Angst vor Ausschreitungen regiert

SID
In den letzten Jahren gab es häufig Randale bei Spielen zwischen Rostock und St. Pauli
© Getty

Den elften Spieltag der 2. Bundesliga komplettieren heute Hansa Rostock und der FC St. Pauli. Hansa-Coach Andreas Zachhuber warnt vor den offensivstarken Gästen. Im Mittelpunkt steht vor der Partie aber leider wieder mal die Angst vor gewaltbereiten Fans der verfeindeten Lager.

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Vor dem Saisonstart dürften nur die wenigsten den FC St. Pauli auf dem Zettel gehabt haben. Aber vor dem 11. Spieltag und dem Duell bei Hansa Rostock (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) haben sich die Hamburger an der Tabellenspitze etabliert und stellen mit 24 Toren den treffsichersten Angriff der Liga.

Vom Aufstieg mag Trainer Holger Stanislawski allerdings noch nicht sprechen. "Es gibt sechs bis sieben Mannschaften, die ganz offensiv dieses Ziel haben und auch äußern. Das machen wir nicht mit. Müssen wir auch nicht, aber wir wollen natürlich da oben auch ein wenig mitmischen", so sein vorläufiges Fazit.

Vor dem Spiel in Rostock sind noch einige personelle Fragen offen: So konnte Dennis Daube wegen Rückenschmerzen im Laufe der Woche nicht trainieren, auch Charles Takyi (Oberschenkel) und Morike Sako (Adduktoren) klagten über leichtere Probleme und absolvierten nur einige Laufeinheiten.

Zachhuber hat Respekt vor St. Pauli

Bei den Rostockern ist die Stimmung nach der 1:3-Niederlage beim MSV Duisburg gedämpfter. Trainer Andreas Zachhuber zollt den aufstrebenden Paulianern Respekt: "St. Pauli hat vor allem in Aachen ein sensationelles Spiel gemacht. Da müssen wir eng stehen und gut in die Zweikämpfe kommen, wenn wir siegreich bleiben wollen."

Dabei muss Zachhuber nicht nur auf die die Langzeitverletzten Enrico Kern und Bradley Carnell verzichten, sondern auch Rene Lange ersetzen, der nach seiner Gelb-Roten Karte für ein Spiel gesperrt wurde. Außerdem stehen hinter den Rekonvaleszenten Fin Bartels und Oliver Schröder noch Fragezeichen.

Angst vor Ausschreitungen

Sorgen machen neben den angeschlagenen Spielern aber auch befürchtete Ausschreitungen der verfeindeten Fanlager. Vor dem brisanten Nordderby werden erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Die umstrittene Ansetzung am Montagabend hat das Problem sogar noch verschärft. "Wir fahren da mit einem beklemmenden Gefühl hin. Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Saison müssen wir leider Gottes wieder mit Randalen rechnen. Diese Einsätze wünscht man keinem Kollegen", sagte Pauli-Spieler Fabian Boll, der halbtags als Polizei-Beamter tätig ist.

Spiel mit erhöhtem Risiko

Der Deutsche Fußball-Bund stufte die Partie wie in den Jahren zuvor als Spiel mit erhöhtem Risiko ein. Laut Medienberichten sollen rund 1.500 Polizisten und Ordnungskräfte Vorkommnisse wie im vergangenen Jahr verhindern.

Damals waren 15 Personen verletzt und 52 Randalierer festgenommen worden. Statt mit einer Taktik der "langen Leine" wollen die Beamten dieses Mal durch mehr Präsenz Herr der Lage werden. Zudem sollen die Straßen rund ums Stadion frühzeitig gesperrt werden.

Die beste Präventionsmaßnahme wurde jedoch verpasst. Die Ansetzung als Flutlichtspiel stieß bei beiden Vereinen auf Unverständnis. "Aus unserer Sicht macht ein solches Spiel nur bei Tageslicht und nicht bei Dunkelheit Sinn", sagte Pauli-Präsident Corny Littmann.

"Potenzial von gewaltbereiten Chaoten am Montag geringer"

Die Deutsche Fußball Liga hatte einen Antrag auf Verschiebung abgelehnt. "Das Potenzial von gewaltbereiten Chaoten ist an einem Montag geringer als am Wochenende", begründete DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. Zudem habe man sich bei der Terminierung eng mit der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze abgestimmt.

"Im übrigen würde ich mir wünschen, dass Herr Littmann mit uns das konstruktive Gespräch sucht und nicht einen Tag vor dem Spiel öffentlichkeitswirksam Stimmungsmache betreibt. So liefert er den Chaoten ein Alibi zu Lasten der DFL", kritisierte Hieronymus.

Dabei haben beide Verein versucht, im Vorfeld mit Appellen an die Fans deeskalierend zu wirken. "Ich hoffe, es wird ein Fußball-Fest, bei dem alle am Ende gesund nach Hause kommen. Emotionen gehören auf den Platz, nicht auf die Ränge", sagte Zachhuber. Littmann forderte die Pauli-Anhänger auf: "Lasst euch nicht provozieren!"

Weniger Zuschauer, kein Alkohol

Rund 2.000 Pauli-Anhängern, die mit Sonderzügen anreisen und von Beamten ins Stadion begleitet werden, werden erwartet. Das Fassungsvermögen im Stadion wurde wegen der besonderen Sicherheitsbestimmungen von 29.000 auf 25.300 gesenkt. Auf der Südtribüne und im Gästeblock wird ein Alkoholverbot herrschen.

 

In der Vergangenheit waren gewaltbereite Anhänger beider Klubs immer wieder aneinandergeraten. Als Tiefpunkt gilt der Wurf einer Rauchbombe aus dem Block der Rostocker bei der Bundesligapartie am 23. September 1995.

St. Paulis damaliger Keeper Klaus Thomforde musste beim 2:0-Sieg der Gastgeber mit einer Augenverletzung ausgewechselt werden.

Der 11. Spieltag im Überblick