WM

DF-"B"-Elf strauchelt und hilft Klinsmann

Von Ruben Zimmermann
Dank der deutschen Niederlage sitzt Jürgen Klinsmann wieder fester im Trainersattel
© getty

Sieben Tore, darunter gleich mehrere spektakuläre Treffer, und ein kurioses Eigentor. Für den neutralen Fan war das Aufeinandertreffen zwischen den USA und Deutschland ein Spiel zum Genießen. Und auch die beiden Trainer können sich mit dem Ergebnis anfreunden.

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Denn während Bundestrainer Joachim Löw die 3:4-Niederlage kaum schaden dürfte, war es für seinen Kumpel Jürgen Klinsmann ein extrem wichtiger Erfolg.

In den vergangenen Wochen wurde Löw nicht müde zu betonen, dass die USA-Reise "extrem wichtig" für ihn und sein Trainerteam sei. "Wir brauchen 30 Spieler, die für die Nationalmannschaft spielen können und nicht nur 15 oder 20", hatte der Bundestrainer vor der Partie gesagt.

Doch nach dem Spiel gegen die USA stellt sich die Frage, welche Akteure nun wirklich echte Alternativen darstellen und welche lediglich aufgrund des akuten Personalmangels mitgenommen wurden. Wenn die Bayern, die Dortmunder, die Königlichen Mesut Özil und Sami Khedira, und dazu noch U-21-Akteure wie Lewis Holtby wieder zur Verfügung stehen - wer bleibt dann noch übrig? Die Bestandsaufnahme ist eher ernüchternd.

Schwächen in der Defensive

Im Tor erhielt Marc-Andre ter Stegen den Vorzug vor Rene Adler und sorgte für das kurioseste Eigentor der jüngeren Länderspielhistorie, als er sich den Ball nach einem Rückpass ins eigene Netz legte.

"Das ist natürlich bitter für so einen jungen Torhüter", stellte Löw nach der Partie beim "ZDF" fest, fügte aber aufmunternd hinzu: "Er hat den Fehler gemacht, aber sonst hat er auch ein paar gute Paraden gehabt." Seine Chancen auf einen regelmäßigen Platz zwischen den Pfosten der Nationalmannschaft dürften allerdings nicht gestiegen sein.

Auch im restlichen Defensivverbund suchte Löw vergeblich nach einem Lichtblick. Die Viererkette bestehend aus Lars Bender, Benedikt Höwedes, Per Mertesacker und Marcell Jansen wusste ebenso wenig zu überzeugen wie der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Philipp Wollscheid.

Der zwischenzeitliche 1:4-Rückstand spricht eine deutliche Sprache. "Vor allem in der ersten Halbzeit sind wir nicht ins Spiel gekommen und haben auch Fehler gemacht in der Abwehr. Von daher geht der Sieg für die USA auch in Ordnung", konstatierte Löw nach der Partie.

Kruse als großer Gewinner?

Aber dann betonte der Bundestrainer wie üblich lieber die positiven Aspekte der Reise, wie zum Beispiel den Neu-Mönchengladbacher Max Kruse. "Als er reinkam war dann auch mehr Gefahr vor dem Tor", sagte Löw über den Stürmer, der bereits im Spiel zuvor gegen Ecuador überzeugt hatte und gegen die USA mit einem sehenswerten Rechtsschuss den Anschlusstreffer zum 2:4 erzielte.

Auch Julian Draxler, der schließlich nach einem Abpraller den 3:4-Endstand erzielte, zeigte in der zweiten Halbzeit eine ansprechende Leistung.

Wichtiger Sieg für Klinsmann

Und so konnte der Bundestrainer auch im Interview unmittelbar nach Spielende noch lächeln, schließlich spielte das Ergebnis für ihn sowieso keine Rolle.

Wie wichtig die in den beiden Testspielen gewonnenen Eindrücke sind, kann nun aber nur er selbst entscheiden. Ob beispielsweise ein Max Kruse mehr als nur ein Lückenfüller ist, wird sich wohl erst bei der Kadernominierung für die kommenden WM-Qualifikationsspiele zeigen.

Ganz anders ist die Sachlage bei seinem Freund Jürgen Klinsmann. "Es war ein sehr unterhaltsames Spiel. Ich glaube, man sollte es aber nicht ganz so ernst nehmen", sagte Klinsmann nach Abpfiff. Und doch weiß der US-Coach wohl ganz genau, wie wichtig dieser Sieg für ihn war. Zuletzt stand der gebürtige Schwabe heftig in der Kritik, nach der 2:4-Pleite gegen Belgien kam ihm ein Sieg gegen eine große Fußballnation gerade recht.

Vom Feeling her ein gutes Gefühl

"Ja, es war nur das deutsche B-Team. Aber man hat das Recht sich gut zu fühlen, wann immer man Deutschland schlägt", schreibt beispielsweise der amerikanische Journalist Grant Wahl in seiner Kolumne in der "Sports Illustrated".

Und genau dieses "gute Gefühl" braucht Klinsmann. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der eigenen Mannschaft, nachdem zuletzt gleich mehrere Nationalspieler Klinsmanns fehlende taktische Linie öffentlich kritisiert hatten.

Bereits Mitte Juni stehen für die Amerikaner die nächsten WM-Qualifikationsspiele an. Bisher konnten die US-Boys lediglich eins ihrer drei Spiele gewinnen. Der Druck auf Klinsmann ist also nach wie vor da. Nach dem Sieg gegen Deutschland ist er nun aber möglicherweise zumindest ein bisschen kleiner geworden.

Die WM-Qualifikation Europa in der Übersicht