WM

USA-Schock in der Nachspielzeit

Die USA konnten ihr erstes Gruppenspiel durchaus überraschend gegen Ghana gewinnen
© getty

Die USA haben den zweiten Sieg bei der WM 2014 in Brasilien eigentlich schon in der Tasche. Doch ein Last-Minute-Tor von Varela besiegelt das 2:2-Unentschieden gegen Portugal. Damit verpasst die Elf von Jürgen Klinsmann die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale.

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Vor 40.000 Zuschauern in Manaus ging Portugal früh durch einen Treffer von Nani (5.) in Führung. Anschließend übernahmen die USA bei hohen Temperaturen und ebenso hoher Luftfeuchtigkeit die Kontrolle.

Jermaine Jones gelang der hochverdiente Ausgleich (64.), ehe Kapitän Clint Dempsey zum 2:1 traf (81.). Wenige Sekunden vor Schluss gelang dem eingewechselten Silvestre Varela das Tor zum 2:2-Endstand.

DFB - Ghana: Kloses Rekordtor bringt Punkt

Bei Portugal mussten Helder Postiga und Andre Almeida angeschlagen ausgewechselt werden. Das Unentschieden hilft beiden Mannschaft nicht. Die USA verpassen die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale, Portugal hat noch theoretische Chancen im letzten Spiel gegen Ghana.

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Klinsmann lässt die Defensive im Vergleich zum Sieg über Ghana unverändert, Torschütze Brooks bleibt draußen. Dafür ist Zusi neu in der Mannschaft, Altidore muss auf der Bank Platz nehmen.

Mehr Änderungen gibt es dagegen bei den Portugiesen. Costa und Almeida ersetzen Pepe und Coentrao. Postiga beginnt für Hugo Almeida im Sturmzentrum. Die größte Überraschung: Beto steht im Kasten, nicht Rui Patricio. Sonst vertraut Bento der Mannschaft, die gegen Deutschland mit 0:4 verlor.

5., 0:1, Nani: Miguel bringt eine Hereingabe von links kraftlos und flach in die Mitte. Cameron schlägt drüber, der Ball landet bei Nani, der sich nicht lange bitten lässt. Sein erster Treffer seit November 2013.

10.: Ein schöner Pass in den Raum hinter den aufgerückten Almeida bringt den USA die erste Chance ein. Johnson schließt zu überhastet ab.

17.: Bradley beweist bei einem Pass auf Dempsey Auge. Der geht in spitzem Winkel auf Beto zu, scheitert aber am Abschluss. Die folgende Ecke schießt er unbedrängt drüber.

32.: Johnson hat auf rechts wieder zu viel Platz. Er zieht nach innen und sucht den Abschluss aus der Distanz. Knapp am Pfosten vorbei.

42.: Konter von Portugal über Miguel, dann über Ronaldo. Der sieht rechts den freien Nani und spielt rüber. Doch diesmal scheitert der Torschütze an Howard.

45.: Distanzschuss von Nani, der an den Pfosten klatscht. Eder kommt völlig frei aus 16 Metern zum Abschluss, Howard ist aber schon wieder oben. Klasse Parade!

48.: Cameron schießt Beasler an, Eder versucht es direkt mit einem überhasteten Seitfallzieher. Drüber.

55.: Costa rettet Portugal. Die USA kommt über rechts in den Strafraum, Johnson legt zurück auf Bradley. Der schließt ab, doch Costa wirft sich auf der Linie in den Schuss.

64., 1:1, Jones: Nani bekommt den Ball nicht weg, Jones fasst sich gut 24 Meter vor dem Tor ein Herz und zieht ab. Vom Halbkreis segelt der Ball ins rechte Eck. Erstes Länderspieltor seit Mai 2012.

66.: Howard mit einer Doppelparade. Erst gegen Nani mit der Faust, dann gegen den Nachschuss von Meireles.

81., 2:1, Dempsey: Portugal verliert hinten die Ordnung. Yedlin bringt den Ball rein, Bradley scheitert, Zusi hat die Übersicht und flankt auf Dempsey. Der trifft mit dem Bauch ins leere Tor.

