WM

"Höllenloch" Manaus wehrt sich

SID
Die Arena Amazonia befindet sich momentan im Umbau
© getty

Die Arena Amazonia in Manaus ist so etwas wie das Schreckgespenst für die Mannschaften, die bei der WM 2014 in Brasilien dort spielen müssen. Die Verantwortlichen der Stadt mitten im Regenwald hoffen indes auf mehr internationale Aufmerksamkeit und wehren sich gegen Kritik aus England.

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Der Frontalangriff der britischen Presse schmeckte Arthur Virgílio ganz und gar nicht. "Wer immer diese Geschichte in die Welt gesetzt hat, er hat ein total verzerrtes Bild von Manaus gezeichnet und war schlecht informiert", sagte der Bürgermeister des Fußball-WM-Spielorts Manaus, mitten im Regenwald des Amazonas gelegen, vor internationalen Medienvertretern.

Der "Daily Mirror" hatte nach der WM-Gruppen-Auslosung äußerst negativ über die Stadt im Dschungel berichtet und von einem "Höllenloch" geschrieben. Süffisant fügte das Stadtoberhaupt hinzu, er habe den Artikel zwar nicht gelesen, wisse aber trotzdem, was drinstehe. Hämisch sagte er: "Ich habe eine große Bewunderung für das Vereinigte Königreich und war auch einige Male in London, aber leider hatte ich noch nie die Ehre, den "Daily Mirror" zu lesen..."

Hitze und Schwüle

Vier WM-Vorrundenspiele finden in der Hitze und Schwüle von Manaus statt, darunter auch der Klassiker zwischen England und Italien am 14. Juni 2014. Auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann mit der US-Auswahl gegen Portugal (22. Juni) und der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld gegen Honduras (25. Juni) müssen in der Arena Amazonia antreten, die vom deutschen Architekturbüro gmp geplant wurde.

Virgílio hat bereits den britischen Botschafter in Brasilien kontaktiert und will eine Charme-Offensive in Großbritannien starten. Der Bürgermeister kündigte einen Besuch im Mutterland des Fußballs an, um mit den Fehlinformationen aufzuräumen: "Natürlich hat Manaus auch seine Probleme, aber es ist nicht so, dass giftige Schlangen und Spinnen die Straßen bevölkern und von den Bäumen fallen."

Auch der Vorwurf des britischen Blattes, Manaus sei eine Drogenhöhle und die Kriminalitätsrate außer Kontrolle, wurde von Virgílio zurückgewiesen. "Wir haben die Kriminalität um ein Drittel reduziert, wir verfügen über moderne Polizeiautos und entsprechende Ausstattung, womit wir in der Stadt rund um die Uhr Streife fahren, und das sieben Tage in der Woche und jeden Tag im Jahr."

Blankes Chaos in den Katakomben

Stolz präsentieren sich die Verantwortlichen in diesen Tagen und zeigen vor allem ihr Schmuckkästchen her, die Arena Amazonia. Sie soll zwar noch vor Weihnachten fertiggestellt sein, aber in den Katakomben des Stadions, das rund 200 Millionen Euro (605 Millionen Reais) kostet und bei der WM 42.000 Fans Platz bietet, herrscht noch das blanke Chaos. Am 15. Januar 2014 soll das erste Testspiel ausgetragen werden, der zeitliche Rahmen in Manaus wirkt sehr ambitioniert.

"Ich bin nur unserer Staatspräsidentin Dilma Rousseff gegenüber verantwortlich. Wir werden die Arena zeitnah übergeben können", sagte Miguel Capobiango, der zuständige Koordinator der Regionalregierung des Bundesstaates Amazonas, im "SID"-Interview. Amazonas ist der größte der 26 Bundesstaaten Brasiliens, Manaus mit knapp vier Millionen Einwohnern die regionale Hauptstadt. Noch sind nicht alle Sitzschalen in der Arena installiert, das Dach weist große Lücken auf.

Großer Nachholbedarf

Fast 24 Stunden am Tag wird gearbeitet, 1800 Arbeiter sind auf der Baustelle eingesetzt. Doch gerade in puncto Elektronik, Infrastruktur und Installation der sanitären Einrichtungen besteht großer Nachholbedarf - die Verantwortlichen von Manaus versprühen aber großen Optimismus. Und man freut sich auf die WM-Spiele, die in Anlehnung an den großen Boxkampf von Muhammad Ali gegen George Foreman in Kinshasa 1974 als "Rumble in the Jungle" in die Geschichte eingehen könnten.

Die tropische Hitze und die Luftfeuchtigkeit werden allen Teams enorm zusetzen, selbst die nachträgliche Verlegung der Spiele durch den Weltverband FIFA in den Abend wird das nicht grundsätzlich ändern. "Das wird die schwerste WM seit vielen Jahren", sagte Paraguays einstiger Star Romerito im "SID"-Gespräch.

Er weiß, was Manaus anbelangt, wovon er spricht, denn 1980 gastierte er mit Cosmos New York und den Stars wie Franz Beckenbauer, Carlos Alberto und Giorgio Chinaglia in Manaus: "Ich weiß noch, es waren 90.000 Zuschauer da, und es war unglaublich heiß. Das wird für alle Mannschaften hier schwer, aber die Bedingungen sind für alle gleich."

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