WM

99 Sekunden reichen den Elefanten

Mit der Einwechslung von Drogba (r.) kam Schwung ins Spiel der Elfenbeinküste
© getty

Die Elfenbeinküste hat sich in ihrem Auftaktspiel der WM den zweiten Platz in der Gruppe D gesichert. Gegen Japan kamen die Elefanten in einem Spiel auf überschaubarem Niveau zu einem verdienten 2:1 (0:1)-Erfolg.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 40.267 Zuschauern in der Arena Pernambuco in Recife brachte zunächst Keisuke Honda Japan früh mit einem sehenswerten Schuss in Führung (15.).

In der zweiten Halbzeit drehte die Elfenbeinküste die Partie mit einem Doppelschlag innerhalb von 99 Sekunden. Zwei Flanken von Serge Aurier nickten zunächst Wilfried Bony (64.) und dann Gervinho (66.) ein. Es war der schnellste Doppelschlag der bisherigen WM.

Die Reaktionen:

Sabri Lamouchi (Trainer Elfenbeinküste): "Wir haben schlecht begonnen, und Japan hat einen unserer Fehler ausgenutzt. Danach sind wir aber stärker geworden. Wir sind zurückgekommen und haben verdient gewonnen. Man braucht so jemanden wie Drogba, um ein Spiel zu drehen. Aber noch haben wir nichts erreicht, wir müssen konzentriert bleinen."

Alberto Zaccheroni (Trainer Japan): "Kompliment an die Ivorer, sie haben verdient gewonnen. Wir sind gut gestartet, aber wir konnten unseren Rhythmus und den Druck nicht aufrechterhalten. Wir haben nicht so gespielt, wie wir es können. Wir müssen uns steigern."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der Coach der Elfenbeinküste Sabri Lamouchi verzichtet auf den leicht angeschlagenen Drogba und schickt die offensive Dreierreihe Gervinho, Bony und Kalou aufs Feld. Yaya Toure soll dahinter für Ordnung sorgen.

Bei Japan darf Osako von 1860 München an vorderster Front beginnen. Das offensive Mittelfeld bilden Kagawa, Honda und der Mainzer Okazaki, mit Uchida und Hasebe stehen noch zwei weitere Bundesliga-Profis in der Startelf von Alberto Zaccheroni.

6.: Gervinho geht mit Tempo von rechts auf die Verteidiger zu und steckt den Ball perfekt zu Bony in den Strafraum. Der fackelt nicht lange und zieht aus zehn Metern ab - Morishige bringt das Bein noch dazwischen und fälscht ins Aus ab!

16., 0:1, Honda: Der Milan-Star bekommt nach einer Ecke den Pass von Nagatomo links in den Strafraum. Yaya Toure und Zokora stehen beide viel zu weit weg, der Japaner schießt sofort aus zwölf Metern und hämmert das Ding unter die Latte! Traumtor!

20.: Uchida kommt über rechts, mach Boka gewaltig nass und steht nach einem weiteren Haken an Serey Die vorbei plötzlich frei im Sechzehner. Aus zehn Metern halbrechter Position schließt der Außenverteidiger ab, der Schuss aber direkt auf Keeper Barry. Da war mehr drin!

31.: Boka darf sich einen Freistoß aus 20 Metern zurecht legen und zirkelt den Ball über die Mauer hinweg - hauchzart drüber.

35.: Wieder der Stuttgarter! Nach einer Ecke bekommt Boka den Ball im Rückraum und hämmert aus 30 Metern einfach Mal drauf. Kawashima wehrt den Ball mit viel Mühe nach vorne ab. Bony setzt nach, der Assistent hat allerdings was dagegen und hebt die Fahne.

48.: Nach einer starken Passstafette bekommt Aurier den Ball rechts im Sechzehner und zieht ab. Der Ball wird abgefälscht und kommt in der Mitte zum überraschten Bony, der den Kopfball frei fünf Meter vor dem Tor daneben setzt.

