WM

Endlich ohne Zlatan

SID
schweden-jubel-600
© getty
Cookie-Einstellungen

"Die Iraner leben Fußball": Doch die Politik mischt sich erneut ein

Iran hatte sich Mitte Juni bereits als zweites Team hinter Rekordweltmeister Brasilien qualifiziert. Ohne Niederlage und mit nur zwei Gegentoren in zehn Spielen setzte sich die Mannschaft des portugiesischen Trainers Carlos Queiroz souverän gegen Südkorea, den künftigen WM-Gastgeber Katar oder auch das Riesenreich China durch.

"Die Vorfreude ist riesig. Die Menschen in Iran leben Fußball", sagte der ehemalige Bundesligaspieler Ashkan Dejagah dem SID. Nach 1978, 1998, 2006 und 2014 hat sich der dreimalige Asienmeister Iran zum fünften Mal für eine WM-Endrunde qualifiziert.

Bisher war stets nach der Vorrunde Schluss. Nun soll es endlich bis ins Achtelfinale gehen. "Die Mannschaft kann das, sie hat das Potenzial", sagte Dejagah: "Wir wollen in die Geschichte eingehen als das erste iranische Team, das Vorrunde übersteht."

Mit Erfolgen im Fußball lassen sich die Iraner schnell glücklich machen. Zu den Länderspielen strömen regelmäßig rund 100.000 Fans in die riesige Betonschüssel Azadi-Stadion. Doch genau da fangen die Probleme aus westlicher Sicht an.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Frauen der Besuch von Männer-Fußballspielen untersagt. Offiziell, um die weiblichen Zuschauer vor den verbalen Entgleisungen der männlichen Besucher zu schützen. Die strikten Verbote scheinen sich nur langsam zu lockern.

Und dann war da noch die Sache mit Kapitän Massoud Shojaei und dessen Stellvertreter Ehsan Hajsafi. In der Europa-League-Qualifikation waren die beiden Schlüsselspieler mit ihrem griechischen Klub Panionios Athen gegen das israelische Team von Maccabi Tel Aviv angetreten. Daraufhin warf der Verband Shojaei und Hajsafi aus der Nationalmannschaft, die WM-Teilnahme gilt als ausgeschlossen.

"Die beiden Spieler haben die rote Linie überschritten", sagte der iranische Vizesportminister Mohamed Resa Dawarsani zu dem Fall, "das ist für das iranische Volk nicht akzeptabel". Die regierungstreue Nachrichtenagentur Raja News schrieb: "Schämt euch, Ehsan und Massoud!".

Nach dem Rauswurf der beiden führte Dejagah die Auswahl in den beiden abschließenden Quali-Spielen aufs Feld. Auch für die WM könnte der 31-Jährige das Amt übernehmen. Seit dem Vertragsende beim VfL Wolfsburg im Sommer ist er jedoch vereinslos. Ein neuer Klub und Spielpraxis sind unabdingbar.

Tunesien fährt als ungeschlagener Qualifikant zur WM

Mit dem Schlusspfiff machte sich nach aller Anspannung vor allem Erleichterung unter den tunesischen Fans breit - Nach 12 Jahren endlich wieder dabei. Mit dem nervenaufreibenden 0:0 gegen Libyen lösten die "Adler von Karthago" trotz enttäuschender Vorstellung das Ticket zur WM.

"Das Wichtigste ist doch, dass wir uns qualifiziert haben", sagte Trainer Nabil Maaloul. Ein Unentschieden am letzten Spieltag der Afrika-Qualifikation hatte seinem Nationalteam gereicht, um sich mit einem Punkt Vorsprung vor Demokratischen Republik Kongo den Gruppensieg zu sichern.

Tunesien blieb während der gesamten Gruppenphase ungeschlagen. Sie gewannen viermal und ließen lediglich gegen die Kongolesen (2:2) und im entscheidenden Spiel gegen den Tabellendritten Libyen Punkte liegen.

"Wir dürfen nicht nach Russland reisen, um die zweite Geige zu spielen, sondern müssen uns vornehmen, so weit wie möglich zu kommen", sagte Wahbi Khazri von Stade Rennes. Er gehört zu den wenigen Spielern aus einer ausländischen Liga, denn im Gegensatz zu anderen afrikanischen Teams kommen die meisten Profis (aktuell 18) von tunesischen Erstligisten.