So fern und doch so nah

SID
Kann Hertha BSC auch im Stadtderby gegen Union Berlin jubeln?
© Getty

Der 1. FC Union Berlin und Hertha BSC haben nicht viele Gemeinsamkeiten. Auf der einen Seite der Außenseiter aus Köpenick, der stolz darauf ist, dass bei ihm die Kommerzialisierung des Fußballs noch nicht so weit fortgeschritten ist wie anderswo im Profi-Bereich, und der sich in der 2. Bundesliga sehr wohl fühlt.

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Auf der anderen Seite das fußballerische Schwergewicht der Hauptstadt, das mit einem Etat von fast 32 Millionen Euro in die Saison geht - bei Union sind es 18 Millionen - und als selbstverständliches Ziel die sofortige Rückkehr in die Bundesliga ausgibt. Die beiden Stadien liegen nur rund 30 Kilometer auseinander, Union und Hertha sind sich so nah und doch so fern.

Oder doch nicht? Zumindest vor dem Berliner Derby am Montag (20.15 Uhr) in der Alten Försterei haben sie mehr Gemeinsamkeiten als ihnen lieb ist. Beide haben den Saisonstart ziemlich in den Sand gesetzt, beide stehen dadurch bereits am vierten Spieltag massiv unter Druck.

Beide bisher nicht zufrieden

"Die Lage ist alles andere als entspannt", hat Unions Trainer Uwe Neuhaus festgestellt. Sein Team konnte bislang ein mickriges Pünktchen auf der Habenseite verbuchen. Sein Gegenüber Jos Luhukay sagt: "Union hätte sicher gern den einen oder anderen Punkt mehr. Bei uns ist es genauso." Lediglich vier Zähler hat Hertha gesammelt, dazu kam die Blamage in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Regionalligist Wormatia Worms (1:2).

Eine der zahlreichen Problemzonen war in den ersten Partien die Defensive inklusive Torhüter. Zumindest dort ist nun Besserung in Sicht, Stammtorwart Thomas Kraft hat die aus den Vorkommnissen nach dem Relegations-Rückspiel bei Fortuna Düsseldorf resultierende Sperre abgesessen und gibt sein Saison-Debüt.

Verzichten muss Luhukay auf die Mittelfeldspieler Daniel Beichler (Kahnbeinbruch im Knöchel) und Marvin Knoll (Anriss der Bizepssehne im Bein). Bei Union sind die Innenverteidiger Roberto Puncec und Fabian Schönheim wieder fit, es fehlt nur der langzeitverletzte Björn Kopplin mit einer Schambeinentzündung.

Wichtiges Spiel für die Hertha

Auch ein Derbysieg würde in der Tabelle nur drei Punkte bringen und damit weder bei Union noch bei Hertha auf einen Schlag alle Probleme vertreiben. Aber: "Das Spiel kann ein großer Schritt in eine gute Richtung werden", sagt Luhukay.

Die Aussage würden sie beim Lokalrivalen sicher jederzeit unterschreiben. Union und Hertha - beiden bietet die Partie die Chance, mit dem Prestigeerfolg in der inoffiziellen Stadtmeisterschaft den schwachen Saisonstart etwas gerade zu rücken und mit Euphorie in den Herbst zu gehen.

Andersherum würde eine Niederlage die ohnehin recht trübe Stimmung weiter verschlechtern. Darüber hinaus hat gerade Hertha in Sachen Derby viel gutzumachen.

Bei den zwei Aufeinandertreffen in ihrem bislang letzten Zweitligajahr gab es ein 1:1 im September 2010 bei Union und ein sensationelles 1:2 gegen den Underdog im Rückspiel im ausverkauften Olympiastadion. Ein Ereignis, von dem Union-Fans wohl in Jahrzehnten noch sprechen werden.

Umbau der Haupttribüne

Am Montag können wegen des Umbaus der Haupttribüne in der Alten Försterei nur 16.750 Zuschauer dabei sein. Bei Union standen die Anhänger viele Stunden für ein Ticket an, Hertha verloste das Kontingent wegen der riesigen Nachfrage unter Mitgliedern und Dauerkarteninhabern.

Wenn Schiedsrichter Peter Gagelmann anpfeift, werden für 90 Minuten die bislang enttäuschenden Saisonverläufe der Kontrahenten vergessen sein. Dann, so Luhukay, "wird jeder einzelne nur das Spiel vor Augen haben und nicht, ob man einen oder vier Punkte hat". Denn dann ist Derbyzeit in Berlin.

Der 4. Spieltag im Überblick