64., 1:1, Bony: Die Drangphase der Elefanten wird belohnt! Aurier bringt die scharfe Flanke aus dem rechten Halbfeld vors Tor, Bony muss aus wenigen Metern nur den Kopf hinhalten.

66., 2:1, Gervinho: Unfassbar, quasi das gleiche Tor fällt 120 Sekunden später noch einmal! Wieder flankt Aurier von rechts, diesmal ist es Gervinho, der am ersten Pfosten an die Kugel kommt und sie ins kurze Eck drückt. Keeper Kawashima sieht da aber auch nicht gut aus.

85.: Drogba bekommt den Ball zentral vor dem Tor an der Sechzehnergrenze, kann sich die Kugel noch vorlegen und schießt! Morishige bekommt das Bein dazwischen und fälscht ab. Der Ball geht knapp vorbei!

Fazit: Die Elfenbeinküste verpennt die erste Hälfte, beißt sich aber in die Partie. Japan kostet das völlige einstellen des Fußballspielens in Abschnitt zwei den Dreier.

Der Star des Spiels: Serge Aurier (SPOX-Note 3). Hatte die zweit meisten Ballkontakte auf dem Platz (82) und ackerte unermüdlich nach vorne. Neben einer ordentlichen Passquote (86,7 Prozent) war er mit zwei Assists hauptverantwortlich dafür, dass die Elfenbeinküste als Sieger vom Platz ging.

Der Flop des Spiels: Yuto Nagatomo (SPOX-Note 4,5). Der Außenverteidiger bereitete zwar die Führung vor, zeigte aber insgesamt eine verheerende Partie. Die Passquote von 75 Prozent ist sehr überschaubar, 44 Prozent gewonnene Zweikämpfe zu schwach. Agierte bei beiden Flanken, die zu den Toren führten, zu passiv.

Der Schiedsrichter: Enrique Osses (Chile). War ein guter Leiter und hatte die Partie durchgehend im Griff. Meist richtig in der Zweikampfbewertung und mit einer konsequenten Linie. Richtig, in der 27. Minute nicht auf den Punkt zu zeigen, nachdem Yaya Toure Hasebe aus kürzester Distanz an den Arm schoss. Beim vermeintlichen Foul an Toure (58.) blieb die Pfeife stumm - vertretbar, auch wenn sich Japan über einen Elfer nicht hätte beschweren dürfen. Lediglich bei Bonys Pfostentreffer (35.) hob der Assistent zu Unrecht wegen Abseits die Fahne.

Das fiel auf:

  • Die Elfenbeinküste startete verhalten und ließ die erste Hälfte sehr behäbig angehen. Die Dreierkette in der Offensive agierte ohne Drogba viel zu statisch und brachte die Japaner zu selten zum Laufen. Wenn die Afrikaner dann doch einmal Tempo aufnehmen konnten, behalfen sich die Asiaten oft mit kleinen Fouls, so dass kein flüssiges Offensivspiel bei den Elefanten zusammenkam.
  • Die Japaner sahen sich das brotlose Passspiel der Elfenbeinküste geduldig an und versuchten sich im schnellen Umschaltspiel. Immer wieder geriet so die nicht sattelfeste Defensive der Afrikaner in Unordnung, dennoch fehlte auch den Japanern beim letzten Pass die nötige Präzision, um viele brauchbare Chancen zu kreieren.
  • Im zweiten Abschnitt nahm der Druck der Elfenbeinküste zu, doch erst mit der Einwechslung von Drogba ging ein spürbarer Ruck durch die Mannschaft. Die Tore waren allerdings weniger der Verdienst von Drogba, als der der schwach verteidigenden Japaner, die sich zwei Blackouts innerhalb kürzester Zeit leisteten.
  • Japan stellte im Laufe der zweiten Hälfte das Spielen komplett ein und schaffte es nach dem Blitz-Rückstand nicht, wieder in einen Spielfluss zu kommen. Nicht einen ernsthaftenTorschuss gab Nippon in Abschnitt zwei ab.

Elfenbeinküste - Japan: Die Statistik zum Spiel