"Das muss noch nicht alles gewesen sein"

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Führt die Torjägerliste der 2. Liga mit 15 Saisontoren deutlich an: Paderborns Nick Proschwitz (l.)
© Getty

Im Ein-Jahres-Rhythmus wechselte Nick Proschwitz zuletzt seinen Arbeitgeber. Im Sommer zog es ihn zum SC Paderborn 07 - und dort trifft er wie am Fließband. Mit derzeit 15 Treffern nimmt der 25-Jährige die Torjägerkanone ins Visier. Im Interview mit SPOX spricht Proschwitz über den möglichen Aufstieg, Fußball in Liechtenstein und Angebote aus der Premier League.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Proschwitz, wandert die Torjägerkrone der 2. Liga nach Paderborn?

Nick Proschwitz: Das ist ein schöner Nebeneffekt zu unserer guten Saison. Natürlich möchte ich Torschützenkönig der 2. Bundesliga werden. Wenn es die Chance gibt, werde ich es versuchen.

SPOX: Hätten Sie mit solch einer Saison gerechnet?

Proschwitz: Nein. Ich weiß, dass ich ein guter Stürmer bin und Tore machen kann. Aber dass es so läuft, war nicht zu erwarten. Jetzt heißt es: Nicht aufhören, das muss noch nicht alles gewesen sein. Dann schauen wir mal, wo wir am Saisonende landen.

SPOX: Was machen Sie im Sommer?

Proschwitz: Ich habe einen Vertrag bis 2013, mehr gibt es nicht zu sagen. Ich möchte jetzt meine Leistung weiter bringen und die Saison vernünftig zu Ende spielen. Was dann im Sommer ist, werden wir sehen.

SPOX: Die Interessenten stehen aber jetzt angeblich schon Schlange. Wie verlockend wären Angebote aus Stuttgart, Nürnberg, Kaiserslautern oder Mönchengladbach?

Proschwitz: Das macht mich stolz, sicher. Aber ich habe einen Vertrag und spiele die Saison erst einmal vernünftig zu Ende. Ich möchte jetzt mit Paderborn oben dranbleiben und nicht nachlassen. Wir haben die Chance, Großes zu leisten.

SPOX: Ach kommen Sie, Mönchengladbach spielt in der neuen Saison vielleicht Champions League...

Proschwitz: Was soll ich dazu sagen? Es wurde genug geschrieben und berichtet. Das kann ich eh nicht beeinflussen. Für mich ist der Fußball in Paderborn wichtig. Ich muss jetzt weiter meine Leistung bringen. Aber natürlich ist es toll, wenn es für mich die Möglichkeit gibt, in die Bundesliga zu wechseln.

SPOX: Oder in die Premiere League. West Ham United und der FC Sunderland sollen Interesse haben.

Proschwitz (lacht): Der englische und der deutsche Fußball sind am attraktivsten. Die Stadien sind voll, der Fußball hat ein hohes Niveau und ist sehr intensiv. Das macht schon Spaß. Aber, soll ich mich noch einmal wiederholen?

SPOX: Sie schauen im Sommer...

Proschwitz: ...genau. Paderborn müsste doch auch erst einmal sein Einverständnis geben. Wir schauen im Sommer, was beide Seiten wollen und ob ich überhaupt wechseln möchte. Derzeit fühle ich mich hier wohl.

SPOX: Haben Sie sich bei vorherigen Vereinen nicht wohl gefühlt? Schließlich sind Sie stets schnell wieder gewechselt.

Proschwitz: Das hat unterschiedliche Gründe. Ich habe beispielsweise in der Saison 2009/2010 mit dem FC Vaduz in der 2. Schweizer Liga gespielt und bin Torschützenkönig geworden. Nur: Wir sind nicht aufgestiegen. Natürlich will ich dann in der 1. Liga weitermachen. Daher der schnelle Wechsel zum FC Thun. Ich würde aber auch länger bei einem Verein bleiben, wenn es passt. Bisher habe ich nichts bereut und ich hoffe, dass es so bleibt.

SPOX: Der FC Vaduz ist eigentlich in Liechtenstein beheimatet, spielt aber in der Schweizer Liga. Wie wird dort gearbeitet?

Proschwitz: Professionell. Die Trainer sind gut ausgebildet. Die Mannschaft war gut. Es gibt eigentlich keine großen Unterschiede in der täglichen Arbeit. Es war eine tolle Station und nicht das Ende der Fußballwelt wie von vielen gedacht. Ich bin doch ein gutes Beispiel dafür, dass man sich auch in Liechtenstein entwickeln kann, oder? (lacht)

SPOX: Sicher, aber zurück nach Deutschland wollten Sie trotzdem.

Proschwitz: Klar. Als deutscher Spieler träumt man natürlich von der Bundesliga. Ich habe das Angebot des SC Paderborn bekommen, als ich eigentlich schon mit dem FC Luzern einig war. Doch in der Phase wechselte dort der Trainer. Also ging es zurück nach Deutschland und es läuft super.

SPOX: Anpassungsprobleme scheinen Sie jedenfalls nicht zu kennen.

Proschwitz: Es hängt auch immer viel mit der Mannschaft zusammen. In Paderborn haben wir eine super Truppe mit tollen Charakteren. Der Trainer vertraut mir auch, es gibt keinen Grund zu klagen.

SPOX: Welchen Anteil hat Trainer Roger Schmidt am aktuellen Erfolg?

Proschwitz: Er hat sehr viel richtig gemacht. Er hält gute Ansprachen und führt gute Einzelgespräche. Dazu passt die Einstellung auf den nächsten Gegner. Es ist seine erste Trainerstation in der 2. Bundesliga. Ich denke, von ihm ist noch viel zu erwarten.

SPOX: Ist der Aufstieg wirklich drin?

Proschwitz: Wir sind oben dran und haben mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Warum sollen wir es nicht versuchen? Wenn wir nicht an den Aufstieg glauben würden, könnten wir die Saison beenden. Wir sind jetzt so lange oben dabei und möchten alles versuchen, um aufzusteigen. Vielleicht schaffen wir es direkt, vielleicht werden wir Dritter und haben die Chance über die Relegation. Es wird schwer, aber nichts ist unmöglich. Aufgeben werden wir nicht. Dafür gibt es keinen Grund.

SPOX: Wie groß ist die Unruhe, weil derzeit einige Spieler ihren Abschied im Sommer verkünden?

Proschwitz: Überhaupt nicht groß. Wenn wir auf den Platz gehen, wollen wir das Spiel gewinnen. Wir sind ein gutes Team und eine gute Einheit. Sören Brandy und Florian Mohr werden keinen Schritt weniger machen. Sören Gonther ist ja leider verletzt. Jeder wird bis zum Schluss alles geben. Vielleicht schaffen wir etwas Sensationelles. Es nimmt auch niemand übel, wenn hier jemand alles gegeben hat und dann eine neue Herausforderung annehmen will. So ist der Fußball.

Nick Proschwitz im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema