WM

Ein Gießener als "stolzer Iraner"

SID
Daniel Davari spielt in der kommenden Saison für die Grasshopper Zürich
© getty

Vor drei Jahren war Daniel Davari noch Ersatzkeeper beim damaligen Drittligisten Braunschweig, am Montag startet er mit dem Iran gegen Nigeria ins Abenteuer WM - und danach winkt das Duell mit Lionel Messi.

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Traumhafte WM-Bühne statt trister Bundesliga-Realität: Daniel Davari steht nur einen Monat nach dem Abstieg mit Eintracht Braunschweig vor dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere.

"Es wird eine Riesen-Herausforderung für uns, gar keine Frage", sagt Irans Nationaltorwart, der mit dem "Team Melli" am Montag (21.00 Uhr im LIVE-TICKER) in Curitiba gegen Nigeria ins Abenteuer Weltmeisterschaft startet: "Ich bin froh, dass es drei richtig harte Spiele werden."

Der gebürtige Gießener ist ausgewiesener Realist. Das zeigte er während der ernüchternden Erstliga-Saison mit den Niedersachsen, und so sagt der 26-Jährige auch jetzt:

"Wir sind in Brasilien auf jeden Fall Außenseiter. Argentinien ist klarer Favorit in unserer Gruppe, Bosnien hat viele Spieler aus europäischen Topligen. Und Nigeria ist ein typisches, physisch starkes afrikanisches Team." Der fußballverrückte Iran hingegen hat seit dem legendären 2:1 1998 gegen die USA kein WM-Spiel mehr gewonnen.

Queiroz setzt auf Davari

Carlos Queiroz, einst Trainer der Portugiesen und von Real Madrid, ist angetreten, dies zu ändern. Deshalb machte sich Irans Nationalcoach nach seinem Amtsantritt 2011 europaweit auf die Suche nach Spielern mit iranischen Wurzeln - und stieß auch auf Davari, Sohn eines Iraners und einer Polin.

"Die Bundesliga genießt weltweit hohe Aufmerksamkeit. Da wird mich Queiroz wahrscheinlich im Fernsehen gesehen haben", sagt Davari, der Queiroz' Ruf prompt folgte, im November 2013 beim 3:0 über Thailand im Nationalteam debütierte.

Und weil Davari, der mittlerweile klare Nummer eins unter Queiroz ist, ungern halbe Sachen macht, büffelt er allmontäglich in der Volkshochschule Farsi - die ersten Interviews in der Heimatsprache seines Vaters hat er bereits gegeben.

Mit dem früheren U21-Nationalspieler Ashkan Dejagah unterhält sich Davari wie gewohnt auf Deutsch, der Ex-Herthaner erleichterte Davari den Einstieg beim "Team Melli".

Super Eagles selbstbewusst

Unlängst sagte Davari wie selbstverständlich im Interview mit "dfb.de": "Es macht mich stolz und glücklich, für mein Land spielen zu dürfen. Wir wollen, dass die Menschen im Iran stolz auf ihre Nationalmannschaft sind." Ein Sieg, der erste nach 16 Jahren, ist das erklärte Ziel.

Ins Spiel gegen Nigeria geht das Team vom persischen Golf zwar als Außenseiter, doch der immense Erfolgsdruck im Lager des Afrikameisters könnte für Iran ein entscheidender Vorteil sein.

Nigerias Staatschef Goodluck Jonathan fabulierte derart unverblümt vom Titel, dass Trainer Stephen Keshi zumindest verhalten auf die Euphoriebremse trat. "Wir haben keine Garantie auf das Achtelfinal-Ticket sagte Keshi - den Super Eagles würde der Realismus eines Davari gut tun.

Der könnte freilich vor dem sportlichen Sommer seines Lebens stehen: Vor drei Jahren war Davari noch Braunschweigs Ersatzkeeper in Liga drei, in Brasilien trifft er auf Spieler vom Kaliber eines Lionel Messi, und nach der WM kämpft er mit seinem künfigen Arbeitgeber Grasshopper Zürich um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League - für Davari war der Abstieg wohl ein klarer Aufstieg.

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