WM

Klinsmann streicht US-Idol Donovan

SID
Im Trainingslager war Landon Donovan noch mit vollem Einsatz dabei
© getty

Jürgen Klinsmann hat die amerikanische Ikone Landon Donovan aus dem Kader für die WM gestrichen. Der US-Coach stürzte den König am Donnerstagabend in Stanford, Kalifornien.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Das ist sicher eine der härtesten Entscheidungen meiner Trainerkarriere, einem Spieler wie ihm zu sagen: Du gehörst nicht dazu", sagte der 49 Jahre alte amerikanische Nationaltrainer und meinte Landon Donovan, den besten Fußballer der US-Geschichte: "Seine Enttäuschung ist riesig."

Bei Klinsmanns Verkündung des endgültigen, 23 Spieler umfassenden WM-Kaders für die Endrunde in Brasilien fehlte Donovans Name. Die Ikone des US-Fußballs ausgemustert? Der Held vergangener Turniere und Amerikas Symbol für den Aufstieg des Fußballs soll plötzlich nach 57 Länderspiel-Toren und 58 Vorlagen nicht mehr gut genug sein?

"Ich musste die Entscheidung so treffen. Ich muss entscheiden, was gut ist für die Gruppe, die nach Brasilien fährt, und ich glaube, es haben einige Spieler ihm gegenüber einen Vorsprung", sagte Klinsmann. Der Schwabe ist kaltblütig, wenn es um die Umsetzung seiner Ideen geht, das bekam Oliver Kahn vor der WM 2006 zu spüren. Nun also Donovan.

Donovan: "Eine Ehre und ein Privileg"

Der Ausgemusterte reagierte prompt. "Es war eine Ehre und ein Privileg, die Nationalmannschaft bei drei Weltmeisterschaften zu vertreten. Ich hatte mich sehr auf Brasilien gefreut und bin von der Entscheidung sehr enttäuscht", schrieb Donovan noch am Mittwochabend auf seine Facebook-Seite.

Übermäßig überraschend kam das Aus allerdings nicht. Eine plötzliche Auszeit des Stürmers im vergangenen März sorgte für Verwirrung, es tauchten Fotos auf, die den 156-maligen Nationalspieler beim Freizeitkick mit Kindern in Kambodscha zeigten. Der 32 Jahre alte gebürtige Kalifornier war ausgebrannt nach zwei langen Saisons und scherte sich nicht um Profifußball.

"Ich habe ihm einfach gesagt: Wenn du dir eine solche Auszeit nimmst, musst du dich hinterher zurückkämpfen, dich Woche für Woche mit Leistung in deinem Klub beweisen, aber auch im Umfeld der Nationalmannschaft", sagte Klinsmann, der wie kaum ein Zweiter das Wechselspiel zwischen Gut und Böse beherrscht.

Klinsmann: "Es geht darum, was heute passiert"

"Mit all der Wertschätzung und Bewunderung für seine Karriereleistung - die außergewöhnlich ist und jedes Kompliment auch verdient -, im Fußball geht es darum, was heute passiert. Ich stelle meinen Kader nicht auf ein Fundament aus den Leistungen der Vergangenheit", sagte Klinsmann.

In Zukunft setzt er anstatt auf Donovan auf Spieler "made in Germany". Neben Fabian Johnson (1899 Hoffenheim), John Brooks (Hertha BSC) und Timothy Chandler (1. FC Nürnberg) ist auch Talent Julian Green (Bayern München) dabei. Die Frischzellenkur für die US-Auswahl ist nicht zu übersehen. Sieben Spieler sind 24 Jahre alt oder jünger, in der Gruppe G treffen sie auf Ghana, Portugal und Deutschland.

Donovan selbst hatte diese Woche bereits angedeutet, dass es nicht reichen könnte für ihn. "2006 und 2010 wusste ich, dass ich es ins Team schaffe. Dieses Mal war es ähnlich wie 2002 - da war ich mir nicht so sicher", sagte er. Nun hat Klinsmann den Rekordspieler vom Thron gestoßen.

Das WM-Aufgebot der USA:

Torhüter: Brad Guzan (Aston Villa), Tim Howard (FC Everton), Nick Rimando (Real Salt Lake)

Verteidiger: DaMarcus Beasley (FC Puebla), Matt Besler (Sporting Kansas City), John Brooks (Hertha BSC), Geoff Cameron (Stoke City), Timothy Chandler (1. FC Nürnberg), Omar Gonzalez (LA Galaxy), Fabian Johnson (1899 Hoffenheim), DeAndre Yedlin (Seattle Sounders)

Mittelfeldspieler: Kyle Beckerman (Real Salt Lake), Alejandro Bedoya (FC Nantes), Michael Bradley (FC Toronto), Brad Davis (Houston Dynamo), Mix Diskerud (Rosenborg Trondheim), Julian Green (Bayern München), Jermaine Jones (Besiktas Istanbul), Graham Zusi (Sporting Kansas City)

Stürmer: Jozy Altidore (FC Sunderland), Clint Dempsey (Seattle Sounders), Aron Johannsson (AZ Alkmaar), Chris Wondolowski (San Jose Earthquakes)

Mehr Infos zu den US-Boys