WM

Gegen den Angstgegner zurück zu altem Status

Von Felix Götz
Haben höhere Ansprüche: Marcelo und Dante saßen gegen England auf der Bank
© getty

Am 15. Juni beginnt für Brasilien mit dem Confed-Cup-Auftaktspiel gegen Japan die Generalprobe für die Heim-WM 2014. Zuvor bestreitet die Selecao am Sonntag um 21 Uhr (kostenlos im SPOX-LIVESTREAM) in der Arena do Gremio in Porto Alegre ein letztes Testspiel gegen Frankreich. Dante macht eine Kampfansage, Trainer Luiz Felipe Scolari versucht den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen.

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Die Brasilianer werden nämlich so langsam ungeduldig. Unter dem Weltmeister-Coach von 2002 haben die Südamerikaner in sechs Partien nur einen Sieg gegen Bolivien gefeiert. Gleichzeitig war dieses Spiel das einzige, in dem Brasilien kein Gegentor kassierte. Auch beim Eröffnungsspiel des umgebauten Maracana-Stadions am vergangenen Sonntag reichte es gegen England lediglich zu einem 2:2.

"Wichtig ist es, beim Confederations Cup erfolgreich zu sein", versuchte Scolari die enorme Erwartungshaltung ein wenig zurückzuschrauben: "Aber natürlich wäre es auch schön, wenn wir schon gegen Frankreich siegen könnten. Mindestens müssen wir ein gutes Spiel machen."

Nur Platz 22 der Welt

Seine Landsleute werden trotzdem schon gegen die Franzosen einen Sieg erwarten. Rekord-Weltmeister Brasilien, einst die Fußball-Großmacht schlechthin, wankt ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land doch einigermaßen bedenklich.

In der FIFA-Weltrangliste belegt Brasilien, auch weil seit drei Jahren außer der Copa America 2011 quasi kein Pflichtspiel mehr bestritten wurde, nur den 22. Platz. Seit der Einführung der Rangliste 1993 war die Selecao nie schlechter platziert, aktuell zwischen Ghana und Mali.

Die historischen Duelle beider Mannschaften

"Das ist nur eine Momentaufnahme", meinte Bayerns Innenverteidiger Dante, der nach dem Hickhack um die Abstellungspflicht das DFB-Pokalfinale seiner Münchner verpasst hatte und dann gegen England doch nur 90 Minuten auf der Bank schmorte.

Thiago Silva zuversichtlich

"Wir müssen unseren alten Status zurückerobern", so Dante weiter: "Das Kniffligste haben wir, nämlich Spieler mit großer Qualität. Es fehlt nur noch sich einzuspielen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck." Er sei davon überzeugt, erklärte der 29-Jährige, dass "wir bald wieder zu den Besten der Welt zählen".

Auch Selecao-Kapitän Thiago Silva ist nach dem Remis gegen England, wo Brasilien die bessere Mannschaft war, zuversichtlich. "Das war das erste Spiel unter Scolari, in dem ein Fortschritt in allen Mannschaftsteilen klar sichtbar war", sagte der Verteidiger von Paris Saint-Germain.

Angstgegner Frankreich

Um für etwas mehr Ruhe zu sorgen, wäre ein Sieg gegen Frankreich Balsam auf die brasilianische Fußball-Seele. Allerdings ist die Equipe Tricolore so etwas wie ein Angstgegner der Brasilianer. Zwar spricht die Bilanz mit fünf Siegen, drei Unentschieden und vier Niederlagen für das Team vom Zuckerhut. Doch oft war für Brasilien in wichtigen Spielen gegen Frankreich Endstation.

Bei der Weltmeisterschaft 1998 setzte es eine Pleite im Finale, 1986 und 2006 verließen Les Bleus im Viertelfinale den Rasen als Sieger.

Scolari beschäftigt sich nicht groß mit der Vergangenheit. Der frühere Chelsea-Trainer kündigte an, seine Elf im Vergleich zum England-Spiel wenn überhaupt nur minimal zu verändern.

Deschamps lobt Brasilien

Wer auch immer beim Team um Neymar auflaufen wird, Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps hat großen Respekt vor dem kommenden Gegner. "Ich habe ihr Spiel gegen England gesehen. Sie haben die ganze Zeit über ihre Qualität in der Offensive gezeigt. Die Qualität in der Offensive ist zweifellos herausragend", lobte Deschamps, der beim 3:0-Sieg über Brasilien im WM-Finale 1998 Frankreich als Kapitän auf das Feld geführt hat.

Der 44-Jährige bewertet den aktuellen Zustand des brasilianischen Fußballs nicht so kritisch wie viele Brasilianer selbst. "Sie bringen gerade eine Generation junger, talentierter Fußballer hervor", so Deschamps.

Die Franzosen, die ihr erstes Spiel auf ihrer Südamerika-Reise mit 0:1 in Montevideo gegen Uruguay verloren haben, verzichten auf Superstar Franck Ribery. Der Bayern-Mittelfeldspieler musste nach einer anstrengenden Saison den Trip nicht antreten. Für Brasiliens Hoffnungen, endlich mal wieder eine große Fußball-Nation zu schlagen, dürfte dies kein Nachteil sein.

Voraussichtliche Aufstellungen

Brasilien: Cesar - Filipe, Luiz, Thiago Silva, Alves - Paulinho, Oscar, Gustavo - Hulk, Neymar, Fred

Frankreich: Lloris - Sagna, Rami, Koscielny, Tremoulinas - Matuidi, Cabaye - Valbuena, Grenier, Gomis - Benzema

Die WM-Qualifikation im Überblick