WM

Cristiano Ronaldo vor seinem 100. Länderspiel

SID
Cristiano Ronaldo streift am Dienstag zum 100. Mal das Leibchen der Nationalmannschaft über
© Getty

Seinen Ruf als extravagante Diva wird er nicht mehr los. Und mit seinen Aktionen bestätigt Cristiano Ronaldo immer wieder, dass er das offenbar gar nicht will. Unzählige - meist sinnfreie - Übersteiger, egoistische und selbstinszenierende Jubel-Alleingänge, teils lächerliche Posen, naive Interviewaussagen und zuletzt mal wieder eine neue, Aufsehen erregende, Frisur.

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CR7, wie er oft nur genannt wird, liebt das Rampenlicht und spaltet so die Fußballwelt. Auch die portugiesische, wenn er im Trikot der Nationalelf aufläuft. Am Dienstag in Porto gegen Nordirland tut er das zum 100. Mal.

Seine Bilanz kann man, wie so vieles in der Karriere des 27-jährigen Ausnahmefußballers, auf zweierlei Weisen interpretieren. Da wären zum einen die nackten Zahlen: Nach Fernando Couto (110) und Rekord-Nationalspieler Luis Figo (127) wird Ronaldo erst der dritte Portugiese mit 100 Länderspielen sein.

So früh wie der Superstar von Real Madrid schaffte dieses Kunststück noch niemand. Sein Debüt gab er bereits am 20. August 2003, also vor neun Jahren, da war er gerade volljährig. Und falls nichts Unerwartetes dazwischen kommt, wird der Linksfuß von der Atlantikinsel Madeira sowohl Couto als auch Figo in den kommenden Jahren noch überholen.

Vier Tore bis Eusebio

In der Torjägerliste ist die Spitzenposition, auf der Ronaldo seinen Namen so gerne liest, noch greifbarer. 37 Treffer sind es bereits, es fehlen also nur noch vier bis zum großen Volkshelden Eusebio und zehn bis zum Rekord des ehemaligen Stürmerstars Pauleta. Natürlich wird der ehrgeizige Ronaldo auch das schaffen, vermutlich sogar schon vor der WM 2014 in Brasilien.

Doch bei dem Thema kommt man auch zwangsläufig zu dem anderen Interpretationsansatz seiner 100-Spiele-Bilanz: Persönliche Rekorde mag er aufstellen, Titel hingegen bleiben Mangelware.Das wird sich wohl auch in zwei Jahren nicht ändern.

Vize-Europameister 2004, WM-Vierter 2006, EM-Halbfinale 2012 - das sind schon die drei besten Platzierungen der so oft als Geheimfavorit geltenden Portugiesen in der Ära Ronaldo. Zu oft lastet der Druck in entscheidenden Partien nur auf seinen Schultern. Zu oft versteckt sich der Rest des Teams im Schatten des Ausnahmespielers, wenn es drauf ankommt.

Quali wird erneut zur Qual - Messi klaut begehrte Trophäen

Und zu oft enttäuschte auch Ronaldo, wenn er für sein Land auflief. Während er bei seinem Klub Real Madrid im Schnitt jedes Spiel trifft, schafft er das für Portugal nur etwa in jedem dritten. Auch deswegen mussten die Südeuropäer vor den vergangenen zwei großen Turnieren in die Relegation.

Nach dem 0:1 in der WM-Quali gegen Russland am Freitag, bei dem Ronaldo erneut nicht überzeugen konnte, droht diese Zitterpartie gar zum dritten Mal hintereinander.

In den besten Mannschaften der Welt, zunächst bei Manchester United und seit 2009 bei Real, mag Ronaldo brillieren. Die fehlenden Titel und Erfolge mit der Nationalelf bleiben jedoch ein Makel. Und nicht zuletzt gibt es auf der Liste der besten Fußballer auch noch einen, der CR7 seit Jahren im Wege steht: Lionel Messi. Dreimal hintereinander wurde der kleine Argentinier, der neuerdings übrigens auch im Nationaltrikot überzeugt, zum Weltfußballer gewählt. Dieses Jahr soll diese Serie endlich ein Ende haben.

Es wäre gar ein Verbrechen, wenn der Techniker vom FC Barcelona erneut gewinnen würde, hatte Ronaldos Vereinstrainer und Landsmann Jose Mourinho just verlauten lassen. Ob seine Worte Wirkung zeigen, wird sich bei der FIFA-Gala am 7. Januar 2013 in Zürich zeigen. Für Ronaldo wäre es endlich mal wieder ein großer Titel - wenn auch erneut nur ein individueller.

Cristiano Ronaldo im Steckbrief