Pierre-Michel Lasogga: "Einfach nur geil"

Von Für SPOX in Duisburg: Jörn Duddeck
Steuerte zwölf Tore und fünf Vorlagen zum Aufstieg der Hertha bei: Pierre-Michel Lasogga
© Getty

Für Herthas Toptalent Pierre-Michel Lasogga verlief die Saison wie in einem Traum. Der Youngster trug mit zwölf Toren und fünf Vorlagen erheblich zum Aufstieg bei. Im Interview mit SPOX äußert sich der 19-Jährige zu seinem kometenhaften Aufstieg, einem nicht schmeichelhaften Spitznamen und den veränderten Anforderungen in der 1. Liga.

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SPOX: Herr Lasogga, der Aufstieg ist nach dem 1:0-Auswärtssieg beim MSV Duisburg auch rechnerisch perfekt. Wie groß ist der Stein, der vom Herzen gefallen ist?

Lasogga: Die Freude ist riesengroß. Ich glaube, dass von jedem Spieler eine enorme Last abgefallen ist. Nun aber kommt das nächste Ziel, denn wir wollen im eigenen Stadion die Schale hochhalten.

SPOX: Von Aufregung war jedoch nicht viel zu sehen. Der Sieg war souverän runtergespielt.

Lasogga: In der gesamten Saison war keine Aufregung zu sehen. Es war eine Stärke von uns, dass wir in den wichtigen Momenten gezeigt haben was wir können und immer der Konkurrenz einen Schritt voraus waren. Wenn andere Teams patzten, haben wir unsere Ernte eingefahren.

SPOX: Sie sind in Gladbeck geboren und haben in der Jugend für Essen, Schalke und Wattenscheid gespielt. Duisburgs Torwarttrainer Oliver Reck ist ihr Stiefvater. War es für Sie etwas Besonderes, ausgerechnet im Westen den Aufstieg klar zu machen?

Lasogga: Sicherlich hat man hier die Familie um sich. Allerdings ist das egal, denn die kommt sowieso jede Woche nach Berlin. Außerdem hatten wir nur ein Ziel - den Wiederaufstieg. Was um einen herum passiert, muss man da ausblenden. Besonders beeindruckend sind jedoch unsere Fans, die immer zahlreich zu Auswärtsspielen fahren. Da muss ich ein großes Kompliment aussprechen - vor allem wenn man bedenkt, wie wenig Fans beispielsweise eine Mannschaft wie Greuther Fürth auswärts begleiten.

SPOX: Haben Sie persönlich die letzten Wochen und Monate schon realisiert? Es war ja schließlich eine überragende Saison. Mit zwölf Toren sind Sie hinter Adrian Ramos zweitbester Torschütze im Hertha-Kader.

Lasogga: Was heißt realisiert? Nachdem es am Anfang recht schnell ging, ist man natürlich in die Realität zurückgekommen und hat gemerkt, dass man ein wichtiger Teil der Mannschaft ist und die Kollegen einen schätzen.

SPOX: Hätten Sie auch nur ansatzweise mit so einem kometenhaften Aufstieg gerechnet?

Lasogga: Ich hätte nicht wirklich damit gerechnet. Irgendwie ist es schon verrückt wie die Saison gelaufen ist. Es ist aber einfach nur geil, dass man dazugehört und zum Aufstieg beigetragen hat. Für mich gibt es nichts Schöneres.

SPOX: Sie verfügen über eine bullige Statur. Welche Vor- und Nachteile bringt das auf dem Feld mit sich?

Lasogga: Ich betreibe ein sehr kräftiges Spiel. Dafür muss ich hart arbeiten im Sommer, damit ich das die gesamte Saison über durchziehen kann. Vielleicht haben einige leichtere Spieler gewisse Vorteile, aber mein Körper hilft mir. Den muss ich noch weiter ausbauen, denn in der kommenden Saison wird es nicht unbedingt leichter. Deshalb wird gerade der nächste Sommer auch wieder sehr entscheidend sein, damit die 1. Liga machbar ist.

SPOX: Anfangs mussten Sie konditionelle Defizite aufholen. Ihr Spitzname lautete "Lasagne" - für einen Profisportler nicht gerade schmeichelhaft.

Lasogga: Wenn man aus dem Jugendbereich kommt, dann muss man vielleicht manchmal das eine oder andere Defizit aufholen. Ich muss dem gesamten Trainerteam danken, dass die auf mich gebaut haben. Es ist ein Geben und Nehmen. Die Trainer unterstützen mich, und ich zahle mit Leistung zurück.

SPOX: Es fällt auf, dass junge Spieler heutzutage kaum Eingewöhnungszeit benötigen. Das beste Beispiel ist wohl Mario Götze von Borussia Dortmund. Woran liegt das?

Lasogga: Talente werden heutzutage sehr gut in die Mannschaften integriert. Die Teams nehmen einen zudem super auf - egal ob man jung oder alt ist. So war es auch in unserer Mannschaft. Auch in Zukunft muss der Erfolg darauf basieren, dass man die jungen Spieler so super in die Truppe eingliedert.

SPOX: Sie sind von Bayer Leverkusen ausgeliehen. Rudi Völler hat signalisiert, dass Leverkusen auf das Rückkaufrecht verzichtet. Wie wichtig wäre ein Verbleib in Berlin für Ihre persönliche Entwicklung?

Lasogga: Es wäre enorm wichtig, denn ich habe mir hier etwas aufgebaut. Ein weiteres Jahr mit regelmäßigen Einsätzen in Liga 1 ist absolut bedeutsam für die Weiterentwicklung, und ich will das unbedingt mitnehmen. Mir macht es unheimlichen Spaß, in Berlin für diesen Klub aufzulaufen. Die gesamte Truppe ist überragend. Zudem hat man mir hier die Chance gegeben, in den Profibereich zu kommen.

SPOX: Wie muss sich die Hertha in Zukunft aufstellen: Sollte der Verein der eingeschworenen Aufstiegsmannschaft vertrauen oder finanzielles Risiko gehen? Angesichts des angestrebten Schuldenabbaus wird man vorrangig auf ablösefreie Leute zurückgreifen müssen.

Lasogga: Der Verein ist sehr gut aufgestellt, aber wir werden uns sicher punktuell verstärken. Das ist die Aufgabe des Trainers und des Managers. Natürlich wissen wir alle, dass die Bundesliga nochmal einen Tick härter wird.

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