Kiss me, Peter Oosterhausen!

Von Florian Regelmann
Louis Oosthuizen wurde nach seinem British-Open-Sieg von seiner Frau Nel-Mare empfangen
© Getty
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5. Martin und Marcel: Klar war das Bogey-Bogey-Bogey-Finish am Finaltag extrem bitter, aber es darf nicht grundsätzlich etwas an der Einschätzung der Woche von Martin Kaymer ändern. Die wie folgt wäre: Eine insgesamt typische M-Kay-Vorstellung. Unglaublich solide. Das lange Spiel Weltklasse. Zweite Top-10-Platzierung in Folge bei einem Major. Den Platz im Ryder-Cup-Team, falls da jemand überhaupt Zweifel hatte, weiter zementiert. Und - ja, es muss jetzt kommen - es bleibt eine Frage der Zeit, bis er sein erstes Major gewinnt.

Auch bei Marcel Siem kann man sagen: typisch. 34 Löcher spielte Siem überragend, doch dann kam der kleine Mann im Kopf und flüsterte ihm mal wieder was zu, was er besser nicht gemacht hätte. Alle Spieler hauen den Abschlag an der 17 links ins Rough, das macht der Marcel natürlich nicht. Er haut ihn lieber rechts in den Garten des Hotels.

Falscher Schlag am falschen Loch, typisch eben. Und in der Finalrunde wurde es an der 17 wieder kurios. Siems Abschlag ging gerade mal 100 Meter weit. Warum? "Ich hatte am Abschlag einen kleinen Grashügel vor meinem Ball und dachte, dass der niemals ins Spiel kommt. Beim Schwung habe ich das Ding dann aber tatsächlich getroffen und der Ball flog nur ein paar Meter. Einen solchen Schlag habe ich echt noch nie gemacht", sagte Siem.

So was passiert wohl nur ihm. Gerade deshalb muss man Siem aber auch lieben. Mit Rang 27 alles in allem ein Top-Auftritt bei seinem ersten Major der Karriere. Er hat es sogar sofort in den USA in die Sport-Talkshows geschafft. Aber nicht wegen seiner Golfkünste, sondern weil er an Tag 2 mal in den Büschen verschwand, um pinkeln zu gehen. "Macht man das in Deutschland so?", echauffierten sich einige US-Journalisten über das so unanständige Benehmen. Die Antwort können wir geben: "Ja, das macht man bei uns so! Wie denn sonst?"

4. Daly for President: Vor den British Open lag John Daly in der Weltrangliste auf Rang 455. Eingerahmt von Bradley Iles und Simon Thornton. Nie gehört. Seit Daly 1995 in St. Andrews gewann, war er bei keinem Major mehr unter den ersten Zehn. Seit über sechs Jahren hat er kein Turnier mehr gewonnen. Und dann stand JD plötzlich ganz oben auf dem Leaderboard. Dass er es - natürlich - nicht durchziehen konnte und am Ende nur geteilter 48. wurde, ist doch egal.

Daly ist so und so ein Held. "Daly For President" - "John Daly -- Living Legend" - solche Schilder wurden nur für ihn hoch gehalten. Seine Hosen waren auch in dieser Woche ein Graus, aber erstens passen sie zu ihm und zweitens waren sie nicht einmal die größte Modesünde. Die beging Sergio Garcia, der sich erdreistete, nach Spaniens WM-Titel einen Stern auf seinen Polo-Shirts anbringen zu lassen. Schon frech.

Aber um auch was Positives über Sergio zu sagen. Nach einer ewig langen Zeit, in der er so tief sank, dass man nicht mal mehr über ihn sprach, hat er mit einem 14. Rang angedeutet, dass er auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist. Der Grund für den Wandel: Garcia hat gegenüber Familie, Freunden und Management allen angestauten Frust mal so richtig rausgelassen und sich Luft gemacht. Wirkt manchmal Wunder.

3. Phil lernt es nie mehr: Vor dem Turnier sagte Phil Mickelson noch, dass man alle vier Major-Turniere einmal gewonnen haben muss, um eine echte Legende zu werden. Tja, Phil, dann wird das mit der Legende bei dir wohl nichts. Phil the Thrill kann bei den British Open ums Verrecken nicht vorne mitspielen. Eine Top-10-Platzierung in 17 Teilnahmen steht für ihn zu Buche. Eine. Rang 48 war es diesmal. Dabei schienen seine Chancen so groß wie nie.

Kein British-Open-Platz liegt Mickelson so gut wie der Old Course. Sehr viel Platz vom Abschlag: passt! Ein exquisites kurzes Spiel ist gefragt: Hallo, das ist Phil Mickelson, der Short-Game-Zauberer! Aber dennoch spielte der Amerikaner eine völlig uninspirierte Open. Das Ziel mit dem Titel "Nummer eins der Welt" so nah, aber doch so fern.

Er gab sogar zu, dass er zwischendurch mit dem Schicksal haderte, weil er so viel Pech mit seinen Startzeiten hatte. Am Wochenende suchte er aber dann doch die Schuld bei sich. Er sei so enttäuscht über seine Leistung. Ach Phil, SPOX liebt dich, aber wir sind es irgendwie auch...

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2. Das Road Hole: Die 17. Spielbahn von St. Andrews gehört zu den berühmtesten Löchern auf der Welt. Während der Runde ist die 17 immer im Hinterkopf der Spieler. In diesem Jahr wurde der Abschlag noch einmal knapp 40 Meter nach hinten versetzt. Der Tee-Shot ist furchterregend. Vom Grün sieht man mal überhaupt gar nichts, vom Fairway kaum etwas.

Es gilt, sich einen Buchstaben im Old-Course-Hotel-Schild auszusuchen und zu zielen. Einige nehmen das O in Hotel, andere das O in Old, wieder andere das O in Course. Und dann geht es ab über das Hotel. Ist das geschafft, hat man einen langen zweiten Schlag vor sich. Links der Grün-Bunker, an dem manche Spieler schon fast als vermisst gemeldet wurden, rechts die Straße. Montgomerie ist sich sicher, dass man "erschossen" würde, wenn man heute so ein Loch desginen wollte.

Marcel Siem (s.o.) machte Bekanntschaft mit dem Loch, Martin Kaymer kostete die 17 einen möglichen zweiten Platz - und Miguel Angel Jimenez zeigte hier den Schlag des Turniers, als er den Ball gegen die Mauer spielte, um ihn von dort per "Bande" aufs Grün zurückspringen zu lassen. 4,67 war nach vier Tagen der Durchschnittscore. 16 Birdies standen 174 Bogeys gegenüber. 68 Mal war das Ergebnis schlechter als Bogey.

1. Bitte mehr Respekt! "Meine Damen und Herren, bei uns ist Peter Oosterhausen...", begann der Moderator der Pressekonferenz. Peter Oosterhausen? Na ja, fast. Der Mann, der zur Halbzeit die Führung übernahm und im weiteren Verlauf mal eben die versammelte Weltspitze in Grund und Boden spielte, hört auf den Namen Louis Lodewicus Theodorus Oosthuizen.

Ein 27-jähriger Südafrikaner, der zwar vor den British Open die Nummer 54 der Welt war, in dieser Saison schon ein Turnier auf der European Tour (Open de Andalucia) gewonnen hat und ohne jeden Zweifel einen der wunderschönsten Golfschwünge auf dem Planeten besitzt, aber für die meisten dennoch ein Nobody. Und das auch zurecht, schließlich hatte Oosthuizen bei acht Major-Teilnahmen siebenmal den Cut verpasst.

Oosthuizen ist ein interessanter Typ. Sohn eines Farmers, der nie eine Golf-Karriere hätte machen können, wenn er nicht von Ernie Els und dessen Stiftung gefördert worden wäre. Hat letztens seinen Mercedes-Geländewagen durch ein Modell von BMW ersetzt und dann gemerkt, dass sein neues Auto nicht in die Garage passt. Also hat er flugs eine neue Garage gekauft. Spitzname: Shrek (wegen seiner Zahnlücke). Riesenfan der TV-Serie "Friends". Lässiger Junge, der nach einer der besten und dominantesten Leistungen der Geschichte völlig verdient mit dem Claret Jug dasteht.

Zum Schluss noch ein Quiz über die richtige Aussprache seines Namens.

a) OOST-high-zen
b) WOOST-high-zen
c) WEST-high-zin
d) OOST-hay-zen
e) WOOST-hay-zen
f) WEST-hay-zen
g) WUHST-hy-zen

Die richtige Antwort lautet... tata... c) Wirklich. Ist so.

Tag 4: Bitteres Finish für Martin Kaymer