eine ganz besondere Beziehung zu seinem "Scotty Cameron"-Modell. Doch nun war plötzlich alles aus.

Weil die Grüns in St. Andrews so langsam seien, wurde der alte Putter kurzerhand aussortiert und ein neuer, junger, heißer Flatstick aus dem Hause "Nike" durfte mit auf die Runde. Doch am Finaltag wechselte Woods wieder zurück zu seiner alten Liebe. Die neue hatte sich überhaupt nicht gut benommen. Besser wurde es aber nicht mehr. Nach seinem enttäuschenden 23. Rang sprach Woods von einer seiner "schlechtesten Putting-Wochen aller Zeiten."

Es gab aber auch wieder Tiger-Momente. In Runde zwei hätte er an der 18 aus etwa 320 Metern beinahe ein Ass geschlagen - aber der Ball ging nicht rein. Schließlich waren das die British Open und nicht Tigers Video-Spiel. Apropos Video-Spiel. Die neue Version "Tiger Woods PGA Tour 2011" ist bei weitem nicht mehr so ein Verkaufsschlager wie noch im letzten Jahr. Um fast 70 Prozent sind die Verkäufe zurückgegangen. Es läuft einfach nicht. Der ultimative Beweis: Die drei ersten Majors des Jahres wurden auf seinen drei Lieblingsplätzen (Augusta, Pebble Beach, St. Andrews) ausgetragen - er hat keines gewonnen.

9. Es ist Magie: Das Masters ist Legende, Pebble Beach ein Traum - aber St. Andrews ist mehr als all das. Es ist die Geburtsstätte des Golfsports. Es ist Magie. Nur in St. Andrews gibt es Geschichten wie die folgenden.

Der 66-jährige Fergus Muir lochte hier einmal einen Putt aus ca. 125 Metern - und steht damit im Guiness Buch der Rekorde. Oder die Swilcan Bridge, eine kleine Brücke, höchstens acht bis zehn Schritte lang, auf dem 1. und 18. Fairway gelegen, vor 700 oder 800 Jahren gebaut, damit die Schäfer ihre Herden über den Bach führen konnten. Heute ist es eine einzigartige Gedenkbrücke. Jeder, der hier hinüber läuft, hält kurz inne.

Oder er winkt und sagt Goodbye, wie es Tom Watson jetzt machte. Für ihn war es seine letzte British Open in St. Andrews. Hollywood-Stars haben hier schon Fotos schießen lassen, auch Donald Trump war da. Ob er die Brücke einfach schnell gekauft hat, ist nicht überliefert. Eine Frau hat einmal die Asche ihres verstorbenen Ehemannes unter der Brücke verstreut (hier geht's zum YouTube-Video). Es ist eben nicht eine Brücke. Es ist DIE Brücke.

8. Rory, die alte Lady mag das nicht! Nach seiner atemberaubenden 63 an Tag eins wurde Rory McIlroy gefragt, ob er sich an alle Runden erinnern kann, die er jemals professionell auf dem Old Course gespielt hat. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: "Klar. 69, 69, 67, 68, 67, 68, 65, 69, 63." Der Junge hatte in St. Andrews echt noch nie eine Runde in den 70ern geschossen. Irre. Auch an Tag zwei sollte er nicht in die 70er kommen - sondern in die 80er. 17 Schläge schlechter als in Runde eins.

McIlroy, der von seinem Sponsor aufgrund der variierenden Buschigkeit seiner Haare die Cappies übrigens in zwei verschiedenen Größen bestellt bekommt, bekam zu spüren, dass man eine alte Dame nicht reizen sollte. "The old lady", wie der Old Course liebevoll genannt wird, hatte am windstillen Tag 1 keine Kleider an. An Tag 2 schmiss sie sich in ihr schönstes Kostüm. Böen mit bis zu 65 km/h, mehr davon! Die British Open müssen so sein.

Fast vergessen: McIlroy hat in St. Andrews immer noch keine Runde in den 70ern notiert. Nach seiner 80 spielte er am Wochenende nämlich eine entspannte 69 und 68 und wurde noch geteilter Dritter. Klingt unfassbar, ist unfassbar.

7. US-Boys, wollt Ihr überhaupt antreten? Dass Louis Oosthuizen ein Mitglied der European Tour ist, damit halten wir uns an dieser Stelle gar nicht auf. Ist ein schöner Nebenaspekt und sagt einiges aus, aber viel wichtiger ist im Hinblick auf den Ryder Cup der Vergleich zwischen Europa und den USA. Hinter Oosthuizen platzierte sich mit Westwood, Stenson, McIlroy, Casey und Kaymer fast die Hälfte des europäischen Teams. Mit Sean O'Hair und Nick Watney kamen zwar zwei talentierte US-Boys in die Top 10, aber im Prinzip spielten die Amis überhaupt keine Rolle.

Dazu kommt, dass Graeme McDowell die US Open gewonnen hat. Selbst auf der US PGA Tour dominierte mit Justin Rose zuletzt ein Engländer. Das europäische Golf ist aktuell so bärenstark, dass Captain Colin Montgomerie locker zwei gleichstarke Teams aufstellen könnte. Man soll sich ja nie zu sicher fühlen, aber wie bitteschön will Team USA in Wales den Ryder Cup verteidigen? Nach den Top-Stars wird es ganz schnell ganz dünn. Bei allem Respekt, vor den Matt Kuchars und Jeff Overtons dieser Welt zittert Europa nicht wirklich.

6. K.J. Chois Putting-Style: Runden von 76 und 74 Schlägen, geteilter 105. Rang, meilenweit am Cut vorbei. Eigentlich gibt es in dieser Woche keinen Grund über Choi zu sprechen. Wenn da nicht seine abscheuliche neue Putting-Methode wäre. Jeder, der mal selbst Golf gespielt hat, kennt die Frustrationen auf dem Grün.

Hier geht's zum YouTube-Video

Langer Putter, kurzer Putter, Belly-Putter, verschiedene Griffvarianten - es wird alles ausprobiert, was Besserung verspricht.  Aber wie frustriert muss man um alles in der Welt sein, dass man sich so hinstellt wie Choi. Es überschreitet auf jeden Fall die Grenzen des ästhetischen Puttens deutlich. Und es bringt nicht mal was, wie wir in dieser Woche wieder gemerkt haben.

Hier geht's weiter mit Siems Pinkelei, Dalys Outfit und Louis wie?