90.+5, 2:2, Varela: Ronaldo tritt in Erscheinung und lässt Beasley stehen. Die Flanke findet Joker Varela, der zum Ausgleich einköpft.

Fazit: Es wäre ein verdienter Sieg der USA gewesen, die sich letztlich mit wenigen Unkonzentriertheiten um den Dreier bringen. Portugal war nur phasenweise stark, die USA dominierte besonders die erste Hälfte.

Der Star des Spiels: Fabian Johnson. (SPOX-Note 2) Eigentlich als Rechtsverteidiger aufgestellt, war der Neu-Gladbacher nur äußerst selten in der Defensive zu finden. Dies ist ihm jedoch nicht anzurechnen, er war abgesichert. Dafür nutzte er die Räume, die sich ihm boten, exzellent. Mit seiner Schnelligkeit kaum zu halten und nahezu an jeder gefährlichen Situation beteiligt. Kombinationssicher, dribbelstark und ein steter Unruheherd, letztlich allerdings ohne Lohn.

Der Flop des Spiels: Eder. (SPOX-Note 5) Kam früh in der ersten Halbzeit für Postiga, verpasste es aber über seine gesamte Spielzeit, positiv in Erscheinung zu treten. Verlor unfassbar viele Bälle in der Offensivbewegung, wirkte hüftsteif und extrem vorhersehbar. Vergab gleich zwei riesige Chancen und strahlte kaum Selbstbewusstsein aus.

Der Schiedsrichter: Nestor Pitana (Argentinien). Schob sich nicht in den Vordergrund und leitete die Partie mit ruhiger Körpersprache. Nani stand bei seinem Treffer richtigerweise nicht im Abseits, Alves hätte für sein Foul in der 13. Minute allerdings die Gelbe Karte sehen können. Ließ sich nicht auf kleine Reibereien ein, beispielsweise beim Zweikampf zwischen Beckerman und Meireles. Auch seine Assistenten machten einen guten Job. Über die fünf Minuten Nachspielzeit wird allerdings diskutiert werden.

Das fiel auf:

  • Bei Portugal machte sich schnell ein altes Problem bemerkbar: Die Zentrale, besonders Costa und Alves in der Innenverteidigung, schaffte es nicht, einen kreativen Spielaufbau vorzutragen. Die Anbindung an die Offensive fand nur sehr schwerfällig statt. Bento wirkte dem mit sehr hohen Außenverteidigern entgegen, dafür fielen gleich zwei zentrale Mittelfeldspieler weiter zurück.
  • Nach einem dominanten Beginn der Europäer verlor man den Faden. Die USA schoben weiter nach vorne und machten sich den schwachen Spielaufbau des Gegners zunutze. Im Mittelfeldpressing wurden bewusst Lücken auf dem Flügel gelassen, die erst bei einem Pass attackiert wurden. So verhinderte man das Spiel in gefährliche Räume.
  • Cristiano Ronaldo verweigerte sich jeglicher Defensivarbeit. Ob Anweisung oder nicht, hinter dem Real-Star klafften große Lücken, die die agilen Johnson und Zusi zu nutzen wussten. So musste Almeida immer wieder in Unterzahl verteidigen, die Schnittstellen wurden nicht geschlossen. Nach gut einer halben Stunde nahm sich Meireles dem Problem an und driftete immer wieder nach links, es entstand eine Art 4-4-2.
  • Die Mannschaft von Klinsmann zeigte sich perfekt eingestellt auf das Duell. Die Räume hinter Ronaldo wurden intelligent genutzt, der Spielaufbau konsequent gestört. Miguel und Moutinho wurden früh unter Druck gesetzt - damit behinderte man die beiden spielstärksten Spieler.
  • Zur Halbzeit musste der angeschlagene Almeida runter. Miguel rutschte auf links, William kam in die Mitte. Dies brachte Portugal sofort besser ins Spiel, die Kontrolle war zurück. Diese münzte man jedoch kaum in Offensivaktionen um, gefährlich wurde es vor allem bei Kontern.

USA - Portugal: Die Statistik zum Spiel

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