"Ich will nicht wie ein Topmodel aussehen"

Von Interview: Andreas Lehner / Daniel Reimann
Gabor Kiraly steht seit 2009 bei 1860 München im Tor
© Getty

Die graue Hose ist sein Markenzeichen. Gabor Kiraly erklärt im Interview, warum eine Waschfrau daran Schuld ist, wie Torhüter unter der mentalen Belastung leiden und warum er wieder nach Ungarn zurück will.

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SPOX: Gabor Kiraly und die graue Jogginghose, das ist mittlerweile ein untrennbares Doppel. Stört es Sie, dass Sie immer auf Ihr Outfit angesprochen werden?

Gabor Kiraly: Nein, das nicht. Die Geschichte habe ich schon so oft erzählt und mittlerweile, weiß eigentlich jeder, warum ich sie trage.

SPOX: Weil Sie damals mit Ihrem Stammverein Haladas Szombathely durch eine Siegesserie den Klassenerhalt geschafft haben.

Kiraly: Das ist jetzt 16 Jahre her. Wir haben acht oder neun Spiele in Folge nicht verloren und von da an habe ich die Hose immer weiter getragen. Auch in der Bundesliga oder in der Premier League. Und sie hat mir immer Glück gebracht. Mit Hertha haben wir als Aufsteiger die Klasse gehalten und uns im zweiten Jahr für die Champions League qualifiziert.

SPOX: Haben Sie irgendwo einen Ehrenschrank mit einigen Exemplaren stehen?

Kiraly: Ich habe noch meine erste Hose aus Ungarn, einige von der Nationalmannschaft und die berühmte Schlabberhose aus der Hertha-Zeit, mit der ich vielleicht um die 200 Spiele gemacht habe. Aber die ist schon ziemlich verschlissen.

SPOX: Haben Sie schnell gemerkt, dass die Hose auch als Ihr Markenzeichen dienen könnte?

Kiraly: Nein, weil es einem Notfall geschuldet war. Ich habe schon immer in langer Hose gespielt. Die schwarze, mit der ich normal aufgelaufen bin, war in der Wäsche und die Waschfrau ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Also hatte ich keine Alternative zur grauen. Mit der Zeit wurde auch ein bisschen Aberglaube daraus.

SPOX: Wie wichtig ist Ihnen die Hose noch?

Kiraly: Sie hat für mich keine große Bedeutung. Jeder zieht sich so an, wie er es für seine Arbeit am besten geeignet hält. Ich will als Torwart nicht wie ein Topmodel aussehen, sondern durch Leistung auffallen.

SPOX: Das klappt bei 1860 bisher ganz gut. Sie sind noch ungeschlagen und haben vier der ersten fünf Spiele zu Null gespielt.

Kiraly: Der Saisonstart ist gut gelaufen. Die Resultate zeigen, dass wir eine starke Defensive haben. Vier Spiele zu Null, das macht mich stolz. Aber die Frage ist: Wie lange können wir das durchhalten?

SPOX: Bis zur Länderspielpause stehen vier Spiele gegen Braunschweig, Ingolstadt, Sandhausen und Hertha an. Eine erste richtungweisende Phase für den weiteren Verlauf der Saison?

Kiraly: Wir können zwar über die nächsten Spiele sprechen, aber man kann keine Serie planen. Die kommt nur, wenn man in jedem Spiel Leistung bringt. Die Liga ist in dieser Saison sehr ausgeglichen, es gibt keine klaren Aufstiegsfavoriten und keine klaren Abstiegskandidaten. Wir haben beispielsweise auch gesehen, dass Duisburg eine gefährliche Mannschaft hat. Jetzt steht mit Braunschweig eine große Aufgabe an.

SPOX: Wie erwarten Sie Braunschweig in München?

Kiraly: Ich erwarte eine sehr stabile Mannschaft, die sehr aggressiv auftritt und gezielt nach vorne spielt. Aber Braunschweig muss merken, dass wir zuhause spielen.

SPOX: 1860 träumt seit Jahren vom Aufstieg. Der Kader scheint in dieser Spielzeit stark wie lange nicht.

Kiraly: Quervergleiche sind schwierig. Der Verein hat die Abgänge von wichtigen Spielern durch neue Spieler mit gleicher oder größerer Qualität ersetzt. Ob wir dadurch auch dauerhaft die Mannschaftsqualität erhöhen, muss sich erst zeigen.

Teil 2: Gabor Kiraly über mentale Krisen und Heimweh