Matthäus ein Kandidat für die Hörgl-Nachfolge

Von dpa
Lothar Matthäus
© Getty

Augsburg - Mit dem Rücktritt unmittelbar nach einem Sieg hat Trainer Rainer Hörgl beim FC Augsburg für ein Kuriosum im deutschen Profi-Fußball gesorgt - aber nur auf den ersten Blick.

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Der Entschluss zum freiwilligen Rückzug des 50-Jährigen von der Kommandobrücke des Zweitligisten war "schon längere Zeit" in ihm gereift und hatte intern bereits vor dem eigentlich erlösenden 2:0-Heimerfolg gegen Aufsteiger VfL Osnabrück festgestanden.

"Ich bin ausgebrannt und brauche einen Break", sagte Hörgl, der - auch das ist außergewöhnlich - beim Auswärtsspiel in Paderborn noch einmal auf der FCA-Bank sitzen wird.

Potenzielle Nachfolgerliste ist lang

Schon am Wochenende wollen die Schwaben aber einen Nachfolger präsentieren - die Trainersuche läuft auf Hochtouren.
"Es gibt einen heißen Kandidaten", bestätigte Manager Andreas Rettig, den Namen verriet er nicht. Gespräche hätten aber bereits stattgefunden.

In der Augsburger Presse wurden die derzeit vereinslosen Trainer Falko Götz (zuletzt Hertha BSC), Volker Finke (zuletzt SC Freiburg), Michael Frontzeck (zuletzt Alemannia Aachen), Klaus Augenthaler (zuletzt VfL Wolfsburg) und Lothar Matthäus (zuletzt Co-Trainer in Salzburg) als Kandidaten genannt.

Götz sagte allerdings beim TV-Sender "Premiere", bei ihm müsse man "erstmal nicht anrufen".

Druck wurde Hörgl zu groß

Die Augsburger Fans hätten am liebsten Hörgl behalten. Nach dem zweiten Saisonsieg feierten sie den seit 27. September 2004 amtierenden Coach im Rosenau-Stadion mit Sprechchören, während der Gefeierte zeitgleich in den Katakomben für den Paukenschlag sorgte: "Nach drei erfolgreichen Jahren habe ich das Feuer verloren und bin nicht mehr in der Lage, mit der letzten Konsequenz hundert Prozent zu geben", sagte er.

Der Druck war für ihn nach einem schlechten Saisonstart offenbar zu groß geworden, in Augsburg hat man große Pläne. Die Bundesliga ist das Fernziel, der Stadion-Neubau steht unmittelbar bevor. "Wenn man als Trainer nicht hundert Prozent geben kann, ist es fahrlässig, weiter an seinem Stuhl kleben", begründete Hörgl seine Flucht aus dem Amt.

"Seine Entscheidung verdient Respekt"

Die Verantwortlichen traf der Abgang des Trainers nicht so unvorbereitet wie die Anhänger und die Öffentlichkeit.
Bereits einen Tag nach der 2:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach hatte Hörgl seinen Rücktritt angeboten. Der Vorstandsvorsitzende Walter Seinsch und Manager Rettig baten den 50-Jährigen jedoch, den Entschluss zu überdenken, aber der Trainer blieb standhaft.

"Rainer hat einen tollen Job gemacht. Wir waren überrascht, aber es zeigt seinen Charakter, dass er sich selbst nicht so wichtig nimmt. Seine Entscheidung verdient Respekt", kommentierte Rettig.

Spieler sind schockiert

Die Spieler, die Hörgl nach der Partie in der Kabine informiert hatte, waren perplex. "Ich bin schockiert", sagte Neuzugang Uwe Möhrle, neben Roland Benschneider Torschütze gegen Osnabrück.

Die Siegeslaune war schlagartig dahin: "Plötzlich saßen alle mit hängenden Köpfen da", berichtete Kapitän Sven Neuhaus. Hörgl hatte den FC Augsburg in seiner Anmtszeit nach 23 Jahren zurück in den Profi-Fußball geführt.